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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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ein Wächter.
    »Ich bin der Zauberer Aspre, und dies sind meine Mitbrüder. Wir alle sind mit dem untergehenden Stern gezeichnet. Hindert uns nicht! Zurück jetzt – schnell!«
    Verstört wichen die Wächter nun tatsächlich aus der Vorkammer auf den Korridor zurück und schoben dabei Endi aus dem Weg. Sie kauerte sich wie betäubt in eine Ecke, spielte unbewusst mit den Fingern, starrte auf die Schatten und spürte den kalten Schweiß auf ihrer Haut.
    Vorsichtig führte Aspre seine Brüder ins Schlafgemach. »Umzingelt seinen Pfad!« rief er. »Umzingelt ihn! Nehmt die sieben Spitzen und betet den Hojus!«
    Die sieben verteilten sich, ohne dass der Vogel sie beachtete. Sie hielten sich knapp außerhalb des Kreises seiner ausgebreiteten Schwingen und streckten ihre Arme seitwärts aus, dass ihre Fingerspitzen sich fast berührten.
    Aspre hob die Hände. »Emburrus-uto-toa!«
    Der Vogel kreischte. Offenbar bemerkte er die sieben Zauberer nun zum ersten Mal.
    Ein bläuliches Glühen breitete sich um Aspres Hände aus. »Esfu! Esfu tuota!«
    Seine sechs Begleiter hoben ebenfalls die Arme und wiederholten seine Worte wie ein Echo. Blaues Glühen erfüllte ihre offenen Handflächen und zog an ihren Armen entlang. Wieder kreischte der Vogel. Sein Flügelschlag wurde schwerfälliger, und er hörte auf, mit Schnabel und Krallen angreifen zu wollen. Und dann, als das blaue Glühen auf ihn übergriff, flog er fast verborgen in saphirblauem Dunst im Kreis und konnte sich kaum noch in der Luft halten.
    Schwächer wurde er – immer schwächer. Und schließlich stürzte er in der Mitte seiner Kreisbahn ab, auf Du-jum zu.
    Auch Du-jums Schutzschirm erlosch, als er dem Hexer die letzte Kraft entzogen hatte. Du-jum sackte zusammen. Seine Stirn schlug gegen den Boden. Reglos blieb er liegen, und Schweiß brach ihm an Armen und Gesicht aus.

 
5
     
    Kurz vor dem Morgengrauen erreichten Omeron und seine Leute den Fuß der Berge und so das fast ebene Grasland, das sich bis Thesrad erstreckte. Klar und deutlich erhoben sich die Mauern der Stadt keine Meile entfernt vor ihnen. Als die Sonne allmählich aufging, schimmerten die Türme und Bronzekuppeln, und vereinzelte Scharen von Du-jums Vögeln kreisten über Türmen und Wehrgängen.
    »Was nun?« fragte Sonja laut und blickte auf Omeron und Sadhur. Sie spürte selbst, wie reizbar sie war – vom Kampf gegen den Vogel am vergangenen Abend, von den langen Stunden ohne Schlaf, und nun von der offensichtlichen Fehleinschätzung Omerons, dieses Wiesenland in hellem Tageslicht überqueren zu wollen.
    Sadhur blickte sie finster an, offenbar verärgert, dass sie an Omerons Urteilsvermögen zweifelte; er schwieg jedoch.
    Auch Omeron sagte nichts, denn er hatte Sonja gar nicht gehört. Er blickte sichtlich überlegend den Rand des Waldes am Fuß der Berge entlang. Als er offenbar zu einer Entscheidung gekommen war, drückte er seinem Pferd die Knie in die Flanken und lenkte es zu einigen dicht beisammenstehenden Bäumen in näherer Entfernung. Sadhur, Sonja und seine Männer folgten ihm.
    Bei der Baumgruppe saß Omeron ab, machte ein paar Schritte und schaute sich wieder sichtlich überlegend um. Dann schritt er entschlossen geradeaus und blieb vor einem Felsblock stehen, der mit Moos und Gestrüpp überwuchert war. Er griff nach seinem Schwert, zog die Hand jedoch wieder zurück und langte statt dessen nach einem schweren abgebrochenen Ast zu seinen Füßen. Ohne sich umzudrehen, bat er: »Sadhur, hol ein paar kräftige Männer!«
    Sadhur winkte sechs stämmige Soldaten herbei. Sie saßen ab und folgten ihm zu Lord Omerons Seite. Zunächst verblüfft, schaute Sonja wortlos zu, doch dann schien ihr klar zu werden, dass diese scheinbar sinnlose Handlung offenbar doch einen Zweck erfüllte.
    Sadhur und seine sechs suchten sich ebenfalls kräftige Äste. Damit stellten sie sich in einer Reihe neben Lord Omeron auf. Auf einen Befehl schoben sie die Astenden unter den Felsblock, um ihn hochzustemmen. Es kostete die acht mehrere vergebliche Versuche, ehe sie den Felsblock ächzend und fluchend bewegen konnten. Ein etwas hohl klingendes Scharren war zu vernehmen – ein Geräusch so gar nicht wie das eines Steins, der aus festem Boden gestemmt wird.
    Omeron trat ein paar Schritte zurück, holte tief Luft und befahl den Männern weiterzumachen. Mit größter Anstrengung gelang es endlich, den Felsblock zur Seite zu heben. Wo er gestanden hatte, klaffte ein Loch.
    »Ein Gang!« entfuhr es

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