Der Priester
hofften, ein schnelles Geständnis zu bekommen. Emmet hat da ein Problem – bei Gott, ich muss es ja nun wirklich wissen. Er beichtet einfach gern Dinge, die er nicht getan hat. Weil er glaubt, dass er damit bedeutender erscheint. Ein paar von diesen Dingen, die dann dabei rauskommen, klingen ziemlich seltsam, wenn man ihn nicht kennt. Doch er meint das nicht böse. Wenn Sie ihn kennen würden, wüssten Sie, dass er zu so etwas gar nicht in der Lage wäre.«
Siobhan wusste nicht recht, was sie von der ganzen Sache halten sollte. »Ich unterbreche Sie nur ungern, Pater«, sagte sie so behutsam wie möglich, »aber nach den Gerüchten, die ich gehört habe, steckt Emmet in weitaus größeren Schwierigkeiten. Ehrlich gesagt habe ich nichts von einem Geständnis gehört. Vielmehr hat die Polizei behauptet, sie hätten gerichtsmedizinische Beweise, und mehr kann man in solch einem Fall wirklich nicht erwarten. Ich glaube, Sie sollten sich eher darauf vorbereiten.«
Sie überschlug es schnell im Kopf: Es war Freitagnachmittag, sie brauchte also nur sechsunddreißig Stunden zu überstehen. Wenn sie die Information über Emmets vorherige Festnahme exklusiv für ihre eigene Titelseite behalten konnte, wäre das ein spektakulärer Coup. Außerdem tat ihr der alte Pfarrer doch ein bisschen leid.
»Hören Sie, Pater, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Ich würde das sonst niemandem gegenüber erwähnen. Wie Sie schon sagten, wird es wahrscheinlich sowieso irgendwie herauskommen. Aber es hat keinen Sinn, den Leuten einen Stock in die Hand zu geben, den sie doch nur dazu benutzen würden, auf Emmet einzuprügeln. Sie können sich ja vorstellen, wie schlecht diese Information für ihn wäre, sollte sie in die falschen Hände geraten.«
Seine nächsten Worte überraschten sie.
»Aber bei Ihnen ist sie in den richtigen Händen, Siobhan, oder?«
Wenn sie sich nicht so aufwendig geschminkt hätte, hätte er sehen können, dass sie bis zu den Haarwurzeln errötete.
»Ich hätte erwartet, dass Sie Rinn jetzt, wo Sie diesen anderen Kerl geschnappt haben, vergessen«, sagte Brennan, nachdem Mulcahy sich am Telefon gemeldet hatte.
»Da haben Sie natürlich recht«, erwiderte Mulcahy, der dazu nicht viel sagen wollte. »Sie wissen ja, wie das läuft. Das ist zwar jetzt der Schwerpunkt der Ermittlungen, trotzdem verfolgen wir auch andere Spuren.«
Brennan schien nicht vollkommen überzeugt zu sein, aber sein tiefsitzender Wunsch, dass jemand, egal wer, Rinn Daumenschrauben anlegte, reichte offenbar, um darüber hinwegzugehen.
»Gut. Also, ich habe meinen alten Freund angerufen, wie Sie mich gebeten hatten«, sagte Brennan schließlich und atmete hörbar aus wie ein Mann, der beschlossen hatte, dass man manchmal die Regeln beugen musste, um zu einem Ergebnis zu gelangen. »Ich hatte gedacht, die Tatsache, dass er seit Jahren pensioniert ist, würde ihm vielleicht etwas die Zunge lockern, musste aber feststellen, dass sich vermutlich eher in seinem Gehirn etwas gelockert hat. Er konnte sich kaum noch an mich erinnern, von Sean Rinn ganz zu schweigen.«
Mulcahy wartete, dass Brennan fortfuhr, und hoffte, nicht nur seine Zeit zu verschwenden. Brennan klang jedoch, als ob er tatsächlich etwas für ihn hätte.
»Seine Frau hat mir dann die Nummer von einem Kollegen gegeben, mit dem er damals zusammengearbeitet hat. Er heißt Tommy Casey.« Der Sergeant gluckste. »Ich habe ihn angerufen, und wie sich herausstellte, kannten wir uns von ganz früher, und danach war er dann etwas hilfsbereiter. Er erinnerte sich gut an Rinn und die ganze Aufregung in Drumcondra. Muss wohl doch schlimmer gewesen sein, als ich dachte. Laut Tommy wurde Rinn nach einem Zwischenfall mit jemandem vom Personal aus All Hallows rausgeschmissen.«
»Ein Zwischenfall? Reden wir von einer Misshandlung?«
»Ja, aber es war nichts Sexuelles. Es gab einen Streit – mit einem Mann, glauben wir. Die Details wusste Tommy auch nicht mehr. Nur dass Anzeige in der Drumcondra-Garda-Station erstattet wurde, die bald darauf wieder zurückgezogen wurde. Dazu kamen Gerüchte, dass ein Batzen Geld den Besitzer gewechselt hat, worauf die ganze Sache unter den Teppich gekehrt wurde.«
»Klingt eigentlich fast wie das, was Sie mir letztes Mal schon erzählt haben«, sagte Mulcahy.
»Absolut nicht«, sagte Brennan. »Ich dachte immer, er wäre wegen irgendeiner Geschichte in Donegal aus dem Seminar geflogen. Aber dieser ›Zwischenfall‹ hat sich hier, im All Hallows College
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