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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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und ein Polizist hielt das Tor auf.
    »Weiß der Geier, was für einen Ärger ich mir aufhalse, wenn sie rauskriegen, dass du kein Außenminister bist«, sagte er lachend.
    »Ich bin überzeugt, dass du dich da schon wieder herauswinden wirst«, sagte Mulcahy. »Ist dir doch bisher auch immer gelungen.«
    Martinez schob ihn voran. »Zeig ihnen deinen Pass. So viel Macht hab ich hier auch nicht.«
    Mulcahy zeigte seinen Reisepass, wurde dann zum wartenden Sicherheitsfahrzeug geschoben und hineingesetzt, wobei eine Hand beim Einsteigen seinen Kopf herunterdrückte. Die Tür wurde zugeschlagen, und das Fahrzeug fuhr mit quietschenden Reifen an. Er wusste nur, dass er in der Luft und auf dem Rückweg nach Irland sein wollte. Sein Wunsch wurde schneller wahr, als er erwartet hatte, denn der Wagen raste über das Rollfeld und hielt dann abrupt neben der Aer-Lingus-Maschine. Dort stand ein weiterer Wachmann und deutete auf die Gangway und die offene Tür über ihm, von der eine Stewardess ihn hinaufwinkte.
    Mulcahy eilte an Bord und bekam einen Platz sehr weit vorne. Noch bevor er sich hingesetzt hatte, rollte das Flugzeug schon Richtung Startbahn. Ihm fiel ein, dass er Siobhan nicht zurückgerufen hatte. Doch als er das Handy aus der Tasche zog, erschien die Stewardess vor ihm und forderte ihn auf, es auszuschalten. In diesem Moment stach ihm der kleine gelbe Umschlag am oberen Rand des Displays ins Auge, der anzeigte, dass er eine weitere SMS bekommen hatte. Er klickte auf Lesen, weil er wusste, dass sie von Siobhan war, und verscheuchte die protestierende Stewardess mit einer kurzen Geste.
    »Du Mistkerl – ich hab ihn trotzdem. Rinn, Palmerston Park, stimmt’s?«
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass er sich in einem Flugzeug übergeben müsste.

20
    Als sie in Dublin landeten, hatte Mulcahy viele der Puzzleteile in seinem Kopf zusammengefügt. Er konnte nicht nur die Narben an Sean Rinns Hals zuordnen, sondern auch die Fasern. Dann waren da noch der Lieferwagen und die Taxi-Lizenz – Rinn musste bei allen Opfern in etwa die gleiche Methode angewandt haben. Byrnes sogenanntes Geständnis zählte nicht. Mulcahy wusste, wie verängstigt und verwirrt manche Leute waren, wenn sie in Polizeigewahrsam genommen wurden – und bei jemandem wie Byrne, der ein bisschen zurückgeblieben war, hatte sich das nur verstärkt. Mulcahy war überzeugt, dass er das Grundgerüst richtig zusammengesetzt hatte. Das Wichtigste war jetzt, so schnell wie möglich aus dem Flugzeug zu kommen und dafür zu sorgen, dass Siobhan in Sicherheit war und Rinn festgenommen wurde.
    Er wartete mit dem Einschalten des Handys nicht, bis er die Maschine verlassen hatte. Schon als er sich nach vorne drängte, um als Erster aus dem Flugzeug zu steigen, wählte er ihre Handynummer, und als er die Gangway hinunter und weiter zum Terminal rannte, versuchte er es weiter. Doch erst in der relativen Ruhe der Ankunftshalle akzeptierte er schließlich die schlechte Nachricht, dass der gewünschte Teilnehmer im Moment nicht erreichbar wäre.
    Das war nicht gut. An der Passkontrolle zog er seinen Dienstausweis und wurde direkt durchgewinkt. Er sah auf die Uhr. 22.05. Wo zum Teufel könnte sie sein? Er rief die Auskunft an und ließ sich erst zum Sunday Herald und von dort zur Nachrichtenredaktion weitervermitteln.
    »Ist Siobhan Fallon da?«
    »Nein, ist sie nicht«, raunzte ihn eine Männerstimme an.
    »Wissen Sie, wo ich sie finden könnte?«
    »Ich habe absolut keine Ahnung«, sagte der Mann unwirsch. »Ich versuch selbst schon seit Stunden, sie zu erreichen. Und auch noch direkt vor der Drucklegung. Falls Sie sie finden, guter Mann, dann richten Sie ihr doch von Paddy Griffin aus, dass sie hier gar nicht erst wieder aufzutauchen braucht, wenn das ihre Einstellung zur Arbeit ist. Haben Sie das verstanden? Sie braucht gar nicht erst wieder herzukommen, wenn sie nicht die beste Entschuldigung auf diesem verdammten Planeten hat.«
    Die Leitung wurde unterbrochen, und Mulcahys Bauch fing wieder an zu grummeln. Er kannte den Namen Griffin von der Titelseite des Herald. Was war er noch? Nachrichtenchef? Wenn der damit gerechnet hatte, dass Siobhan sich meldet, sie das dann aber nicht getan hatte, klang das wirklich nicht gut. Die beste Entschuldigung auf diesem Planeten? Herrje, hoffentlich nicht. Mulcahy versuchte sich zu konzentrieren. Siobhan hatte ihm Rinns Adresse geschickt – also hatte sie offenbar vorgehabt, zu ihm zu fahren, um diese Spur

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