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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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gerichtsmedizinischen Forschungsabteilung. Er war ein Bär von einem Mann mit einer Vorliebe für ausgebeulte Tweed-Dreiteiler in Abermillionen Grüntönen und einem so durchdringenden Blick, dass er einen damit in zwei Teile schneiden konnte.
    »Sie sind es wirklich , Mulcahy, Sie Oberschlaumeier! Wann in Gottes Namen hat es Sie wieder an diese heiligen Küsten verschlagen? Und warum haben Sie sich nicht bei mir gemeldet? Ich hätte ein Empfangskomitee organisiert, das Sie gleich wieder dahin verschifft hätte, wo Sie herkommen. Soweit ich weiß, haben Sie da tolle Arbeit geleistet!«
    »Frank, wie geht’s Ihnen?«, sagte Mulcahy und hielt das Telefon etwas weiter vom Ohr weg. »Wie läuft’s da drüben bei den Kriminaltechnikern?«
    Wie immer ignorierte Geraghty den Teil des Gesprächs, den er nicht aufgeworfen hatte.
    »Herrgott, Mann, was haben denn ausgerechnet Sie in Brogans Allerheiligstem zu suchen?«
    Mulcahy stöhnte leise. Er hatte genug Zeit in Gerichtssälen und bei Besprechungen mit dem Urvater der irischen Gerichtsmedizin verbracht, um zu wissen, was von ihm erwartet wurde.
    »Ich bin nie auch nur in die Nähe ihres Allerheiligsten gekommen, Euer Ehren.«
    »Ah, schmutziger Schlingel«, lachte Geraghty. »Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht genau, ob sie überhaupt eins hat. Für meinen Geschmack ist die liebreizende Frau Inspector ein bisschen zu herrisch. Von meiner etwas ausgelassenen Art hat sie sich jedenfalls nie angesprochen gefühlt. Aber zurück zu meiner Frage, wenn Sie so dumm waren, das gute, alte Kastilien gegen die Heimatscholle zu tauschen, warum sind Sie dann nicht wieder auf dem Kriegspfad gegen die Drogenbarone? Was um alles in der Welt machen Sie in Brogans Revier?«
    Mulcahy erläuterte ihm die Situation ein paar Minuten lang und bekam dabei diverse grobe Kommentare zu hören. Geraghty führte eine feine Klinge.
    »Ach, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen hat, wenn ich es Ihnen sage. Ich schicke ihr die Ergebnisse gleich auch noch per E-Mail, aber ich dachte, es ist am besten, wenn sie das Wichtigste gleich aus erster Hand erfährt. Wird ihr allerdings nicht besonders gefallen. Erstens haben wir keine Hinweise auf einen vollzogenen Geschlechtsverkehr gefunden. Ganz genau gesagt also nichts, was eine Anklage wegen Vergewaltigung im traditionellen Sinne stützen würde. Die Gynäkologen müssen sie natürlich auch noch untersuchen und ihren Senf dazugeben, aber nach unserer Analyse der äußeren Abstriche war da nichts. Keine Spermaspuren, kein Schamhaar, nicht einmal fremde Hautzellen, soweit wir das feststellen konnten. Sie war blitzsauber – und ich muss sagen, dass das äußerst ungewöhnlich ist. Normalerweise hinterlässt etwas so Vitales wie Sex, selbst wenn wir nur über Masturbation reden, zumindest irgendwelche körperlichen Spuren. Ich persönlich habe zumindest noch nie einen anders gelagerten Fall gesehen.«
    »Aber Sie halten es nicht für ausgeschlossen , dass sie vergewaltigt wurde?«
    »Nein, Mulcahy, ich sage Folgendes: Auf Basis der mir vorliegenden Spuren und innerhalb der Grenzen meines Arbeitsbereichs konnte ich keinen Hinweis darauf finden, dass der Täter in irgendeiner Form sexuellen Kontakt zu dem Mädchen hatte. Es ist allerdings möglich, dass dieser Perverse, als er das Mädchen gefoltert hat, oder was auch immer er da zu tun glaubte, die äußerlich vorhandenen Spuren verbrannt hat. Aber die behandelnden Ärzte im Krankenhaus müssen ja auch zu irgendeinem Ergebnis gekommen sein.«
    »Das bringt uns wiederum nicht viel, wenn wir keine Bestätigung aus der Gerichtsmedizin haben.«
    »Oh, an gerichtsmedizinischen Beweisen für eine Misshandlung herrscht nun wirklich kein Mangel, Mulcahy. Es gibt nur keine dafür, dass dieser Irre Sex mit ihr hatte. Das mag ungewöhnlich erscheinen, ist bei dieser Sachlage aber nicht ausgeschlossen.« Am anderen Ende der Leitung war ein schwaches Pfeifen zu hören, als Geraghty Luft holte. »Es gibt allerdings eine Besonderheit, über die Sie Brogan vermutlich schnellstens in Kenntnis setzen sollten. Sie hatte uns gebeten, eine Einschätzung abzugeben, mit was für einem Gegenstand dem Mädchen diese Verbrennungen zugefügt wurden, und nach eingehender Begutachtung der Fotos kamen wir zu dem Schluss, dass es sich vermutlich um eine erhitzte, flache Metalloberfläche handelte. Bei der Untersuchung der Abstriche haben wir dann unter den Rückständen Metallsplitter gefunden. Die habe ich dann

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