Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
bester Ordnung, sobald unser Onkel hier auftaucht « , entgegnete Tiuri, die viel ruhiger als Vil zu sein schien.
» Soll ich ihn suchen? « , fragte Vil.
» Wenn du willst. Es ist, glaube ich, noch ein wenig Zeit. «
» Unfassbar, er wird es doch nicht vergessen haben! «
» Geh ruhig, wir kommen zurecht « , sagte Lajara.
Vil schenkte seiner Frau, die Tiuri in dieser Stunde zur Seite stand, einen dankbaren Blick. Die beiden verstanden sich nicht sonderlich gut, aber für diesen Tag schienen sie einen geheimnisvollen Waffenstillstand geschlossen zu haben.
» Braucht ihr noch irgendetwas? «
» Kannst du meinem Schwiegervater sagen, dass ich ihn noch einmal zu sprechen wünsche? « , fragte Tiuri.
» Jetzt? «
» Ja, ich habe noch eine Frage an ihn. «
» Jetzt? «
» Es geht nur um den Ring, Vil, aber es ist mir sehr wichtig. Also, schickst du ihn zu mir? «
» Na schön « , sagte Vil, der das, wie so vieles, was sich rund um diese Hochzeit ereignete, nicht verstand. Es gab da einen Haufen Gesetze, lächerlich abergläubische Verbote und Vorschriften, die es zu beachten galt. Frauensache, hatte ihm seine Frau erklärt. Und so etwas war das vermutlich jetzt auch wieder.
Er eilte hinaus in den Tempel. Er war voller Menschen, die stehend darauf warteten, dass diese Ehe, von der die ganze Stadt sprach, endlich geschlossen würde. Er grüßte ein paar Kauffahrer, schüttelte ein paar Hände, hielt sich aber nicht lange auf.
Er fand Varos in einer anderen Seitenkammer, wo er seinem leichenblassen Sohn Mut zusprach, und bat ihn, doch bei seiner Schwester vorbeizuschauen.
» Weswegen? «
» Das ist ein Geheimnis der Frauen, fürchte ich « , erwiderte Vil. » Aber habt Ihr meinen On… meinen Adoptivvater gesehen? «
» Esrahil? Zuletzt draußen auf der Treppe. Er wirkte etwas nachdenklich, dabei sollte man meinen, das sei ein Tag der Freude für ihn. «
» Nicht nur für ihn, Menher, nicht nur für ihn « , rief Vil.
» Ganz recht « , erwiderte Varos, aber er sah nicht sehr glücklich aus.
Vil fragte sich wieder, was der Archont wohl gegen diesen Mann in der Hand hatte, dass er ihm diese Ehe aufzwingen konnte.
Aber das war nicht sein Problem.
Als er fast an der Pforte war, wurde er plötzlich von einem Priester aufgehalten. » Menher Gremm, verzeiht, aber ich muss Euch bitten, mich zu begleiten. «
» Ist etwas nicht in Ordnung, ehrwürdiger Vater? « , fragte Vil, den plötzlich wieder die Panik erfasste, dass im letzten Augenblick irgendetwas dieses Ehebündnis verhindern könnte.
» Oh, nein, es ist nur: Seine Exzellenz wünscht Euch zu sprechen. «
» Der Archont? Jetzt? «
» So ist es. Kommt, er wartet im Heiligsten. «
» Aber meine Schwester wird gleich heiraten. « Ihm schoss in den Sinn, was Skari gesagt hatte – dass er beim Gelübde nicht neben seiner Schwester stehen würde.
» Ich versichere Euch, dass wir nicht ohne Euch beginnen werden, Menher. Doch bitte, es scheint wirklich dringend zu sein. «
Widerwillig folgte Vil dem Priester, der ihn durch eine Pforte hinter dem Altar in das Heiligste führte, einen Raum, der sonst den Priestern vorbehalten war.
Vil hatte sich immer schon gefragt, wie es dort aussehen mochte, aber das Heiligste enttäuschte ihn, denn es sah aus wie eine gewöhnliche Küche.
Der Archont saß auch auf einem höchst gewöhnlichen Stuhl. » Ah, Menher Gremm, endlich lernen wir uns persönlich kennen. «
» Exzellenz « , erwiderte Vil automatisch.
Memnon war nicht allein dort. Zwei seiner Silbergardisten standen am rückwärtigen Eingang. Sie trugen nur leichte Rüstungen, aber beeindruckende Schwerter.
Hinter dem Archonten saß der blinde Nekor in einer Ecke an einem Kamin, der trotz des sommerlichen Wetters brannte – und Sester Elgos war ebenfalls dort und nickte ihm ernst zu.
Der Priester zog sich geräuschlos zurück.
» Was hat das zu bedeuten? « , fragte Vil.
» Setzt Euch, das kann eine kleine Weile dauern, denn unsere Runde ist noch nicht ganz vollzählig. «
» Aber meine Schwester … «
» Nun, es ist noch ein wenig Zeit. Und ob die Zeremonie überhaupt beginnt, Menher Merson, wird von Euch abhängen. «
Vil setzte sich, er spürte, dass sich Unheil anbahnte. Es war eben doch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Jetzt würde er den Preis für dieses Wunder erfahren.
» Ich habe Euren Weg schon seit längerer Zeit verfolgt, Menher Gremm, und ich muss sagen, Ihr habt mich immer wieder beeindruckt. Ihr habt die Halde überlebt, den
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