Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
Vom Netzwerk:
Schrecken eingejagt, als ich so allein im Büro war. Mir hat da jemand was geschickt … Ich meine, ich wollte dir was zeigen und dich fragen, was du davon hältst.«
    »Okay«, sagte er. »Zeig her.«
    Siobhan beugte sich vor und wollte die Umhängetasche öffnen, die vor ihren Füßen auf dem Boden lag, dann überlegte sie es sich anders. Sie richtete sich wieder auf und starrte ihn wütend an.
    »Du brauchst aber nicht zu denken, dass ich dir verzeihe«, sagte sie.
    »Dass du mir verzeihst?«, er lachte höhnisch. »Müsste das nicht andersrum sein?«
    »Wieso?« Sie lächelte weder, noch schmollte sie oder spielte mit ihm, soweit er das erkennen konnte. Es war ihr Ernst. »Ich hab nur meine Arbeit gemacht. Ich hab dich sogar vorher gewarnt. Das war kein Grund, mich so abzuservieren. Also, eine verdammte SMS , Mulcahy. Hättest du mir das nicht wenigstens von Angesicht zu Angesicht sagen können?«
    »Herrgott, Siobhan, du hast ja keine Vorstellung, welchen Ärger du mir bereitet hast. Vom Polizeipräsidenten abwärts glauben alle, dass du das alles von mir weißt. Die haben uns zusammen gesehen. Ich bin praktisch aus der Ermittlung rausgeflogen. Und deshalb sitze ich jetzt für Gott weiß wie lange bei der verdammten Sitte fest.«
    Dieses Mal war sie wenigstens so anständig, etwas bestürzt auszusehen.
    »Warum sollten sie denken, dass du etwas damit zu tun gehabt hast? Ich meine, du hast mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass du mir nicht hilfst. Und ich hab darauf geachtet, dich aus der Sache rauszuhalten. Und das war gar nicht einfach, glaub mir. Dein Name ist immer wieder gefallen, und keineswegs nur in positivem Sinne.«
    Das kam so überraschend, dass er es fast noch einmal leise für sich wiederholt hätte.
    »Wovon sprichst du, verdammt noch mal? Wann ist mein Name gefallen? Und wie bist du an diese ganzen Informationen gekommen?«
    »Hör zu, Mulcahy, du weißt, dass ich nicht über meine Quellen sprechen darf, also fang jetzt nicht damit an, okay?«
    »Nein, das reicht mir nicht, Siobhan«, sagte er wütend. »Du hast gerade gesagt, dass jemand über mich hergezogen ist. Wer war das?«
    »Schluss jetzt«, sagte Siobhan, streckte die Hand aus und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. Ihre Berührung traf ihn wie ein Blitz. »Ich schwöre es, Mulcahy, ich kann dir nicht sagen, wer das war. Ich weiß es selbst nicht genau. Aber hör zu, darum geht es nicht. Ich wollte dich bitten …«
    »Darum geht es nicht?« Mulcahy sprang auf. »Ich sitz deinetwegen bis zum Hals in der Scheiße, und du sagst, darum geht es nicht? Herrgott noch mal!«
    Der Ausbruch überraschte sie offenbar. Sie lehnte sich zurück, rieb sich mit beiden Händen die Augen, schien alles lieber zu tun, als ihn anzusehen. Als sie dann wieder etwas sagte, war es, als begleitete ein leichter, kalter Wind ihre Worte.
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass ich es dir nicht sagen könnte, selbst wenn ich den Namen kennen würde. Aber gut, wenn du willst … An dem Morgen, nachdem wir im Blue Light waren, habe ich einen Anruf bekommen. Der Mann sagte, er arbeitet am Salazar-Fall und weiß, was da abläuft. Er hat mir alles auf einem Silbertablett serviert. Nach dem Überfall auf Catriona Plunkett lief es genauso. Dann habe ich tagelang nichts von ihm gehört. Ehrlich nicht. Ich war richtig erleichtert, als er sich dann wieder gemeldet hat, nachdem Paula Halpins Leiche gefunden wurde: ›Kommen Sie in den Phoenix Park. Zum Furry Glen. Und zwar schnell, Baby.‹ Das hat er gesagt. Weiter habe ich nichts von ihm gehört. Jetzt lass uns davon aufhören, sonst sprechen die einen Bann über mich aus und ich krieg nie wieder einen anständigen Hinweis.«
    Mulcahy warf den Kopf in den Nacken und stieß ein langes, tiefes Stöhnen aus. »So läuft das also, klar doch. ›Und zwar schnell, Baby?‹ Das hat er gesagt?« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich hab’s gewusst. Dieser hinterhältige Drecksack. Ich hab die ganze Zeit gewusst, dass er dahinterstecken muss.«
    Siobhan starrte ihn mit panischem Blick an, weil sie merkte, dass sie zu viel gesagt hatte.
    »Immer mit der Ruhe, Mulcahy. Ganz egal, wen du meinst, du hast es nicht von mir, okay? Ehrlich, mir würde nie wieder jemand etwas erzählen. Ich wäre am Ende.«
    Aber er hörte ihr gar nicht mehr zu, betrachtete die Situation jetzt aus Cassidys Sicht – das war der perfekte Plan, dem hochnäsigen Inspector eins auszuwischen und dabei noch ein paar Euro nebenbei einzukassieren.

Weitere Kostenlose Bücher