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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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PULSE , der landesweiten Verbrechens-Datenbank, vertraut gemacht haben.«
    »Selbstverständlich«, sagte Mulcahy und nickte. PULSE war zwar eingeführt worden, als er in Madrid war, er wusste aber genug darüber, um den Leuten beipflichten zu können, die es für ineffizient und rückständig hielten.
    »Was wir rausgekriegt haben«, fuhr Brogan fort, »ist eine Liste von Namen, Daten, Orten und Vergehen. Es sind allerdings Hunderte, also brauche ich jemanden, der den ganzen Haufen durchsieht und prüft, ob es Übereinstimmungen mit diesem Vorfall gibt – in Bezug auf den Tathergang, den Ort, die Waffe oder sonst irgendetwas. Das ist ziemlich langweilig und für sich schon ein Vollzeitjob, aber wenn Sie Lust dazu haben, wäre es für mich eine große Erleichterung, und Sie hätten Gelegenheit, einen Einblick in unseren Arbeitsbereich zu bekommen.«
    Mulcahy nickte. Es klang todlangweilig, doch wenigstens hatte er etwas zu tun, und sie tanzte ihm nicht dauernd auf der Nase herum.
    »Dann suchen wir Ihnen mal einen Arbeitsplatz.«
    Siobhan beugte sich in der Hüfte zur Seite, als sie ihre Haarsträhnen mit dem Handtuch noch einmal kräftig abrubbelte, dann richtete sie sich wieder auf. Sie wickelte sich das Handtuch wie einen Turban um den Kopf, blieb einen Moment vor dem Kleiderschrankspiegel stehen und ließ einen kritischen Blick über ihren Körper schweifen. Versuchte abzuschätzen, wie viel Schaden der Verzicht auf Besuche im Fitnessstudio in den letzten Tagen angerichtet hatte. Sie kniff sich in die Hüfte und fluchte, als sie ein paar Zentimeter Fleisch zwischen den Fingern hielt. Nicht so schlimm, wie es hätte sein können, trotzdem war sie nicht bereit, sich ohne Weiteres die Absolution zu erteilen. Morgen würde sie richtig zur Sache gehen müssen.
    Sie hatte gerade eine lange Trainingssession hinter sich: je eine Viertelstunde am Rudergerät und auf dem Fahrrad, danach fünfzig schnelle Bahnen im Pool. Hinterher war sie noch im Dampfbad gewesen, das am Vormittag immer leer war. Eigentlich war das Fitnessstudio im Keller der Hauptgrund dafür, dass sie bereit war, die astronomischen Nebenkosten für ihre Wohnung zu bezahlen. Nur so konnte sie sicher sein, dass sie regelmäßig Sport trieb. Jetzt, nach dem Duschen, war sie bereit für den neuen Tag.
    Als sie den weißen Louise-Kennedy-Sweater anzog, die weiche Baumwolle über die Arme streifte, kam sie sich wieder vor wie im Swimmingpool, als sie mit gekrümmtem Rücken und brennenden Oberschenkeln durchs Wasser geglitten war. Fünfzig Bahnen war viel zu wenig. Der Pool war winzig, selbst sie brauchte gerade einmal fünf Züge für eine Bahn, Gott weiß, wie das für größere Menschen war. Plötzlich und unerwartet hatte sie das Bild von Mike Mulcahy vor Augen – dessen kräftige Arme in langen, gleichmäßigen Zügen aufs offene Meer klatschten, während er ruhig darin kraulte. Sie genoss das Bild einen Moment lang.
    Sie zog den Pullover über den Turban, löste den Zipfel des Handtuchs, der sich darunter verfangen hatte, richtete die Kette mit dem kleinen silbernen Kreuz, die sie immer trug, und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Mit dem Spruch, dass sie den Rest des Abends nichts mehr vorhatte, konnte sie ihn doch wohl kaum verscheucht haben? So ein Tugendbold war er bestimmt nicht. Vielleicht ein bisschen reserviert, aber dafür musste es einen anderen Grund geben. Sie erinnerte sich daran, wie sein ganzes Team in jener Nacht zu ihm aufgeblickt hatte, als sie mit ihm bei der Drogenrazzia war, wie er seine Männer beruhigt und dazu gebracht hatte, ihre Erregung so lange im Zaum zu halten, bis sie losschlagen konnten. Die Jungs hatten echten Respekt vor ihm gehabt, und so etwas musste man sich hart erarbeiten. Irgendetwas war mit ihm, auch wenn er es gestern ziemlich gut verborgen hatte.
    Siobhan nahm das Handtuch ab und schob den Gedanken beiseite, während sie ihre Haare ausschüttelte und nach dem Föhn griff. Für Journalisten, die bis Samstagabend für eine Sonntagszeitung gearbeitet hatten, war der Montag eigentlich noch ein Teil des Wochenendes. Aber sie nahm sich nur selten den ganzen Tag frei und hatte, wie üblich, auch heute den Nachmittag bereits komplett verplant. Zuerst ein Mittagessen mit dem Fernsehmoderator Ryan Tubridy, der sich nach langem Drängen endlich bereit erklärt hatte, ihr ein Interview zu geben. Anschließend wollte sie in die Redaktion gehen und den Plan für die kommende Woche machen. Sie ging gerne montags ins

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