Der Preis des Verrats (German Edition)
bis er sich zu beruhigen schien.
„Bist du okay?“, fragte Caitlyn, als Reid seine Waffe ins Holster steckte und zu ihr kam. Seine Jeans und die Stiefel waren staubbedeckt.
Er nickte. „Ich danke Gott für die dicken Stiefel.“
Dennoch spürte Caitlyn, wie sich eine Unruhe in ihr ausbreitete, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob es an der Schlange oder an Joshuas Telefonanruf lag. Sie hatte noch nieeine Schlange in so unmittelbarer Nähe des Hofes gesehen, wo immer ein reges Treiben herrschte. Aber als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, es könnte eine Art Omen sein, kam sie sich albern vor. Die Stallarbeiter und Programmteilnehmer redeten aufgeregt durcheinander, und einige mutigere Teenager hatten sich weiter vorgewagt, um einen genaueren Blick auf die spärlichen Überreste der Mokassinschlange zu werfen.
„Caitlyn.“ Reids Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Hat Joshua irgendwelche Hinweise geliefert, dass er etwas über Ms Harpers Entführung weiß?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er behauptet, er habe gerade davon in den Nachrichten gehört.“
„Ich werde Agent Tierney sagen, dass dein Bruder dich kontaktiert hat. Vielleicht lohnt es sich, einen Agenten ins Gefängnis zu schicken, der sich mit ihm unterhält.“
„Dich?“, fragte sie.
„Ich weiß nicht. Das ist Mitchs Entscheidung. Er leitet die Ermittlungen.“
„Wenn du zum Gefängnis fährst, will ich mitfahren. Ich möchte die Opfer finden, für ihre Familien.“ Caitlyn bemühte sich, nicht betroffen zu klingen. „Es gibt nichts, was ich für Bliss tun könnte, aber ich kann … ihnen helfen.“
Reid antwortete nicht, legte aber seine Hand kurz über ihre Finger auf der Flanke des Pferdes.
Caitlyn spähte zu der Gruppe, die sich gerade um die tote Schlange drängte. Sie dachte an ihren Bruder. Die Bilder von Joshua in seiner Gefängnisuniform, ihrem gesichtslosen Angreifer auf dem Parkdeck des Krankenhauses und der auffälligen Mokassinschlange schossen in ihrem Kopf hin und her. Und nach und nach schien es ihr, als würden diese drei Übel ineinanderfließen, bis sie ein und dasselbe waren.
31. KAPITEL
Reid starrte aus dem Wohnzimmerfenster, während sich die Dämmerung über das Farmhaus legte wie eine dicke, graue Decke. Er blickte an dem Zufahrtsweg vorbei in den Wald hinein, der bereits dunkel und schattenhaft dalag. Wieder einmal musste er feststellen, wie unglaublich einsam Caitlyn hier draußen lebte.
Er hatte den restlichen Nachmittag im Middleburg Police Department verbracht, um Ed Malcolm über Caitlyns Situation ins Bild zu setzen und zu versuchen, seine Unterstützung zu bekommen. Wie die meisten Kleinstädte hatte Middleburg nur eine Handvoll Polizisten zur Verfügung, aber zumindest hatte der Chief zugestimmt, einen Streifenwagen einige Male pro Nacht auf dem Anwesen von Rambling Rose patrouillieren zu lassen. Reid wäre viel wohler, wenn Caitlyn zustimmen würde, für eine Weile in den District zurückzukehren. Aber zugleich verstand er ihr Bedürfnis, hier draußen zu sein – in der Nähe ihrer Arbeit und weit fort von ihrer tragischen Vergangenheit. Er würde sich schlicht auf Ruiz verlassen müssen.
Er drehte sich vom Fenster fort, als sie die Treppe herunterkam. Caitlyn trug einen Jerseyrock und ein Oberteil mit rundem Halsausschnitt – Kleider, die sie, wie er sich vorstellte, angesichts ihrer verletzten Hand leichter an- und ausziehen konnte.
„Du trägst deine Bandage nicht“, bemerkte er.
„Ich habe sie abgenommen, um zu duschen. Sie juckt auf der Haut. Ich werde vorsichtig sein.“
„Fertig zum Essen?“
Sie seufzte. „Es war sehr aufmerksam von dir, auf deiner Fahrt in die Stadt etwas zu essen zu besorgen, aber ich bin noch nicht sehr hungrig.“
„Du musst etwas zu dir nehmen, Caitlyn“, mahnte Reid. Er schob sie sanft ins Esszimmer, das von der Küche durch eine große Servierküche abgetrennt wurde. Auf dem Tisch standen Styroporbehälter. Sie enthielten großzügige Portionen Linguinemit Muschelsoße und Ravioli in Tomatensugo. Daneben lagen Ciabattabrötchen mit geriebenem Parmesan.
„Ich kannte kein Restaurant hier in der Gegend. Ed Malcolm hat mir eines empfohlen.“
„Das DeLucci’s ist perfekt. Danke.“ Sie ging zu dem Weinschrank, der neben der großen Glastür stand, und holte eine Flasche Merlot hervor. „Könntest du sie öffnen?“
Reid nahm den Wein und den Korkenzieher, den sie ihm reichte, und befreite den Korken mit ein paar geschickten
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