Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Stimme: » Neuerdings beehren die Scholaren die Versammlung immer öfter mit ihrer Anwesenheit, sie bringen sogar Frauen in diese ehrwürdige Halle, und ich fürchte, ich werde den Tag noch erleben, an dem die Bruderschaft der Weißen Schriften eigene Leute in die Sitzungen des Hohen Rates schickt. Als hätten sie in dieser Stadt nicht schon genug zu sagen. «
    » Ich verstehe « , murmelte Gremm.
    » Wirklich? Dann seid besser nicht noch einmal so unvorsichtig, ihrem Pulver die Schuld an jenem Verhängnis zu geben. Es war Hexerei, wie das Gericht festgestellt hat. Punkt. «
    » Ich hatte keinesfalls vor, Zweifel an der Weisheit des ehrwürdigen Gerichts zu äußern, Menher « , behauptete Gremm. Er schwitzte jetzt nicht nur wegen des Harnischs. » Ich suche lediglich nach einem Weg, an dessen Ende meine Schwester und ihre Kinder begnadigt werden könnten. Kann man mir das verübeln? Es sind Gremms, meine Familie! «
    Nestur schüttelte wieder den Kopf. » Dann kommt in zehn Jahren wieder, Menher, frühestens! Wisst Ihr nicht, was die ehrenwerte Rohana Merson getan hat? Sie hat die Richter beschuldigt, gekauft zu sein! Sie hat außerdem Feles Ajeler, unserem ehrenwerten Kämmerer, unterstellt, er trage eigentlich die Verantwortung für das Desaster und wolle ihren Mann nur dem Henker übergeben, um den eigenen Hals zu retten. Denkt Euch, sie forderte ein Ehrengericht – Aretor Merson gegen Feles Ajeler, Schwert gegen Schwert in der Arena, wie in der finsteren, alten Kaiserzeit. «
    » Das hat sie getan? Entsetzlich, aber – Augenblick, woher wisst Ihr das, Menher? Ihr wart doch nicht etwa einer der … «
    » Nein, bewahre! Als im Hohen Rat die Lose gezogen wurden, war ich wirklich in Sorge, es könne auch eines auf mich fallen, doch blieb mir dieses Schicksal, den Himmeln sei Dank, erspart. Sagen wir einfach, ich hörte einige Dinge, die im Gerichtssaal vorgingen. Und glaubt mir, Eure Schwester hat alles getan, um ihre Lage zu verschlimmern. Sie hat nicht nur das Angebot abgelehnt, in eine der Kolonien zu gehen, nein, sie hat den Richtern mit Vergeltung gedroht. «
    Gremm entfuhr ein erstickter Aufschrei.
    » Leise doch! Ich weiß nicht, welcher Dämon sie geritten hat, doch glaube ich nicht, dass irgendeiner der Richter es je vergessen wird. Zumal es heißt, Euer Schwager habe im Verhör auch zugegeben, Verbindungen zur Bruderschaft der Schatten zu haben. Begnadigung? Nein, Gremm, diese Tür hat Eure schöne und leider so unkluge Schwester zugeschlagen. Es mag sein, dass man ihre Kinder irgendwann hinauslässt, doch selbst darauf würde ich nicht hoffen. Immerhin könnten sie versuchen, den Willen ihrer Mutter zu vollstrecken. Sie sind verbannt zu den Vergessenen, und schon, dass wir über sie reden, kann uns in Schwierigkeiten bringen. «
    Gremm konnte nicht fassen, was er da hörte: Sein Schwager Merson sollte also nicht nur ein Hexer gewesen sein, nein, er sollte auch noch Verbindungen zu den Meuchelmördern der Schatten gehabt haben! Es wurde immer absurder. Und Nestur hatte all das nur zufällig erfahren? Nein, der Hohe Rat Telius Nestur steckte wohl tiefer in dieser Angelegenheit, als er zugab.
    Gremm kam plötzlich der Verdacht, dass der Mann ihn nicht warnen, sondern aushorchen wollte.
    Er spürte kalten Schweiß, der ihm über den Rücken hinablief, und es fiel ihm nicht schwer, bestürzt zu tun: » Rohana hat den Richtern gedroht? Ich wusste nicht, dass es so schlimm steht. Danke, dass Ihr mich warnt, Menher Nestur, ich hätte mich wohl tief in die Nesseln gesetzt, wenn ich mich in dieser Angelegenheit zu weit vorgewagt hätte. «
    » Lasst den Mut nicht sinken, Gremm. Im Augenblick reden alle nur vom Krieg, und sie haben alles andere vergessen, aber irgendwann wird man sich an den Fall erinnern. Und dann wird man vielleicht gerade jenen, die Eure Schwester dorthin brachten, wo sie jetzt ist, einen Strick aus der Sache drehen, oder eine Intrige spinnen, an deren Ende die Freiheit für Eure Schwester steht. Das kann schneller gehen, als Ihr glaubt. Ihr wisst doch, wie es bei uns im Rat zugeht. Der Wind kann sich drehen, Gremm, er kann sich drehen. Es sind doch bald Wahlen, wie vielleicht sogar Ihr gehört habt. «
    Gremm überhörte die Ironie des letzten Halbsatzes und nickte zerstreut. Er wusste natürlich, dass die Versammlung der Großen, die eigentlich nicht viel zu sagen hatte, einmal im Jahr zehn der fünfzig Hohen Räte wählte, die eigentlich die Geschicke der Stadt lenkten. » Aber was haben

Weitere Kostenlose Bücher