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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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einen Hauch von Besorgnis in Scullys Gesicht zu erkennen.
    »Samstagabend?«, fragte er bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.
    Die Reaktion war so schwach gewesen, dass Brogan Cassidy unwillkürlich ansah, um festzustellen, ob sie ihm auch aufgefallen war. Cassidy nickte kaum merklich. Er hatte es auch mitgekriegt.
    »Ja, am Samstag«, wiederholte Brogan. »Also genau genommen von Samstagabend bis Sonntagmorgen. Können Sie uns erzählen, was Sie da gemacht haben?«
    »Natürlich«, sagte er, setzte sich aufrecht hin und zog die Ärmel des Jacketts über die Manschetten, während er konzentriert blinzelnd nach unten blickte. Er spielte auf Zeit. Schließlich schob er das Kinn leicht vor, hob den Kopf und sah Brogan in die Augen. Wieder war sie erstaunt von der Intensität seines Blicks. Es durchzuckte sie wie eine statische Entladung.
    »Ich war auf Tour«, sagte er. »Sie wissen schon, in einem Club.«
    »Könnten Sie das bitte etwas genauer ausführen? Ort und Zeit wären hilfreich – und alle Einzelheiten, an die Sie sich erinnern.«
    »Kein Problem.« Er schien fast begierig, ihnen helfen zu dürfen, trotzdem wirkte er vorsichtig, als bemühe er sich, seine Worte ganz genau abzuwägen. »Ungefähr bis acht war ich zu Hause und hab mit meinen Eltern ferngesehen. Dann bin ich nach oben gegangen und habe mich fertig gemacht. Und so gegen zehn bin ich dann losgezogen.«
    Brogan lächelte. Zwei Stunden, um sich fertig zu machen? Das erklärte vieles. Sie hoffte für die Mutter, dass es mehr als ein Bad im Haus gab.
    »Sie wohnen noch bei Ihren Eltern?«, warf Cassidy ein, um ihn etwas aufzustacheln.
    »Ja«, erwiderte Scully schlicht, ohne ihn auch nur anzusehen.
    »Und wohin sind Sie dann gegangen?«, fragte Brogan.
    »Zum GaGa in Stillorgan. Dem Club, wissen Sie? Ich muss so gegen halb elf angekommen sein. Da habe ich ein paar Bud getrunken und ein bisschen getanzt. Und gegen halb zwei bin ich wieder gegangen. Zu Fuß nach Hause. Spätestens um halb drei war ich zu Hause, wo ich direkt ins Bett gegangen bin. Und auch sofort eingeschlafen bin, das ist bei mir aber ganz normal.«
    »Tatsächlich«, fragte Brogan, die den Eindruck hatte, es klänge wie einstudiert.
    »Was soll ich dazu sagen?« Er grinste und drehte die Handflächen nach oben. »War nicht die aufregendste Nacht, die ich je erlebt habe, aber es gab auch schon schlechtere. Immer noch besser, als zu Hause zu bleiben und zuzusehen, wie Ma und Dad langsam geil werden.«
    Brogan lächelte kurz. Er war jetzt etwas selbstbewusster, dachte, er könne mit ihr flirten. Gut, wenn er das brauchte, um sich sicher zu fühlen. Diese Sicherheit konnte sie ihm jederzeit nehmen.
    »Kommen wir noch einmal zurück auf den Club«, sagte Cassidy. »Sind Sie allein hingegangen?«
    »Yep.«
    »Tun Sie das immer?«
    »Nicht immer, aber meistens.«
    »Finden Sie das nicht ein bisschen eigenartig?«
    »Nicht eigenartiger, als allein ins Kino zu gehen oder so was.«
    »Haben Sie Freunde, Patrick?«, fragte Cassidy.
    »Natürlich habe ich Freunde. Hören Sie, worum geht’s hier? Ich geh dahin, weil der Club in der Nähe ist und genauso gut wie irgendein anderer Laden, wenn ich mal aus dem Haus muss – was häufiger vorkommt. Was um alles in der Welt soll daran falsch sein?«
    Cassidy ignorierte die Frage. »Die anderen Gäste scheinen aber etwas jung für Sie zu sein. Da hängen doch vor allem Sechzehn- bis Achtzehnjährige ab, oder? Im Vergleich zu Ihnen sind das doch noch Kids. Was sagten Sie, wie alt Sie sind?«
    »Nichts. Aber ich bin dreiundzwanzig. Und was soll ich dazu jetzt sagen? Vielleicht steh ich ja auf etwas jüngere Mädels. Ist doch nicht verboten, oder?«
    »Solange sie nicht zu jung sind«, murmelte Cassidy.
    Scully protestierte: »Hey, was wollen Sie damit sagen?«
    »Nichts«, sagte Cassidy, »abgesehen von dem, was ich gesagt habe.«
    »Hören Sie, mir reicht das jetzt. An der Tür steht, dass niemand unter achtzehn den Club betreten darf. Soweit ich das beurteilen kann, sind die Mädels also alle alt genug. Also, es war ja bisher eine nette Unterhaltung, aber jetzt sagen Sie mir doch bitte, worum es geht, dann würde ich gern wieder gehen.«
    »Haben Sie letzten Samstag im Club jemanden kennengelernt?«, fragte Brogan.
    »Natürlich hab ich da jemanden kennengelernt. Ich lern da eigentlich immer …« Er brach ab.
    »Immer?« Brogan zog die Augenbrauen hoch und lächelte ihn wieder an. »Das ist ja schön für Sie – andererseits sind Sie auch ein

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