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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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attraktiver junger Mann.«
    »Auch das ist nicht verboten, oder?«
    Er war jetzt etwas defensiver, saugte das Kompliment aber auf wie ein Schwamm. Er konnte einfach nicht anders.
    »Ganz gewiss nicht. Ich finde sogar, dass man nichts anbrennen lassen sollte.« Brogan lachte. Sie spürte, wie Cassidy sie ansah. Auch Scully reagierte darauf. Das Spiel lief.
    »Dann war Jesica niemand Besonderes, sondern nur eine Zufallsbekanntschaft?«
    »Wer zum Teufel ist Jesica?«, fragte er, auf dem falschen Fuß erwischt, mit überraschtem Blick.
    »Jesica – Sie wissen schon, das Mädchen, das Sie Samstagnacht abgeschleppt haben.«
    »Ich hab Samstagnacht niemanden abgeschleppt. Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich hinterher nach Hause und sofort ins Bett gegangen bin. Ich habe noch nie von einer Jesica gehört. Wer hat Ihnen denn den Mist erzählt?«
    Brogan sah Cassidy an und zog eine Augenbraue hoch.
    »So, Patrick, dann leugnen Sie also, dass Sie den Club Samstagnacht mit einer anderen Person zusammen verlassen haben?«
    Scully überlegte sorgfältig, bevor er die Frage beantwortete.
    »Äh, nein … also ich meine, ich habe den Club mit jemandem zusammen verlassen. Mit einem spanischen Mädchen. Ihren Namen hab ich aber gar nicht gekannt. Ist das die Jesica, von der Sie reden?«
    »Was wäre dann?«
    »Na ja, ich hab sie hundertprozentig nicht abgeschleppt. Wir haben auf der Tanzfläche ein bisschen rumgeknutscht, aber ich wusste sofort, dass bei ihr damit Schluss ist. Die war wirklich noch ein Kind. Als ich zu ihr gesagt habe, dass ich gehe, meinte sie, dass sie auch nach Hause muss, und wie sich herausstellte, hatten wir den gleichen Weg. Daher sind wir zusammen bis zum Stillorgan-Einkaufszentrum gegangen.«
    »Gegangen, sagen Sie? Sie haben sie nicht im Auto mitgenommen?«
    »Nein, wir sind zu Fuß gegangen, wie ich schon sagte.«
    »Zusammen bis zum Einkaufszentrum. Und was ist dann passiert?«
    »Wir haben uns getrennt. Sie ist Richtung Kilmacud Road gegangen, ich runter nach Stillorgan Park.«
    »Einfach so? Sie sind nicht noch mal stehen geblieben und haben ein bisschen rumgeknutscht?«
    »Na ja, schon …«
    »Obwohl sie ›wirklich noch ein Kind‹ war, wie Sie es gerade sagten?«, warf Cassidy höhnisch ein.
    »Na ja, Sie wissen schon, der Spatz in der Hand und so …«
    »In der Hand?«, unterbrach Cassidy mit gespielter Empörung. »Dann ist es ein bisschen weiter gegangen als ein paar Küsse, oder?«
    »Nein, ich meinte bloß …« Scully holte tief Luft, um sich zu beruhigen, dann überlegte er sich, dass er die Bedeutung lieber nicht erklären sollte. »Nein, ist es nicht.«
    »Die Versuchung muss aber schon groß gewesen sein, oder? Um die Zeit waren da am Einkaufszentrum bestimmt nicht viele Menschen unterwegs. Wäre doch ziemlich leicht, da ein bisschen in die Vollen zu gehen, damit Sie kriegen, was Sie wollen, ja?«
    »Nein. Absolut nicht. Ich sag doch, dass wir noch ein bisschen rumgeknutscht haben und dann getrennte Wege gegangen sind.«
    »Sind Sie sich ganz sicher, Patrick?«, hakte Cassidy nach.
    »Ob ich mir ganz sicher bin? Natürlich. Ich meine … Hören Sie, Moment mal. Worum geht’s hier? Wollen Sie sagen, dass sie mir irgendwelche Vorwürfe gemacht hat?«
    »Wie kommen Sie darauf, Patrick?«, warf Brogan ein. »Was hätte Jesica Ihnen denn Ihrer Ansicht nach vorwerfen können?«
    »Ach, hören Sie auf damit.« In Scullys Stimme lag eine gewisse Panik. »Das ist doch die totale Verarsche hier. Was hat sie denn gesagt?«
    »Was glauben Sie denn, was sie gesagt haben könnte?«, unterbrach ihn Cassidy harsch.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich keine Ahnung habe. Aber egal was, es ist nichts dran.«
    »Das ist eine ziemlich interessante Formulierung, Patrick.«
    »Was?«
    Brogan begann gerade zu hoffen, dass sie etwas aus ihm herausbekommen könnten, als die Spannung im Raum durch ein lautes Türklopfen zerstört wurde.
    »Was ist?«, rief sie und verschluckte einen Fluch, als Cassidy und sie sich finstere Blicke zuwarfen.
    Ein junger, uniformierter Garda steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür.
    »Inspector Brogan?«
    »Wer sollte sonst hier sein, du Trottel«, murmelte Cassidy, doch Brogan sagte laut: »Ja, was gibt’s? Schnell.«
    »Eine dringende Meldung von draußen.«
    Cassidy unterbrach die Vernehmung und starrte Scully an wie ein Wachhund, der versucht, einen Eindringling zu stellen. Vor der Tür gab der junge Polizist Brogan ein Telefon. Wer könnte das sein?
    »Chefin, Donagh hier. Tut

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