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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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trieb sie an, auch wenn ihre Haut aufgeschürft war und blutete, wo sie immer wieder an der festen Schnur gerissen hatte.
    Er würde bald zurück sein.
    Hilflose Tränen stiegen ihr in die Augen, verschlossen ihr die Kehle und erstickten sie beinah. Der Knebel in ihrem Mund war nass vom Speichel. Dumpfe Kopfschmerzen plagten sie, und sie fühlte sich benommen. Was bedeutete, das klebrige Etwas an ihrem Kopf konnte nur getrocknetes Blut sein.
    Wie lange war sie schon hier? Die Zeit hatte für sie jegliche Bedeutung verloren, jede Sekunde, die sie gefesselt auf dieser dreckigen, blutbefleckten Matratze lag, erschien ihr wie eine Ewigkeit.
    Vage erinnerte sie sich, wie er in der dunklen Nische in Braden Cahills Bibliothek gestanden hatte. Sie hatte erst einen Schreck bekommen – war dann erleichtert gewesen –, als sie ihn wiedererkannte. Er hatte eine gute Ausrede zur Hand gehabt, warum er dort war. Zunächst hatten sie darüber gesprochen, wie es Caitlyn erging, aber die ganze Zeit über hatte sich das Gefühl in ihr verstärkt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Als er ihr zu nahe gekommen, zu freundlich geworden war, war sich Bliss jedoch auf einmal ganz sicher gewesen, dass etwas nicht stimmte.
    Für einen kurzen Moment hatte sie gedacht, sie könnte sich aus der ganzen Sache herausreden. Ihn lange genug ablenken, um wegzulaufen, aus dem Haus zu fliehen oder sich im Badezimmer einzusperren und mit dem Handy die Polizei zu rufen. Aber als er zuschlug, war er überraschend schnell gewesen. Sie konnte es sich zumindest zugutehalten, dass sie nicht kampflos aufgegeben hatte.
    Wo war sie? In irgendeinem Keller? Es war dunkel und kalt in diesem Raum, und es roch nach Moder.
    Er hatte sie immer wieder vergewaltigt. Sie gewürgt mit einem Stromkabel, während er auf ihr lag. Sie mit Zigaretten verbrannt. Die Wunden schmerzten, pochten …
    Ein dumpfer, verängstigter Schluchzer brach aus ihr heraus. Sie schloss die Augen, versuchte, ihre Angst unter Kontrolle zu bekommen. Sie würde überleben. Sie hatte doch nicht eine schreckliche Ehe überstanden, dann eine schmerzliche Scheidung, hatte nicht noch einmal eine neue Karriere begonnen für … dies hier? Zu viele Leute hielten sie für weich, wegen ihrer privilegierten Erziehung, aber sie hatte ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen. Auf diese Weise würde ihr Leben nicht zu Ende gehen. Irgendjemand würde sie finden, sie mussten einfach.
    Die Decke über ihrem Kopf knarrte. Unwillkürlich brach ihr am ganzen nackten Körper der Schweiß aus. Schwere Schritte ertönten. Oh Gott, er ist zurück . Galle stieg ihr in die Kehle, ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie spürte, wie eine grenzenlose Panik sich ihrer bemächtigte und sie in ihren Sog zu ziehen begann. Verzweifelt kämpfte Bliss gegen die Fesseln an, spürte das scharfe Brennen der Schnur an ihren Hand- und Fußgelenken.
    Er kam die Holztreppe hinunter. Sie sah seinen Schatten in der Dunkelheit des fensterlosen Raums, er lauerte neben einem Wäschetrockner. Für eine lange Zeit stand er da, bewegungslos. Beobachtete sie. Sie versuchte zu schreien – betteln – irgendetwas, aber der dicke Knebel in ihrem Mund dämpfte den Laut.
    Schließlich knipste er das Licht an, der aus Betonstein gemauerte Raum wurde von einer einzelnen nackten Glühbirne erleuchtet, die an einem Kabel über ihr hing. Bliss blinzelte zu dem Monster hinauf, das in der Tür stand. Er hielt ein großes Messer in der Hand.
    „Hast du mich vermisst?“, fragte er.

33. KAPITEL
    Reid stand mit Cal Bernard, einem der Computerspezialisten des Bureau, im Wohnzimmer. Hinter ihnen drang blasses Morgenlicht durch die Spitzengardine vor dem großen Panoramafenster.
    „Danke, dass Sie den ganzen Weg hier herausgekommen sind, besonders an einem Freitag“, sagte Reid.
    Cal hatte schwarzes Haar, das er zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden hatte, und trug einen gepflegten Bart. Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Um Ihnen einen Gefallen zu tun? Kein Problem, Reid. Ich wünschte nur, ich hätte Ihnen etwas Genaueres sagen können. Es wird schwierig werden, herauszufinden, wer am anderen Ende dieser Leitung gewesen ist.“
    „Aber nicht unmöglich?“
    „Sobald er gemerkt hat, dass Sie ihm auf der Spur sind, wurde die Verbindung unterbrochen. Ihr Voyeur ging über zwei Dutzend verketteter Proxy-Server, darunter mehrere außerhalb des Landes. Es ist ein ziemlich ausgeklügeltes System – wer immer der Typ ist, er ist ein echter Computerfreak.“

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