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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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fragliche Foto hoch, damit Brogan es sich auch ansehen konnte.
    »Können wir den Ausschnitt vergrößern?«, fragte Brogan eindringlich.
    »Ich kümmer mich sofort drum«, sagte Cassidy.
    »Aber hatte nicht jemand gesagt, dass das Mädchen zu Fuß nach Hause gegangen ist?«, fragte McHugh.
    Es wurde still im Raum, dann wandte Brogan sich mit fragendem Blick an Mulcahy.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat nur gesagt, dass sie von einem Mann überfallen wurde. Es gab allerdings eindeutige Hinweise darauf, dass das im Freien geschehen ist. Sie hat erst gesagt, sie wäre zu Boden gestürzt. Und dann, dass der Täter sie irgendwo reingezerrt hat.« Er überlegte weiter, welche Worte Jesica benutzt hatte, und war sich sicher, dass er richtiglag.
    »Und ihre Freundin hat gesagt, der Mann hätte angeboten, sie auf dem Nachhauseweg zu begleiten«, sagte Brogan. »Also gut, das ist ein weiteres Detail, dem wir nachgehen müssen. Wie schon gesagt, je früher wir damit anfangen, desto eher werden wir es erfahren, also los geht’s …«
    »Hi, Des«, fing Siobhan an und klemmte das Telefon mit der Schulter fest, während sie das Satzende in den Computer tippte und Speichern drückte. Aus Gewohnheit sah sie noch kurz über die Schultern und prüfte, ob ihr jemand übermäßige Aufmerksamkeit schenkte. »Mit dem Rückruf haben Sie sich aber viel Zeit gelassen.«
    Es war Des Consodine, der Garda-Sergeant, den sie am Vorabend wegen des Überfalls angerufen hatte. Consodine war eine recht zuverlässige Quelle, konnte aber auch ein ziemlich fauler Sack sein, sodass sie ihn gern ein bisschen auf Trab hielt.
    Er fing an, sich zu entschuldigen, doch sie schnitt ihm das Wort ab. »Okay, was haben Sie für mich?«
    Die Antwort entsprach nicht dem, was sie erwartet hatte. Er wusste absolut nichts.
    »Soll das heißen, dass das nicht passiert ist?«
    »Nicht direkt.«
    »Um Himmels willen, Des, was soll der Mist?« Sie war drauf und dran, die Sache fallen zu lassen, als ihr etwas auffiel. Das war kein Ärger in seiner Stimme. Das war Unbehagen. »Was meinen Sie mit ›nicht direkt‹?«
    »Ich meine, dass es durchaus passiert sein könnte. Trotzdem erzählt mir niemand etwas darüber.«
    »Wird es aktiv geleugnet?«
    »Absolut. Als ich in Dundrum angerufen habe, haben die behauptet, rein gar nichts davon zu wissen. Aber …«
    Er holte tief Luft.
    »Aber?«
    »Hören Sie, Siobhan, ich werde Ihnen nicht mehr dazu sagen können. Und selbst das haben Sie nicht von mir, okay?«
    »Geht klar. Aber dann erzählen Sie mir wenigstens, warum Sie mir nichts sagen.«
    »Also, als ich von den Jungs an der Rezeption nichts erfahren habe, habe ich einen Kollegen in Dundrum angerufen. Einen Sergeant. Ich hatte noch gar nicht ausgesprochen, als er mir schon an die Kehle gegangen ist. Hat mich sofort in die Mangel genommen, wie ich denn davon gehört hätte.«
    »Aber Sie haben es nicht gesagt?«
    »Nein, ich hab ihn abgewimmelt. Dann hat er gesagt, ich soll die Finger davonlassen und aufhören, Fragen zu stellen. Und das klang ziemlich ernst.«
    Siobhan merkte, wie sich ihr Körper anspannte, als sich das Gefühl in ihr ausbreitete, dass sie auf etwas gestoßen war, von dem sie nichts erfahren sollte. Sie kannte dieses Gefühl. Es war großartig. Sie war beinahe süchtig danach. »Seltsam, oder?«
    »Absolut«, stimmte Consodine ihr zu. »Und so wie er es gesagt hat, muss es von ganz oben gekommen sein.«
    Sie nahm einen Kugelschreiber, kritzelte die Floskel auf den Block neben der Tastatur und unterstrich das Wort »oben« drei Mal.
    »Gibt es noch irgendetwas, das Sie mir verheimlichen, Des?«
    Es entstand eine kurze Pause, in der sie glaubte, ihn schlucken gehört zu haben.
    »Nein, wieso?«
    »Na ja, abgesehen von ein paar nutzlosen kleinen Indizien, haben Sie mir bisher nichts Neues erzählt. Daraus kann ich mir beim besten Willen keine Story aus den Fingern saugen.«
    »Vielleicht steckt auch gar keine drin?«
    »Tja, in dem Fall ist für Sie natürlich auch nichts drin«, sagte sie spitz.
    »Das soll doch wohl ein Witz sein«, winselte er. »Hören Sie, ich hab getan, was Sie wollten, oder? Und dafür habe ich mir einen kräftigen Tritt in den Hintern eingefangen. Ich brauch das Geld. In den letzten Wochen hatte ich eine echte Pechsträhne. Sie müssen mir was geben.«
    Es war genauso, wie Griffin es ihr früher einmal erzählt hatte. Wenn man gute Informanten suchte, ging einfach nichts über Wett- oder Spielsüchtige.
    »Tja, und diese

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