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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Gestank und die Nager und Schlangen, die an ihnen vorbeihasteten oder ins graue Wasser sprangen oder glitten.
    Omeron stand dicht an der Wand und wartete, bis alle seine Männer sich auf dem Ziegelgang geschart hatten. Er blickte hoch zum nächsten Gitterrost.
    »Wir warten die paar Stunden, bis es dunkel wird«, sagte er, »dann steigen wir in die Stadt hoch. Inzwischen suchen wir nach weiteren Ausstiegen, möglichst in Hintergassen, wo man uns nicht bemerkt.«
    Sonja war die letzte, die aus dem Geheimgang kam. Sie sagte nichts, sondern schaute sich lediglich um. Hier war Lord Omeron der Führer. Den Gestank fand sie kaum schlimmer als die modrig-stickige und rauchige Luft des Gangs. Obwohl sie sich nicht zum ersten Mal in einem Kanalisationsnetz befand, empfand sie Unbehagen in diesem Halbdunkel, dem ekelerregenden Gestank und der klammen Luft. Der Kampf gegen den Riesenvogel an einem windigen Berghang hatte ihr nichts ausgemacht, genauso wenig wie der Ritt durch den Wald. Und vor einem Kampf war sie noch nie zurückgeschreckt. Aber ’dieser Marsch durch den Geheimgang hatte begonnen an ihren Nerven zu zerren. Und nun, versteckt wie eine Ratte unter anderen Ratten in einer Falle, in dieser übelkeitverursachenden Unterwelt der Kanalisation, spürte sie den ganzen Druck ‚ihrer gefährlichen Lage. Und schuld daran, dass sie sich wie Tiere mit Ratten und Schlangen in der Kanalisation verkriechen, mussten, war Du-jum, der Hexer; und das wiederum spornte Sonja an, alles was sie konnte zu seiner Vernichtung zu tun.
     
    Am Spätnachmittag verließ Du-jum den Palast in Begleitung von fünfzig Soldaten und begab sich zum alten, lange Zeit zweckentfremdeten Tempel Urmus, des Geiers. Als Anhänger trug er wieder seinen geschnitzten Vogel an der Brust. Er hatte kein eigenes Leben, keine Intelligenz, weder Macht noch Kraft. All das würde er nur haben, wenn Du-jum es so wollte.
    Am Tempel begutachtete er den Fortschritt des Neuaufbaus. Die Leichen waren aus dem Innern entfernt worden und sollten später als Opfergaben benutzt werden. Das Ächzen und Stöhnen der Thesrader Bürger, die unter den Peitschen seiner Soldaten beim Bau mithalfen, klang in Du-jums Ohr wie ein finsterer Lobgesang.
    Du-jum sah ihnen zu, seine schweigenden Wachen um sich geschart. Wenn ihn stumme, erbitterte Blicke trafen, begegnete er dem Hass in ihnen ungerührt, winkte jedoch einem Wächter zu, damit er sofort mit voller Strenge die Peitsche einsetze.
    Als die Sonne unterging, betete er um die Kraft, sein großes Werk zu vollenden und sein hohes Ziel zu erreichen. Danach erteilte er den Befehl, alle, die zu schwach für weitere Arbeit waren, Urmu zu opfern.
    Schließlich kehrte er in den Palast zurück, bereit für ein Mahl, etwas Wein und ein eingehendes Gespräch mit den sieben jungen Zauberern. Unterwegs überlegte er, ob er sie gleich töten sollte, als Vorsichtsmaßnahme, aber auch um seine Macht zu erproben, oder ob er sie lieber in seine Dienste für mögliche spätere Verwendung nehmen sollte. Er war noch zu keiner Entscheidung gekommen, als er im Palast angelangte.
     
    Inzwischen wuschen sich die sieben, denen die Diener mitgeteilt hatten, dass das Mahl im Speisesaal serviert würde, kleideten sich an und sprachen miteinander.
    »Du-jum«, sagte Elath mit schwermütiger Stimme, »ist unser Feind. Ich spüre es.«
    »Noch nicht«, widersprach Aspre. »Er könnte es werden, wenn wir uns unklug verhalten. Aber er ist es nicht, noch nicht. Unser wahrscheinlichster Gegner ist Prinzessin Yarise.«
    Menth, der jüngste, schnaufte spöttisch. »Na und? Sie ist bloß eine Frau, und eine törichte noch dazu. Ihre Zauberei vermag weder Du-jum zu helfen, noch uns zu schaden. Sie gibt sich mit Räucherwerk- und Parfümöl-Beschwörungen ab, versteht sich jedoch auf nichts annähernd so Wirksames wie unsere Sternenzauber.«
    Aspre bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Hüte dich, Menth; und dasselbe gilt für euch alle. Unterschätzt nie eine Frau als Feindin, und schon gar keine, die so anziehend wie Yarise ist. Ihre Macht über Du-jum überwiegt möglicherweise all unsere Zauberkünste.«
    Als alle darüber nachdachten, fügte Aspre hinzu: »Ich glaube nicht, dass Du-jum sich von irgend jemand beeinflussen oder besitzen lässt. Aber ich fürchte, Yarise bildet sich das ein. Sie vermeint, mit ihrer Leidenschaft und dem Versprechen ihres Körpers Macht über ihn bekommen zu können, und es wäre möglich, dass sie Angst hat, wir könnten uns mit

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