Der Preis des Verrats (German Edition)
geschehen war. Immer und immer wieder spielte sie in Gedanken durch, wie Reid sie berührt hatte, wie sie auf ihn reagiert hatte und was für ein deutliches Licht das wiederum auf ihre Bedürfnisse warf.
Keiner von ihnen hatte jedoch über ihr romantisches Zwischenspiel gesprochen. Sobald Rob verschwunden war, hatte Reid in dem Kamin ein Feuer angezündet, dann hatte er Caitlyn vor dem Fernseher sitzend zurückgelassen, um in der Küche ein paar Telefonate zu führen. Als er zurückkam, blieb er sorgfältig auf Distanz, setzte sich in den Ohrensessel, anstatt auf die Couch neben sie.
Sie fragte sich, ob er auch dieses Mal bedauerte, was geschehen war.
Zumindest war sie mit ihm ganze zwölf Stunden zusammen gewesen, und die lähmenden Kopfschmerzen, die sie in der Nacht zuvor bei ihm miterlebt hatte, waren nicht wieder aufgetreten. Sie hatte mit ihm noch einmal darüber sprechen wollen, hatte gehofft, die gemeinsam verbrachte Zeit würde ihn dazu ermutigen, sich ihr gegenüber zu öffnen. Wenn es überhaupt irgendetwas gab , das er ihr anvertrauen konnte. Caitlyn starrte sich unsicher im Spiegel an. Dann nahm sie die Handbandage vom Waschtisch und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Sie musste das sperrige Ding auf ihrem Schoß balancieren, damit sie die Klettverschlüsse zusammenheften konnte.
Das Geräusch im Raum war kaum zu hören – ein schwaches, mechanisches Surren. Caitlyn schaute sich um, überlegte, was das war. Aber das Geräusch verschwand so schnell, wie esaufgetaucht war. Sie seufzte und stand auf, ging zurück zum Waschtisch, um sich die Zähne zu putzen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Da war es wieder.
Ssshh .
Was war das für ein Geräusch? Es kam ihr entfernt bekannt vor, aber sie konnte es hier in der vertrauten Enge des Badezimmers nicht zuordnen. War es schon immer da gewesen? Normalerweise ließ sie das Wasser im Waschbecken oder in der Dusche laufen, genauso wie ein kleines CD-Radio, mit dem sie Musik, meist Jazz, hörte. Heute Abend hatte sie es ausgeschaltet, sie wollte nicht, dass irgendetwas mit den Gedanken, die ihr durch den Kopf spukten, in Wettstreit trat.
Als sie sich auf den Wäscheschrank zubewegte, um sich ein sauberes Händehandtuch zu holen, vernahm sie das Geräusch wieder. Sie wurde neugierig, hockte sich auf die Holzdielen und stellte fest, dass das Geräusch aus der Lüftungsklappe kam. Als sie zwischen den Metallstäben des altertümlichen viktorianischen Gitters hindurchspähte, begann das Surren aufs Neue.
Sie entdeckte etwas Rundes. Einen Zylinder. War er aus Glas?
Im Schrank fand sie einen kleinen Werkzeugkasten, den sie dort für kleinere Reparaturen aufbewahrte. Sie kniete sich wieder auf den Boden und lockerte mit der gesunden Hand und einem kleinen Schraubenzieher die Schrauben des Gitters. Während sie arbeitete, blieb es still im Lüftungsschacht. Schließlich fiel die letzte der vier Schrauben heraus und Caitlyn entfernte das Eisengitter.
Schockartig wurde ihr klar, warum sie das Geräusch wiedererkannt hatte. Die Linse einer Videokamera starrte sie an, das Surren stammte vom Autofokus, der die Bildschärfe regelte.
Caitlyn verließ das Badezimmer. Sie eilte den Flur hinunter und klopfte an Reids Schlafzimmertür. Sie war verschlossen, obwohl das Licht drinnen noch brannte. „Reid?“
„Ich komme“, sagte er. Einen Moment später öffnete er die Tür, trug Jeans und nichts weiter. Sie hatte ihn offenbar erwischt, als er sich gerade ausziehen wollte, um zu Bett zu gehen. Seinebreite Brust war straff und durchtrainiert und leicht mit dunklem Haar bedeckt.
„Was ist los?“, fragte er, sobald er ihr Gesicht sah.
„Bitte, komm und sieh dir das an.“
Er folgte ihr, und Caitlyn stellte fest, dass er seine Waffe eingesteckt hatte. Nicht, dass sie irgendetwas nützte bei dem, was er gleich zu sehen bekommen würde.
„Was ist denn?“
„Da unten.“ Sie wies auf das offene, schwarze Loch, wo das Gitter gewesen war.
Reid bewegte sich näher heran und starrte in den Lüftungsschacht. Sie hörte ihn fluchen. Er drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht hatte sich verhärtet.
Caitlyn schlang ihre Arme um sich. Nicht einmal die aufdringlichen Reporter während des ersten Falls hatten es geschafft, dass sie sich so überfallen und bedrängt fühlte. So entblößt.
„Jemand hat mich die ganze Zeit beobachtet“, sagte sie.
32. KAPITEL
Bliss Harper krümmte sich und versuchte vergeblich, ihre Fesseln zu lockern. Eine kalte Angst
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