Der Priester
Spurensicherung als auch die Kollegen vor Ort, die die Anwohner befragt haben, waren darüber informiert, es gab aber keine Rückmeldung.«
»Das heißt, diese beiden Teile könnten noch im Lieferwagen sein?«
»Na ja, irgendwo müssen sie ja sein. Ich schätze, es ist ebenso wahrscheinlich, dass sie da drin sind wie dass sie woanders sind. Im Moment tappen wir im Dunkeln.«
Brogan wartete einen Moment, als Cassidy sich mit einem Stapel DIN -A4-Fotos in der Hand wieder in den Raum schob.
»Ach ja, und die Aufnahmen der Überwachungskameras im Club haben die Beschreibungen der Kleidungsstücke noch einmal bestätigt. Sie ist eindeutig in Begleitung eines jungen Mannes gegangen. Andy wird jetzt die Ausdrucke verteilen. Die werden euch gefallen.«
Aufgeregtes Murmeln erfüllte den Raum, als Cassidy die Zettel herumreichte. Mulcahy musterte die Fotos eingehend. Eine Folge Schwarzweißbilder, von oben fotografiert, zeigte, wie ein fröhlich lächelndes Paar den Club verließ. Obwohl die Kamera so ausgerichtet war, dass sie eher die Leute aufnahm, die in den Club hineingingen, waren auf einigen Bildern die Gesichter sowohl von vorne als auch im Profil gut zu sehen. Neben der Schönheit des Paares beeindruckte Mulcahy besonders die Schärfe der Aufnahmen.
Das Mädchen war extrem hübsch – die geprügelte und verstörte Jesica, der er vor ein paar Tagen begegnet war, hatte keinerlei Ähnlichkeit mir ihr. Sie hatte funkelnde, dunkle Augen, schimmernde Lippen, strahlende Zähne, die das breite Lächeln betonten, und schwarze Haare, die so stark glänzten, dass die Lampe über der Tür darin reflektiert wurde. Sie trug ein kurzes, weißes Top und einen dazu passenden Minirock. Ihre langen Beine und die Taille waren nackt. Auch der junge Mann war attraktiv. Groß, vielleicht knapp eins neunzig, schlank, sportlich, etwa Anfang zwanzig, blond mit modischer Frisur. Sein Lächeln blitzte fast so sehr wie die teure Lederjacke, die er über einem gestreiften Hemd und einer dunklen Jeans trug. Das letzte Foto war eine Vergrößerung seines Gesichts.
»Wurden die elektronisch bearbeitet?«, fragte Mulcahy, fasziniert von der Qualität der Bilder. Er blätterte ein paar Aufnahmen zurück und betrachtete ein Foto noch einmal genauer. Ja, die Kette am Hals des Mädchens war deutlich zu erkennen. Und vor ihrer Brust glitzerte das Kreuz auf dem weißen Top.
»Nein.« Brogan lachte. »Da haben wir einfach Glück gehabt. Irgendjemand hat da wohl, ohne es zu wissen, in eine sehr gute Ausrüstung investiert. Oder die haben irgendwo Rabatt gekriegt.«
Alle im Zimmer lachten gemeinsam, überzeugt davon, dass die Identifizierung des Verdächtigen nur noch eine Frage der Zeit war. Solche Fotos waren der Traum jedes Polizisten.
»Okay, das ist also ein echter Durchbruch«, fuhr Brogan fort. »Jetzt müssen wir erst einmal diesen Typen identifizieren. Wir haben gestern Abend schon Fotos an sämtliche Reviere in Dublin geschickt, also erkennt ihn hoffentlich jemand und meldet sich bei uns. Maura und Donagh, ihr geht los, macht die drei Türsteher ausfindig und haltet ihnen die Fotos von dem Kerl hier vor die Nase. Wenn er schon mal da war, haben wir eine gute Chance, dass sie ihn kennen. Er ist älter als die meisten anderen in dem Club und auch sonst nicht unauffällig. Hinterher fasst ihr dann noch mal auf den anderen Revieren nach und stellt sicher, dass jeder Streifenpolizist in Süd-Dublin sich das Gesicht ansieht. Wir brauchen den Mann unbedingt. Irgendwelche Fragen?«
»Das ist ein ziemlich gutaussehender Bursche«, warf Mulcahy ein. »Dürfte keine Probleme haben, irgendwelche Mädchen abzuschleppen.«
Brogan schnalzte missbilligend, als hätte er eine Grundregel der Polizeiarbeit verletzt.
»Und wie wir alle ganz genau wissen, Inspector, hat das nichts zu bedeuten. Es könnte sogar eine Erklärung dafür sein, warum er Jesica das angetan hat. Wenn er es denn wirklich gewesen sein sollte.«
»Das ist mir nur gerade aufgefallen«, sagte Mulcahy und fragte sich, ob der Tadel eine Art Rache für das war, was er zu Cassidy gesagt hatte.
Whelan hob die Hand. »Hat er da etwas in der rechten Hand?«, sagte er und starrte weiter auf das Foto. »Könnte das ein Schlüssel sein? Ein Autoschlüssel vielleicht oder ein Lieferwagenschlüssel ?«
Es raschelte im Zimmer, als alle in ihren Stapeln zum selben Foto zurückblätterten und Whelans Beobachtung überprüften.
»Herrje, da könnte was dran sein«, sagte Cassidy und hielt das
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