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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mit Huren und Dieben um ein paar Fische zankte. Aber das Lachen verging ihm schnell wieder, denn ihm war klar, dass ihr wohl kaum etwas anderes übrig bleiben würde, wenn sie in der Halde überleben wollte.

Sed wurde inzwischen von Rohana Merson immerhin geduldet, und es kam vor, dass er mit ihnen gemeinsam aß. War er jedoch aus dem Haus, schärfte sie ihren Kindern ein, dass sie ihn keineswegs als Freund betrachten durften: » Freundschaft kann es nur unter Gleichrangigen geben, Kinder. Sed ist ein braver Bursche, und ja, ich würde sagen, er ist ein guter Verbündeter, aber keinesfalls mehr, verstanden, Tiuri? «
    Tiuri nickte mit ihrem kleinen Kopf, aber Vil konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie anderer Ansicht war.
    Dann wurde Faras krank. Es war das Fieber, das ihn schon oft heimgesucht hatte, dieses Mal mit einem schlimmen Husten gepaart. Rohana Merson gab Semer Geffai ein silbernes Kettchen, das sie mit auf die Halde geschmuggelt hatte, für ein paar Kräuter, saubere Tücher, eine Decke und etwas trockenes Stroh, damit Faras bequemer lag, und sie wich ihm tagelang nicht von der Seite.
    Vil fühlte sich überflüssig und noch nutzloser als bisher, aber er machte sich doch auch Sorgen um seinen kleinen Bruder.
    » Hat er das öfter? « , fragte Sed, als sie gemeinsam den Boden der Halde nach irgendetwas Brauchbarem absuchten.
    » Immer wieder mal. Die Ärzte meinen, da könne man nicht viel tun, und es gehe ja vorüber. «
    » Aber es kommt immer wieder, oder? «
    » Ja, wenn wir noch oben wären, würden wir wohl irgendwann doch nach den Scholaren schicken. «
    » Können die denn mehr als Reis und Gemüse kochen? «
    Vil zuckte mit den Achseln. » Meine Mutter hält große Stücke auf ihren Orden, weil sie so viel wissen, aber mein Vater meinte, sie seien gefährlich, weil sie alles, was sie nicht verstehen, vernichten wollen. Deshalb hätten sie ja auch damals die Magier aus Xelidor vertrieben. Aber meine Mutter ist der Meinung, Magier seien bloß Scharlatane, die von der Gutgläubigkeit der Menschen zehrten. Jedenfalls, als meine Mutter einen Arzt von den Scholaren holen wollte, hat Vater es verboten. Er wollte bald ein Schiff nach Westen schicken, nach Damatien, wo es Heiler mit Zauberkräften geben soll, aber dazu kam es nicht mehr. Und jetzt können wir auch keinen anderen Arzt rufen, weil uns die Wache nicht lässt. «
    » Mit was habt ihr denn versucht, sie zu bestechen? Wie? Gar nicht? Jetzt schau nicht, als hätte ich Aussatz. Das alte Triefauge ist geldgieriger als alle Wucherer der Stadt. Gebt ihm nur genug, und er verschafft euch, was ihr wollt. «
    » Aber wir besitzen doch nichts! «
    » Eure Mäntel sind schön, die Stiefel ebenfalls, selbst für die Hosen würde euch der Eisenkönig wohl ein paar Kronen geben. Außerdem « – Sed senkte die Stimme – » besitzt deine Mutter noch wenigstens einen goldenen Ring. Sie versteckt ihn, aber ich habe einmal gesehen, wie sie ihn hervorgeholt und betrachtet hat, als sie sich unbeobachtet glaubte. «
    » Ich werde sie fragen « , meinte Vil stirnrunzelnd.
    Aber am nächsten Morgen ging es Faras schon viel besser, und so fragte Vil seine Mutter nicht nach ihrem Ring, und auch von dem, was Sed über Bestechungen gesagt hatte, erzählte er vorerst nichts, denn das würde sie nur in ihrer Meinung bestärken, dass Sed kein Umgang für ihn sei.
    Die Tage verstrichen, der Frühling schien selbst die Halde aufzuhellen, und sie feierten Tiuris elften Geburtstag mit einer Kerze und einer zusätzlichen Portion Fisch und Gemüse, die Sed irgendwie besorgt hatte. Vil hatte seiner Schwester einen Anhänger aus einem Faden und einer Muschelschale gebastelt, die er hier unten gefunden hatte. Sie war schneeweiß und nur leicht schadhaft. Es war das einzige Geschenk, das sie für Tiuri hatten, aber sie schien sich wirklich darüber zu freuen.
    Das war die einzige Abwechslung für lange Zeit. Faras wurde zwar wieder beinahe gesund, behielt aber einen trockenen Husten zurück. Vil langweilte sich immer noch. Er versuchte mit anderen Bewohnern in Kontakt zu kommen, doch es schien, dass ihm alle, selbst die gleichaltrigen, aus dem Weg gingen.
    Sie löschten die Feuer, verschwanden in ihren Wohnlöchern oder wanderten einfach davon, wenn er näher kam. Andere drohten mit Knüppeln und beschimpften ihn, so dass er keine Lust mehr auf ihre Bekanntschaft hatte. Von der Südwand hielt er sich nach der Geschichte mit Fura sowieso fern.
    Vil sah alte Männer sitzen,

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