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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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die Wahlen mit meiner Schwester zu tun? «
    » Nun, Gremm, Ihr wart lange nicht hier, deshalb muss ich es Euch wohl erklären. Es gibt einige Männer, denen nicht gefällt, wie viel Macht und Einfluss die Scholaren in dieser Stadt inzwischen haben. Der Archont ist offensichtlich blind für diese Gefahr, aber ich hoffe, dass der Rat ihm doch noch die Augen öffnen kann. Allerdings kommt es darauf an, dass die Versammlung in zwei Monaten auch die richtigen Männer wählt, versteht Ihr? «
    Gremm nickte und fühlte wachsendes Unbehagen. Hatte Nestur vor, ihn in eine Intrige einzuspannen?
    » Auch mein Sitz steht zur Wahl. Kann ich auf Eure Stimme und Eure Unterstützung zählen, Gremm? Es würde Euch und Eurer Schwester nicht schaden. «
    » Ich wüsste nicht, wem ich sie lieber gäbe « , versicherte Gremm ausweichend.
    » Ah, hier seid Ihr, Menhers « , rief Abar Brasus aufgeregt. » Der Archont ist eben eingetroffen, und er schickt nach Euch, Nestur. Schließlich sollt Ihr die Verhandlung für ihn führen. «
    » Ich danke Euch, Menher. Geht Ihr mit hinein, Gremm? Ich wäre interessiert daran, die Meinung eines Mannes zu hören, der sich den Kopf über diese Fragen nicht so heiß geredet hat wie wir anderen. «
    Der Archont war endlich erschienen. Gremm sah gerade noch, wie er sich auf seinen schlichten Stuhl setzte. Er war in Begleitung des Hohepriesters des Himmelstempels und des alten Hochmeisters der Scholaren, umgeben von einer breiten Schleppe aus Beamten, Räten und dienstbaren Geistern. Kein günstiger Augenblick für eine heikle Bitte.
    » Meine Meinung? Wozu? « , fragte er zerstreut.
    » Zum Krieg, Gremm, zum Krieg. Die Goldene Frage – wen sollen wir unterstützen? Seebund oder Oramar? «
    Gremm hatte keine Ahnung und stieß hervor: » Vielleicht sollten wir uns einfach heraushalten. Wir haben schließlich nichts davon, wenn wir es uns mit einer Seite verderben. «
    » Aber wenn wir uns gar nicht entscheiden, dann verderben wir es uns vielleicht mit beiden, Menher « , gab Nestur lächelnd zu bedenken.
    » Dann helft eben beiden! « , rief Gremm ungehalten. Er öffnete den Verschluss seines Ratsmantels. Er musste sich einfach Luft verschaffen.
    » Aber Menher Gremm, was redet Ihr da? « , rief Brasus.
    » Was ich rede, Brasus? So sind wir doch stets verfahren, oder nicht? Wir haben uns herausgehalten, die Dinge in endlosen Disputen durch die Versammlung und den Rat treiben lassen, und erst dann, wenn die Sache praktisch entschieden war, haben wir uns auf die Seite der Sieger geschlagen. Warum mit dieser guten Tradition brechen? Und nun entschuldigt mich, Ihr Herren, meine Frau ist nicht gesund, und es ist wohl besser, wenn ich nach ihr sehe. «
    Er deutete eine Verbeugung an, machte auf dem Absatz kehrt und hastete auf knarrenden Schuhen davon. Die Reue ereilte ihn, noch bevor er die Stufen der Halle hinunter war. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich derart gehen zu lassen? Und warum hatte er sich ausgerechnet dem alten Fuchs Nestur anvertraut? Dieser Mann hatte bei früheren Streitereien im Rat doch öfter die Seiten gewechselt als die Hemden, und dennoch war er unaufhaltsam aufgestiegen, und vielleicht nannte man ihn auch deshalb den Habicht.
    Gremm überquerte den großen Tempelplatz. Hier oben, zwischen Himmelstempel, Archontenpalast, Versammlungshalle und Akademie, waren weniger Menschen als sonst unterwegs, vermutlich, weil alle Männer von Bedeutung, oder alle, die sich dafür hielten, in der Säulenhalle waren, wie Gremm dachte. Er durchquerte die großzügige Grünanlage, hörte Offiziere in der Festung zu seiner Linken Befehle bellen, erreichte den Obermarkt und blieb stehen. Linker Hand lag die Reitschule der Silbergarde, und zwischen dem imposanten Gebäude und der alten Festung stand abweisend und grau das Hauptquartier der Gespenster. Dort hatte man seinen Schwager gefangen gehalten und gefoltert, bis er all den Unsinn, den man ihm vorwarf, gestanden hatte.
    Gremm wandte sich mit Schaudern ab, aber vor ihm ragten die hohen Mauern der Arena in den Himmel. Dort war sein Schwager gestorben. Ob seine Schwester es mit angesehen hatte? Merkwürdigerweise hatte es niemand erwähnt. Hatte man ihn nur schonen wollen?
    Er dachte daran, seinen Schreiber zu fragen, aber dann ließ er es. Der Mann druckste ohnehin ständig verlegen herum, wohl weil ihm inzwischen aufgegangen war, dass es nicht sehr klug gewesen war, zur eigenen Unterhaltung der Hinrichtung eines Verwandten seines Brotherrn

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