Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
Vom Netzwerk:
scheren. Aber nichts passierte. Sie streckte die Hand nach der Türklinke aus, und mit einem leisen Schnappen fiel die Tür ins Schloss. Caitlyn zog ihren Schreibtischstuhl hervor und sank auf den Sitz. Sie musste das Gespräch jetzt durchstehen.
    „Gut“, sagte sie erschöpft. „Worüber willst du mit mir reden?“
    „Bliss.“ Er senkte seine Stimme. „Ich habe den ganzen Tag an sie gedacht. Daran, was vermutlich gerade in diesem Augenblick mit ihr passiert. Wenn er wirklich wie ich ist, was wird er dann jetzt wohl gerade tun …“
    „Woher weißt du von Bliss?“
    „Es gibt tatsächlich Fernseher im Gefängnis, Caity. Ich weiß auch von dem Überfall auf dich.“
    „Joshua, hör mir zu.“ Sie umklammerte den Hörer fester. „Weißt du, wer Bliss entführt hat? Wo sie ist?“
    Sie konnte förmlich hören, wie er mit den Schultern zuckte. „Tut mir leid. Ich habe keine Ahnung.“
    „Du hast Bliss gekannt! Wir sind alle zusammen aufgewachsen. Wenn du irgendetwas weißt, das helfen könnte, sie zu finden …“
    „Bliss war eine freche, verwöhnte Schlampe. Ich hoffe, er hat seinen Spaß mit ihr.“ Er musste Caitlyns Reaktion vorausgeahnt haben, denn er fügte hinzu: „Wir sprechen erst seit einer Minute. Wenn du jetzt auflegst, bekommst du nur eine Leiche.“
    Caitlyn strich sich mit einer zitternden Hand über die Augen. „Ich bin noch dran.“
    Während Joshua sprach, beobachtete sie die Uhr auf ihrem Schreibtisch, zählte die Sekunden, bis seine Zeit verstrichen war. Dann legte sie wortlos den Hörer auf und fühlte, wie eine kalte Benommenheit von ihr Besitz ergriff. Joshua hatte ihr in lebhaften, grotesken Details die Dinge beschrieben, die Bliss höchstwahrscheinlich genau in diesem Moment zugefügt wurden. Dieselben Dinge, die er jedem seiner Opfer angetan hatte und in seiner Fantasie auch ihr. Er hatte leise gesprochen und mit heiserer Stimme. Sein stoßweiser Atem und ein letztes, hartes Ächzen hatten Caitlyn zum Ende des Gesprächs verraten, dass er die ganze Zeit masturbiert hatte.
    Sie fühlte sich schmutzig und ihr war übel.
    Ein Klopfen an der Tür ertönte. Reid neigte sich in den Raum hinein. „Ich habe dich gesucht. Einer der Stallarbeiter meinte, du hättest einen Anruf …“
    Er starrte Caitlyn an. „Wer war das?“
    „Joshua. Er hat angeboten, zwei Leichenfundorte preiszugeben, wenn ich ihn das nächste Mal … besuche.“
    Reid kam näher. Seine Augen hatten die Farbe von kaltem, grauem Stahl angenommen. „Im Austausch für was?“
    „Dafür, dass er mir beschreiben durfte, was vermutlich gerade mit Bliss passiert.“
    Reid stöhnte wütend auf. „Das tut mir leid.“
    „Mir nicht. Wenn es dazu führt, dass dieser Albtraum schneller vorbei ist …“
    Plötzlich drang der durchdringende Schrei eines Kindes zu ihnen ins Büro. Caitlyn fuhr zusammen. Reid lief in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, und Caitlyn folgte ihm auf den Fersen.
    Die Kinder stoben auseinander, als die beiden draußen auf dem Hof ankamen. Ungefähr dreißig Meter vom Stall entfernt, am Rande des Reitpfads, hatte sich eines der Quarter Horses, ein schwarzer Wallach mit Namen Midnight, aufgebäumt und auf die Hinterbeine gestellt. Ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren klammerte sich verzweifelt an den Sattel des Tieres. Eine Reittherapeutin schlug mit einem langen Stock nach etwas auf dem Boden. Caitlyn rang nach Luft, als sie in dem Staub, den die Pferdehufe aufgewirbelt hatten, die große Mokassinschlange entdeckte.
    „Nicht!“, rief sie und hastete vorwärts. Reid erreichte den Unglücksort zuerst und griff nach dem Zaumzeug des Pferdes, versuchte es hinunter auf alle viere zu ziehen. Einen Herzschlag lang fürchtete Caitlyn, er würde von dem Tier zertrampelt werden. Die Schlange stieß nach Reids Stiefel. Er schaffte es, das Pferd zurückzudrängen und Caitlyn die Zügel in die gesunde Hand zu drücken. Sie zog das Tier in Richtung Stall.
    „Gehen Sie zurück“, brüllte Reid die Reittherapeutin an. Er zog seine Waffe, zielte und schoss. Der Kopf der Schlange explodierte. Ihr Körper schlängelte sich noch einige Sekunden lang, flatterte und verdrehte sich, bevor er bewegungslos zusammensackte.
    Caitlyn half dem weinenden Mädchen vom Pferd, dann schickte sie es hinüber zu der Reittherapeutin, die nach der Schlange geschlagen hatte. Sie legte einen Arm um die Schultern des Mädchens und führte das Kind fort. Caitlyn sprach sanft auf den Wallach ein, streichelte seine Flanke,

Weitere Kostenlose Bücher