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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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wandte sich von ihm ab und deutete aufs Haus. »Da wohnt ein gewisser Rinn. Er gibt sich gern als Taxifahrer aus, bekannt geworden ist er allerdings als der Priester.«
    »Was zum Teufel reden Sie da, wir haben …«
    »Ich glaube, er hat Siobhan Fallon in seiner Gewalt, will aber nicht die Pferde scheu machen, falls ich mich irre. Mich kennt er schon, also geben Sie mir einfach Rückendeckung, okay? Dann werde ich vielleicht davon absehen, Superintendent Healy zu erzählen, wer die undichte Stelle war, über die die Informationen zum Herald geraten sind. Mit etwas Glück können Sie also sogar Ihren Job behalten.«
    Mulcahy schob Cassidy vor sich her und durch das offene Tor zu Rinns Haus. Es sah vollkommen dunkel aus.
    »Völlig verrückt«, grunzte Cassidy. »Da ist doch niemand.«
    »Klopfen Sie einfach an die Haustür«, sagte Mulcahy. »Wenn er da ist, müssen wir da irgendwie reinkommen. Erzählen Sie, dass jemand wegen Ruhestörung eine Anzeige erstattet hat, und versuchen Sie, ins Haus zu kommen. Ich komme gleich nach, sobald ich in der Garage nachgesehen habe.«
    Mulcahy ging zur alten Remise und hoffte, dass das Geräusch von Cassidys Schritten im Kies das seiner eigenen übertönte. Vor dem Garagentor blieb er stehen und lauschte. Er hörte das Klopfen an der Haustür, dann das Klingeln der altmodischen Glocke im Haus, dann lauteres Klopfen, als Cassidy seine Bemühungen verstärkte, um die Bewohner aufzuscheuchen. Mulcahy sah sich um. Im Haus ging kein Licht an, und es gab auch sonst kein Lebenszeichen. Er öffnete das hölzerne Garagentor und sah in der Dunkelheit vor sich eine graue Limousine mit einem Taxischild auf dem Dach. Also war er nicht auf der Jagd. Doch daneben war noch Platz für ein weiteres Fahrzeug, groß genug für einen Lieferwagen. Außerdem lehnte ein weiteres, größeres Taxischild an der Wand.
    Mulcahy sah einen Schalter und machte Licht. Er erstarrte beinahe sofort, als er einen Haufen roter Plastiksäcke in der Ecke sah, die genau dieselbe Farbe und Textur hatten wie die Fasern, die an der Kleidung der Opfer hingen. Neben den leeren Säcken stand eine Holzpalette mit mehreren Lagen gefüllter Säcke – und dahinter ein Rest der dicken, transparenten Plastikfolie, mit der die Säcke auf der Palette festgehalten worden waren. Mulch, las er auf einem Sack. Für Gartenwege. Ihm wurde klar, dass Byrne den Gartenmulch bestellt und abgeholt hatte und Rinn die leeren Säcke und die Verpackungsfolie für andere Dinge zweckentfremdet hatte. Bevor er das näher untersuchen konnte, hörte er, wie Cassidy hinter ihm in die Garage trat und aussah, als wollte er jemanden umbringen.
    »Ich hab Ihnen doch gleich gesagt, dass da keiner drin ist.«
    Mulcahy schüttelte den Kopf und deutete auf das Taxi. Cassidy zuckte die Achseln, bückte sich dann aber und zog etwas unter dem Auto heraus.
    »Wie’s aussieht, ist er auch telefonisch nicht erreichbar«, sagte er, drehte das Fundstück in der Hand um und zeigte es Mulcahy. Ein kaputtes Handy, das aussah, als wäre jemand draufgetreten. Mit einem flauen Gefühl im Magen erkannte Mulcahy das knallige Motorola-Handy sofort.
    »Nein, das ist Siobhans.«
    Zum ersten Mal sah Cassidy aus, als würde er Mulcahy zumindest im Ansatz glauben. »Sind Sie sicher?«
    Mulcahy nickte. »Ihr Wagen, ihr Handy – was meinen Sie? Und Sie wissen doch, dass noch ein Mädchen entführt wurde, stimmt’s?«
    »Verdammte Scheiße«, keuchte Cassidy. Er musterte das Handy in seiner Hand noch einmal, dann sah er sich in der Garage um, als die Vernunft langsam die Oberhand über seine Skepsis gewann.
    »Dieser Kerl, Rinn, benutzt Taxis, um sich seine Opfer zu suchen. Eins ist ein Großraumtaxi. Und sehen Sie sich die Säcke an«, sagte Mulcahy und deutete in die Ecke. »Erinnert Sie das an irgendwelche Fasern, die Sie in letzter Zeit gesehen haben?«
    Cassidys Augen verengten sich, als er den Haufen ansah, dann stieß er plötzlich einen Fluch aus und schoss durch die Garage. »Was zum Teufel ist das?«, rief er.
    Er hatte seine Frage aber schon beantwortet, indem er ein paar leere Säcke zur Seite zog, worauf erst ein Fuß, dann ein Bein und dann ein ganzer Körper zum Vorschein kam. Mulcahy lief zu ihm. Vor ihnen lag ein kräftiger, bärtiger Mann. Auf den ersten Blick war kein Lebenszeichen zu erkennen. Mulcahy kniete sich neben ihn und prüfte seine Atmung.
    »Er lebt noch. Fassen Sie an, schnell.«
    Gemeinsam drehten sie den Mann in die stabile Seitenlage. Eine triefende

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