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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Finger, und wieder fiel sie in diese seltsame Starre.
    Danach wechselten sie die Methode, hielten sie tagelang krumm geschlossen in Eisen, aber auch das zeigte keine Wirkung, weil dieses dürre Mädchen einfach erstarrte und stundenlang gar nicht bei Bewusstsein war. Schließlich ließen sie sie hungern und dürsten, aber auch das schien ihr wenig auszumachen. Seit über einem Monat ging das schon so. Und Lizet lief die Zeit davon.
    » Ich verstehe nicht, warum Ihr für diesen Mann all diese Qualen auf Euch nehmt, Skari « , versuchte er es erneut.
    » Ich weiß, dass Ihr das nicht versteht, Hauptmann. «
    Er schüttelte unwillig den Kopf. » Wollt Ihr mir erzählen, dass Ihr das aus Liebe tut? Wirklich? Er hat eine andere geheiratet, oder nicht? «
    » Sie bedeutet ihm nichts. «
    » Aber Euch liebt er auch nicht. Wie könnte er? Er ist ein Patrizier und ein aufsteigender Stern in dieser Stadt. Und je weiter er aufsteigt, desto weiter wird er sich von Euch entfernen. Er kann es sich schlicht nicht leisten, Euch zu lieben. «
    » Vielleicht tut er es doch. «
    Lizet massierte sich die Schläfen. Er wurde nicht schlau aus diesem Mädchen. » Aber warum? Sagt mir, was, um der Himmel willen, zieht Euch zu diesem Mann, der Euch um seiner Karriere willen sitzen gelassen hat? Wisst Ihr nicht, wie viel Blut an seinen Händen klebt? Habt Ihr keine Angst, dass Eures dazu kommt, wenn Ihr ihm im Weg steht oder nur lästig seid? «
    » Ich habe keine Angst vor ihm. Und er hat keine Angst vor mir. Vielleicht ist es das, was uns verbindet. Aber ich weiß, dass Ihr nicht versteht, was ich meine, Hauptmann. «
    » Schön, wir reden gleich weiter « , sagte Lizet, stand auf und trat aus der Kammer.
    Die Wände rochen immer noch nach Feuer und Zerstörung, aber er konnte die Gesegnete nicht im Kerker der Gespenster foltern, denn er handelte hier auf eigene Faust. Deshalb hatte er sie in die Keller unter der zerstörten Akademie der Scholaren gebracht.
    » Was wollt Ihr nun machen, Herr? « , fragte einer seiner beiden Handlanger. Er hatte sie angeworben in der Hoffnung, dass diese Melorer nicht ganz so abergläubisch waren wie die Menschen in dieser Stadt. Sie waren keine schlechte Wahl, denn sie hatten schlicht zu wenig Fantasie, um sich zu fürchten. Aber auch sonst fehlte es ihnen an vielem. Lizet nannte sie Klotz und Keil. Er fand, dass es sich nicht lohnte, sich ihre Namen zu merken.
    » Sie wird nachgeben « , antwortete er missmutig.
    » Aber wir halten sie nun schon drei Wochen bei wenig Wasser und noch weniger Brot, und sie redet nicht. «
    » Und wenn doch etwas daran ist? « , meinte Klotz.
    » Woran? «
    » Dass diese Weißhaarigen besondere magische Kräfte haben. «
    » Natürlich, sie sind die Gesegneten. Aber abgesehen davon, dass sie uns immer wieder entgleitet, habe ich noch keine Magie bei ihr gesehen. Ihr etwa? «
    » Nein, Herr, aber in der Stadt, da sagt man, sie könnten den Tod herbeiwünschen. «
    » Märchen « , versuchte Lizet den Mann zu beruhigen.
    » Hauptmann « , rief es von drinnen.
    » Ihr wollt Euch endlich ein paar Dinge von der Seele reden, Skari? «
    » Nein, aber ich will Euch und Euren Männern sagen, was ich gesehen habe « , sagte sie mit schwacher Stimme.
    » Nämlich? «
    » Jener dort « , sie hob mühsam die in schweren Eisen liegende Hand und zeigte auf Keil, den jüngeren der beiden Melorer, » jener dort wird heute noch sterben. «
    Der Mann stieß einen Schrei aus und prallte entsetzt zurück.
    Lizet gab sich unbeeindruckt. » Soll das der berühmte Todesfluch sein? «
    » Kein Fluch, ich habe es gesehen. Und der dort « , sie zeigte auf den anderen, » wird mich freilassen. «
    » Das ist doch Unsinn! Erzählt mir lieber, was Ihr wirklich gesehen habt, zum Beispiel bei Eurem Freund, Menher Malakin, der sich neuerdings Gremm nennt, und der, wie wir beide wissen, als Viltor Merson geboren wurde. «
    » Aber ich sehe ihn nicht. «
    » Fühlt Ihr Euch schwach? Ich kann Euch Brot und Wasser geben – wenn Ihr mir auch etwas gebt. «
    » Wasser, ich habe Wasser gesehen, es fließt über schwarzen Stein « , entgegnete das Mädchen leise.
    Lizet drehte sich um. Klotz war noch in der Kammer, aber er sah beunruhigt aus. Den Jüngeren hörte Lizet draußen im Gang auf und ab gehen. » Schickt Euren Freund, etwas Wasser für dieses Mädchen zu holen. Dann kommt er vielleicht wieder zu Verstand. «
    Der Melorer nickte. Er hörte die beiden kurz darauf draußen leise miteinander streiten.

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