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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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rückwirkend digitalisiert hatten. Er zweifelte stark, dass sie oben in Donegal die Leute oder die Motivation für diese Arbeit hatten. In manchen Revieren gab es wahrscheinlich nicht einmal die entsprechenden Computer. Gweedore war so ein Fall. Bei einem kurzen Anruf im zuständigen Revier in Bunbeg teilte ihm ein Anrufbeantworter mit, dass das Revier nur an Wochentagen jeweils drei Stunden vormittags besetzt war. Um von denen etwas zu erfahren, musste er bis Montag warten. Ihn beschlich jedoch immer mehr das Gefühl, dass er sich das nicht leisten konnte. Sosehr er sich auch bemühte, er bekam das Bild von Paula Halpin nicht mehr aus dem Kopf, die arglos in Dartry den Hügel hinauf in ihren Tod schlenderte. Es war, als hätte sich ein übersinnliches Wesen in seinem Kopf eingenistet – es drängte oder verhöhnte ihn nicht, sondern hatte sich einfach mit seinen teuflisch lodernden Augen in seinem Gehirn festgekrallt.
    Da fiel ihm der defekte Scheinwerfer wieder ein. Er öffnete die Verkehrsdeliktsakte noch einmal und sah sie sich genauer an. Dann sah er es: »Dem Fahrer, Mr Sean Rinn aus Palmerston Park, Dublin, wurde eine vor Ort fällige Geldbuße von 80 Euro auferlegt, da er in einem Fahrzeug ohne angemessene Beleuchtung auf einer öffentlichen Straße unterwegs war. Und zwar war der Scheinwerfer auf der Fahrerseite des Taxis defekt.« Scheiße! Mulcahy prüfte es noch einmal. Eindeutig Taxi. Beim ersten Mal musste er es überlesen haben. Er suchte die Akte nach weiteren Hinweisen dafür ab, dass er nicht vollkommen übergeschnappt war, und ein paar Sekunden später hatte er sie. Da, unten in der Akte unter dem Autokennzeichen eines grauen Toyota Corolla Baujahr 2003, 03-D-35982, stand auch die Nummer der Taxilizenz: 19374. Das konnte kein Zufall sein.
    Kurz darauf rief er in der Taxizentrale an, die hatten Rinn jedoch nicht in ihrer Datei. Dann nannte er die Nummer der Taxilizenz, unter der jedoch ein Mr Eric Dawson aus Clondalkin verzeichnet war, dessen Lizenz derzeit nicht aktiv war. Also gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder war Rinn das Opfer eines weiteren bizarren Garda-Tippfehlers, oder er fuhr mit einem gefälschten Taxischild auf dem Wagendach herum und gab sich als Taxifahrer aus.
    Inzwischen hatte Mulcahy jedoch Kopfschmerzen von der Bildschirmarbeit, und seine Lunge platzte fast vor Sehnsucht nach einer Zigarette. Er schnappte sich seine Jacke und ging zum Fahrstuhl. Vielleicht half ihm das Rauchen, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er war gerade draußen und hatte sich eine angesteckt, als sein Handy klingelte.
    »Buenas tardes, Mike. Cómo estás?«
    Es war Javier Martinez. Herrje, wie schaffte er es nur, immer so verdammt glücklich zu klingen?
    »Mir ging’s schon mal besser, Jav. Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Gut. Tut mir leid, dass ich so spät anrufe, aber du hast das von der armen Jesica Salazar gehört, oder? Du kommst doch morgen?«
    »Ja, natürlich. Gleich mit der ersten Maschine. Ich freu mich schon, dich zu sehen. Noch mehr freut es mich allerdings, dass sich das Mädchen schon wieder so weit erholt hat.«
    Es war kaum zu glauben – vom Gefühl her war es nicht lange her, dass er am Krankenhausbett des armen Kinds gestanden und ihr blutunterlaufenes und geschwollenes Gesicht angesehen hatte. Die Jugend war ziemlich unverwüstlich. Plötzlich hatte er ihre Worte wieder im Kopf. Er sah vor sich, wie sie mit den Fingern über die rote Strieme an ihrem Hals fuhr, wo die Kette abgerissen worden war, und ihm etwas zuflüsterte.
    »Hizo la señal de la cruz«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Hizo la señal de la cruz.«
    Als Siobhan die Notizen zu einer ersten Textversion in den Computer getippt hatte, war sie ziemlich müde, die Begeisterung für die ganze Sache trieb sie aber immer noch weiter. Nach drei Stunden Arbeit hatte sie jetzt zwei weitere Storys, zumindest in Grundzügen, für Sonntag parat. Keine schlechte Ausbeute, und sie hatte sogar noch einen Tag Zeit. Vielleicht sollte sie nach Hause fahren und ein paar Klamotten bügeln. Oder fernsehen. Oder beides. Bei dieser Perspektive änderte sie ihre Meinung, öffnete eine neue Datei und begann einen Artikel, in dem sie die Frage aufwarf, ob Byrne tatsächlich der richtige Mann war. Wahrscheinlich tat sie das nur, weil sie sich Pater Touhy verpflichtet fühlte. Ihre Gedanken kreisten, und ihre Finger bewegten sich flugs über die Tastatur, als sie versuchte, nichts außer Acht zu lassen, alle losen Fäden

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