Der Priester
Blick zu, während er puterrot anlief, dann schluckte er und ging.
Brogan seufzte und streckte die Arme hinter dem Rücken. Sie grinste. »Okay, Leute, wir haben jede Menge Arbeit vor uns, also lasst uns gleich anfangen. Andy, sieh doch mal nach, ob die Ausdrucke aus den Videos fertig sind. Ich bring inzwischen die anderen auf den neuesten Stand.«
Es herrschte kurz Unruhe, als alle sich setzten, dann trat Brogan an das Whiteboard.
»Okay, wir wissen jetzt also, wo der Überfall stattgefunden hat, und daher konnten wir auch genauer nachvollziehen, was mit Jesica Salazar passiert ist.« Brogan nahm einen Kugelschreiber vom Schreibtisch und deutete damit auf einen Punkt des grob skizzierten Straßenplans – der im Lauf der Nacht größer und detaillierter geworden war. »Hier, direkt vor der Kilmacud-Grundschule, hat eine Zeugin um halb drei ein Geräusch gehört. Sie hat aus dem Schlafzimmerfenster geblickt und auf dem Rasenstreifen vor ihrem Haus einen Lieferwagen gesehen. Er hat geschaukelt, da könnt ihr euch wohl vorstellen, was sie gedacht hat. Wir haben der Frau ein paar Fotos gezeigt, sie glaubt, dass der Lieferwagen weiß war, ist sich aber nicht sicher. Er sei jedenfalls nicht sehr groß gewesen. Die Spurensicherung konnte ein paar Reifenspuren isolieren. Reifenabstand und Profile lassen auf einen Ford Transit mit kurzem Radstand, einen Ford Sprinter oder etwas Ähnliches schließen.«
»Außerdem haben sie am Tatort Blutspritzer gefunden. Möglicherweise von dem Schlag, der dem Mädchen die Nase gebrochen hat. Wir haben eine Kreuzprobe veranlasst und warten noch auf die Bestätigung des Labors. Momentan gehen wir von folgendem Tathergang aus: Jesica schlendert allein nach Hause, der Täter im Lieferwagen sieht sie, fährt vor, springt raus, schlägt sie k.o. und schleppt sie in den Lieferwagen. Er fährt mit ihr dann aber nicht an einen einsamen Ort, sondern fühlt sich entweder sicher genug oder ist so sehr in Rage, dass er das Mädchen gleich hinten im Lieferwagen misshandelt. Seht ihr das bis hierher genauso?«
Alle nickten und pflichteten Brogan leise bei, während sie den Blick über ihre Zuschauer schweifen ließ.
»Also gut, dazu kommt, dass der Stofffetzen, den wir am Tatort gefunden hatten, eindeutig von Jesicas Rock stammt – wir haben dafür zwei voneinander unabhängige Aussagen, von einer Freundin und ihren Gasteltern. Daran befanden sich auch ein paar interessante, rote Fasern, die sich das Labor näher anguckt. Und einer von unseren Jungs hat beim Abgießen des Reifenabdrucks noch ein weiteres Stück Stoff entdeckt, das ins Gras gedrückt war. Wie sich herausstellte, war es ein Schlüpfer, mit höchster Wahrscheinlichkeit Jesicas – die Bestätigung dafür bekommen wir leider erst dann, wenn wir wieder Gelegenheit haben, mit ihr zu sprechen. Eine erste Untersuchung beider Kleidungsstücke hat ergeben, dass sie zerschnitten wurden, nicht zerrissen – was wiederum ein Hinweis darauf ist, dass der Täter alles ganz genau geplant hatte.«
»Das ist schon ein bisschen unvorsichtig von ihm, oder, Chefin?«, meldete Hanlon sich zu Wort. »Ich meine, die Klamotten einfach so aus dem Wagen zu schmeißen.«
Brogan hob die Hände. »Vielleicht hat er sie mit Jesica zusammen rausgeworfen, als er mit ihr fertig war. Oder er hat sie beim Wegfahren aus dem Fenster geworfen, und dann sind sie unter die Hinterräder geraten. Ach, die Spurensicherung hat auch den Straßenrand zwischen dem Tatort und dem Ort, an dem Jesica gefunden wurde, abgesucht – das waren nur hundertfünfzig Meter. Ihre Prüfung hat ergeben, dass der Lieferwagen auf diesem Straßenstück nicht noch einmal auf den Randstreifen gefahren ist, was bedeutet, dass Jesica aus eigener Kraft zu dem Ort gelaufen ist, an dem sie später gefunden wurde.«
»Wissen wir, was mit ihren anderen Kleidungsstücken passiert ist?«, fragte McHugh nach.
»Ja. Auch da sind wir nicht absolut sicher, aber wir haben anhand der Beschreibungen, die Brian und du von Jesicas Mitschülern bekommen haben, und dem, was sie bei der Einlieferung ins Krankenhaus noch am Körper trug, eine Checkliste erstellt und die Kleidungsstücke verglichen. Im Prinzip scheint alles da zu sein. Das Top und den BH hatte sie noch an, beides war zerfetzt und teilweise verschmort. Ihre Schuhe auch noch. Wie es aussieht, interessierte sich der Täter nur für das eine.«
»Was ist mit dem Kreuz und der Kette?«, fragte Mulcahy.
»Nicht zu finden«, sagte Brogan. »Sowohl die
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