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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Hauptmann, der ihnen das Messer verschafft hatte, war noch einmal erschienen, aber seine Mutter hatte den kleinen Beutel mit Kronen, den er ihr aufnötigten wollte, nicht angenommen. Seither ließ sich der Mann nicht mehr blicken, und Semer Geffai schien mit jedem Tag, den der Hauptmann fernblieb, unverschämter zu werden. Er erhöhte willkürlich die Preise, und da es niemand anders gab, bei dem sie einkaufen konnten, konnten sie nichts dagegen unternehmen.
    » Wir könnten auch drüben bei diesem Brenner nachfragen. Ich hörte, da gibt es sogar Obst « , sagte Vil eines Morgens, als sie wieder bei Reis und Fisch saßen.
    » Menher Geffai würde es nicht gerne sehen, mein Sohn. Und ich auch nicht. Dieser Mann brennt Schnaps und ist gewiss kein Umgang für uns. «
    » Aber er macht ihn aus Obst, Mutter, und ich habe schon so lange keinen Apfel, keine Birne oder irgendetwas Süßes gegessen. «
    Seine Mutter blieb jedoch bei dem strikten Verbot, und Vil musste warten, bis sie eines Tages mit Tiuri und Faras zum Bach ging, um Hemden zu waschen, bevor er tun konnte, was er sich vorgenommen hatte.
    » Kommst du mit? « , fragte er Sed.
    » Wohin? «
    » Zum Brenner. «
    » Bist du verrückt? «
    » Er wird mir schon nicht den Kopf abreißen. Schau, ich habe ein paar Nägel gesammelt. Vielleicht hat er ja einen Apfel für mich. «
    Sed starrte auf die offene Faust und die verbogenen Eisen- und Kupferstifte darin. » Pass auf, dass Geffai das nicht mitkriegt. Bei Eisen hört für ihn der Spaß auf. «
    » Was ist jetzt? «
    » Ich wollte eigentlich zu deiner Schwester. «
    » Sie ist mit Fari am Bach, Wäsche waschen. Willst du ihr helfen? Da kann ich mir Schöneres vorstellen. «
    » Ich mir auch, aber, nein, in die Höhle vom Brenner kriegen mich keine zehn Pferde. Und du solltest da auch nicht hingehen, du wirst nichts als Ärger bekommen. «
    Vil sah ihm nach. Er betrachtete Sed trotz allem, was seine Mutter sagte, als Freund, und es verstimmte ihn, dass er ihn nicht begleiten wollte. Er hatte das Gefühl, dass es dafür einen bestimmten Grund gab, hatte es aber versäumt, danach zu fragen. Jetzt war es zu spät, denn Sed war schon fast am Bach.
    Also setzte er seinen Weg notgedrungen allein fort, fast allein, denn Triefauges Katze war plötzlich da und folgte ihm. Er trat nach ihr, sie fauchte und ging auf Abstand. » Hau bloß ab, ich kann’s nicht brauchen, dass du mir Unglück bringst, heute nicht « , knurrte er.
    Aber die weiße Katze schien nicht sehr beeindruckt. Sie achtete auf Abstand, aber sie folgte ihm doch.
    Als er die unsichtbare Grenze zwischen den beiden Steinpyramiden überquerte, bekam er ein mulmiges Gefühl. Sollte er umkehren? Nein, er war ein Merson, verdammt noch mal, und was sollte schon passieren?
    Mit festen Schritten näherte er sich der weit offenen Höhle, in der der Brenner hauste. Ein übler Geruch nach vergorenem Obst schlug ihm entgegen, und dann schoss plötzlich ein alter Mann aus dem Halbdunkel hervor, wankte, kam auf Vil zu und stützte sich auf seine Schultern. Dann murmelte er » Verzeihung « und wankte einen Schritt zurück. » Na, wen haben wir denn da? «
    Andere Köpfe zeigten sich im Halbdunkel der Höhle. Vil sah in glasige Augen und aufgedunsene Gesichter.
    » Ist das nicht der kleine Liebling vom Eisenkönig? « , fragte einer mit einem verbeulten Zinnkrug in der Hand.
    » Der oder seine Mutter? « , wollte ein anderer wissen.
    » Beide, mein Freund, beide, wenn du mich fragst « , meinte ein Dritter.
    » Mir würde er gefallen « , rief eine zahnlose Alte.
    Vil trat noch einen Schritt vor, schluckte die Angst hinunter und sagte: » Ich will etwas kaufen. « Er konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Stimme sich überschlug.
    » Brenner, hast du gehört? Kundschaft! «
    Die Reihe der ausgemergelten Gestalten teilte sich, und ein dürrer Mann mit langem Haar und einem geradezu ins Auge stechenden Spitzbart trat hervor.
    » Ah, Kundschaft von vornehmen Stand! « , rief er. » Womit kann ich Euer Gnaden dienen? «
    Die Männer lachten, und Vil wurde wütend, denn sie lachten über ihn.
    » Obst. Ich will Obst kaufen, Menher. «
    » Obst? « Die Gäste der Höhle lachten grob. » Seine Gnaden will Obst kaufen! «
    » Und er hat sicher die Taschen voller Gold! «
    » Ich habe Nägel. «
    Schallendes Gelächter schlug über Vil zusammen.
    » Ruhig, Freunde, ruhig « , meinte der Brenner breit grinsend und wirkte doch von all diesen Menschen am freundlichsten. » Wie kommst

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