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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der Opfer, doch würde es ihn wundern, wenn auch nur ein Bruchteil der Summe wirklich dort ankam. Wenn er Buße anbot, hier schwarz auf weiß bekannte, dass er sich dazu verpflichtet fühlte, dann bestand die ernste Gefahr, dass auch sein eigener Besitz beschlagnahmt und versteigert wurde.
    Er zögerte, aber es war seine Schwester, und der Familiensinn meldete sich hartnäckig. Sogar der merkwürdige Gedanke, dass ihre Kinder ihn einmal beerben würden, kam ihm, und er hing ihm nach, weil er ihn von diesem unseligen Schreiben ablenkte. Er war Mitte fünfzig, es war unwahrscheinlich, dass er noch einen eigenen Stammhalter zeugte und die Linie der Gremms weiterführte. Er blickte zur Decke. Oben in der Kammer schlief seine Frau, oder wenigstens schien sie zu ruhen. Wenn er Kinder bekam, dann nicht mit ihr, denn sie war leidend.
    Er seufzte. Seine Neffen, seine Nichte, sie konnten nichts für den Stolz seiner Schwester, die so unfassbar dumm war, nicht in die Verbannung zu gehen, sondern das Los der Vergessenen gewählt hatte. Er ballte grimmig die Faust und bemerkte dann unglücklich, dass er das Pergament am Rand eingerissen hatte. Nun, er würde es ohnehin noch einmal schreiben müssen.
    Die Worte standen da, fordernd: Doch fühle ich mich als Mitglied der Familie Gremm verpflichtet … Die Feder schien sich nicht überwinden zu können, hier zur Rettung seiner Schwester sein eigenes Vermögen anzubieten. Am Ende würden der Archont und die Geier, die ihn umkreisten, sein Geld nehmen und die Strafe doch nicht ändern! Dann fuhr er in einer plötzlichen Eingebung fort: …  verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass es Zweifel an der Schuld meines ehrenwerten Schwagers gibt. Kann denn nicht selbst einem so erlauchten Gericht wie dem angesehenen, ehrenwerten und über jeden Zweifel erhabenen Geheimen Gericht unserer Stadt ausnahmsweise ein Irrtum unterlaufen? So bitte ich Euer Liebden um Gnade …
    Wieder setzte er die Feder ab. Zweifel an der Schuld? Das Urteil war schreiendes Unrecht!
    Aretor Merson war leider ein naheliegendes Opfer, weil er ein Auswärtiger war, aus Cifat, mit Geld, aber ohne Beziehungen, der in eine zwar alte, aber schon lange nicht mehr einflussreiche Familie eingeheiratet hatte, um in Xelidor Karriere zu machen. War es nicht beinahe zwangsläufig, dass er scheitern musste?
    Gremm legte die Feder zur Seite, ergriff sie in plötzlichem Entschluss wieder und strich die letzten Sätze. Für seinen Schwager war es zu spät, er lag tot in der Arena. Sein Kopf vielleicht aufgespießt zur Befriedigung des Volkszorns, der nach dem verheerenden Unglück hochgekocht war.
    Ihm wurde schlecht bei der Vorstellung, aber er verstand sogar den Sinn dieser ganzen Geschichte: Es hatte Unruhen gegeben, auf der Stahlseite, im Grubenviertel, dort, wo die Bergarbeiter lebten. Gremm verstand nicht viel vom Bergbau, aber er kannte die Minenbesitzer. Vermutlich hatten die Bergleute recht, wenn sie über die Unsicherheit der Minen klagten. Es waren ohne Zweifel Fehler gemacht worden, sonst hätte es diese Explosion doch nicht gegeben. Es war das Pulver der Scholaren, das dort in die Luft geflogen war. » Von wegen Hexerei « , brummte Gremm. Das Pulver hatte das Deckgestein gesprengt, und so war das Wasser des Meeres eingedrungen.
    Er selbst hatte den Strudel nicht gesehen, doch man erzählte sich, er habe viele hundert Schritte Durchmesser gehabt und all die Männer ertränkt, die in den rasch volllaufenden Tunneln gearbeitet hatten. War es nicht bezeichnend, dass niemand genau wusste, wie viele Bergleute umgekommen waren? Es machte sich auch niemand die Mühe, es herauszufinden.
    Wie günstig, dass man so schnell einen Schuldigen präsentieren konnte, Aretor Merson aus Cifat, dachte Esrahil Gremm grimmig. Und noch besser, dass es kein Unfall aus Mangel an Sorgfalt, sondern ein heimtückisches Verbrechen mittels Zauberei war.
    Er schüttelte unwillig den Kopf. Hexerei? Die Begründung des Gerichts war ebenso abenteuerlich wie abwegig: Gerade weil Merson zur Zeit des Unglücks auf der anderen Seite der Insel gewesen sei, könne er die Explosion doch nur mit Hilfe dunkler Zauber ausgelöst haben.
    Er hatte sich umgehört, und die Leute, die etwas davon verstanden, meinten hinter vorgehaltener Hand, dass man das schwarze Pulver falsch gelagert hatte. Und die Explosion habe das Gestein so weit aufgerissen, dass eben das Meer mit Wucht in den Stollen eindrang. Dutzende Bergleute waren jämmerlich ertrunken, und, wohl weit

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