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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Vielleicht waren sie doch keine so gute Wahl gewesen.
    » Hört, ich weiß schon viel über Euren Freund, aber ich weiß noch nicht alles. Seht … « Er zog eines der Pergamente hervor, die er bei Richter Titior eingesteckt hatte. » … dies hat ein toter Richter einst zusammengetragen, ein Opfer Eures Freundes. Es beschreibt die Unternehmungen eines Mannes, den Ihr vielleicht kennt. Er wird Orn Wraas genannt. «
    Lizet entzündete eine zweite Kerze, weil er das Papier selbst kaum lesen konnte. » Und hier stehen viele Namen und Zahlen, von denen mich vor allem die Namen interessieren. Dort, die Ratte, ich nehme an, es handelt sich um Euren Freund Viltor. Da, eine Weiße Taube, darf ich annehmen, dass Ihr damit gemeint seid? Und hier, Katzen, ein Berg und eine Maus. Ich habe einen Verdacht, was die Maus betrifft, denn der Mann, den ich verdächtige, erinnert mich tatsächlich an eine Maus, aber wer ist der Berg? Und wer sind die Katzen? Und vor allem, wo finde ich diesen Orn Wraas? «
    » Ihr werdet es bald erfahren « , sagte die Gesegnete.
    » Ihr wollt also endlich reden? «
    » Nicht von mir « , erwiderte die junge Frau.
    Lizet verschränkte die Arme. Er tat, als hätte er alle Zeit der Welt, dabei war das nicht wahr. Viltor Merson/Gremm gewann mehr und mehr Verbündete in der Stadt. Wenn seine Schwester erst mit dem jungen Varos verheiratet war, würde er nahezu unangreifbar sein. Aber wenn er nachweisen konnte, dass er zur Bande des berüchtigten Schmugglers Orn Wraas gehörte, würde man die Dinge weiter oben vielleicht endlich anders sehen.
    Ein Schrei erklang im Gang, gefolgt von einem dumpfen Poltern. Die Gesegnete lächelte, und Lizet wurde es flau im Magen. Er hörte Klotz draußen fluchen, dann rennen. Er folgte ihm etwas langsamer zur Treppe. Keil lag reglos dort, den Hals grotesk verdreht. Offensichtlich war er die Treppe hinabgestürzt und hatte sich das Genick gebrochen. Der Eimer rollte über den Boden, und das Wasser ergoss sich über die rußgeschwärzten Steinplatten.
    » Bei allen Göttern « , rief der Melorer, » der Fluch! «
    » Mann, beruhigt Euch. Ein Unfall. «
    » Sie hat ihn verflucht! «
    » Unsinn, sie hat ihm einfach so viel Angst gemacht, dass es passieren musste! «
    » Das mögt Ihr glauben, Herr, aber ich glaube das nicht. Verzeiht, dafür habe ich mich nicht anwerben lassen. Seht zu, wie Ihr ohne mich zurechtkommt! « Der Melorer wich vor Lizet zurück. Er wollte offensichtlich zur Treppe.
    » Wartet, ich habe Euch üppig entlohnt! «
    » Was nützt mir Euer Geld, wenn ich tot bin? Mein Freund kann seines schon nicht mehr ausgeben. Ich will es ihm nicht gleichtun! « Und dann stolperte er die Treppe hinauf und davon.
    » So sind wir nun allein « , stellte die Gesegnete fest, als Lizet zu ihr zurückkehrte.
    » Abergläubisches Pack « , murmelte er und stellte den leeren Eimer auf den Tisch. Er war fest entschlossen, sich nicht verschrecken zu lassen. » Ihr habt vor diesem bedauerlichen Unfall gesagt, dass meine Fragen beantwortet würden. Wann und von wem? «
    Sie schloss die Augen und sagte dann: » Ihr werdet zu einer Hochzeit geladen. «
    » Die Hochzeit? Die Hochzeit des jungen Varos mit Tiuri Gremm? «
    » Vielleicht. «
    » Die werden sicher kein Gespenst zu ihrer Hochzeit einladen. «
    » Und doch seid Ihr dort, Hauptmann. Ich sehe Euch. «
    » Was seht Ihr noch? « , fragte Lizet fasziniert.
    » Mehr, als Ihr sehen werdet. «
    » Verdammt, das ist keine Antwort! «
    » Ich weiß. «
    » Schön, wenn Ihr Euch Euer Wasser nicht verdienen wollt – ich werde Euch nicht zwingen. Aber seid gewarnt. Diese Hochzeit – sie ist bereits morgen. Ihr habt noch diese eine Nacht Zeit, Euch zu besinnen. Aber wenn ich morgen früh keine Antworten von Euch bekomme, ist Eure Chance vertan. Ihr wisst, was das bedeutet, oder? «
    » Ihr habt vor, mich zu töten. «
    » Natürlich, denn wenn diese Ehe erst geschlossen ist, ist Viltor Gremm unangreifbar. Und wozu sollte ich Euch dann noch brauchen? «
    Er löschte eine Kerze, nahm die andere an sich und ließ das Mädchen in völliger Finsternis zurück. Es stimmte nicht ganz, was er eben gesagt hatte. Natürlich würde sich niemand mit der Varos-Sippe anlegen, zumindest kein gehorsamer Diener des Gesetzes dieser Stadt.
    Aber Lizet war entschlossen, Viltor Merson nicht entkommen zu lassen. Wenn es sein musste, würde er sich mit seinem Dolch eigenhändig in den Dienst der höheren Gerechtigkeit stellen, von der der Archont so

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