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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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meinte.
    » Und wie ist Euer Standpunkt? «
    » Ich fürchte, ich kann jetzt nichts dazu sagen. «
    Telius Nestur sah ihn durchdringend an, dann zwinkerte er plötzlich und sagte mit halblauter Stimme: » Ihr seid ein weiser Mann, Menher Gremm, ein weiser Mann. Ganz wie Euer Vater! «
    Zu seiner Erleichterung erspähte Gremm seinen Nachbarn, Abar Brasus, am anderen Ende der großen Ratshalle. Er bat Nestur, ihn zu entschuldigen, und begab sich auf knarrenden Sohlen hinüber. » Ich bin wirklich erfreut, Euch zu sehen, Menher Brasus. «
    » Ah, Gremm, Ihr seid gekommen! Sehr gut, wir Kauffahrer können in dieser Angelegenheit jede Stimme brauchen! «
    Gremm nickte flüchtig.
    » Kommt, ich stelle Euch ein paar Leuten vor, die Ihr wohl noch nicht kennt « , meinte Brasus und zog ihn schon zu einer Gruppe jüngerer Patrizier. Gremm kannte in der Tat keinen einzigen von ihnen, und er hatte Zweifel, dass er sich die Namen merken konnte, die Brasus ihm nannte, und dann entdeckte er eine Gruppe älterer Kauffahrer, die er von früher kannte, aber deren Namen er vergessen hatte.
    Er fand, dass die weitläufige Säulenhalle viel besser besucht war als zu seiner Zeit. Ihm dämmerte, dass irgendetwas Wichtiges zur Abstimmung stehen musste.
    » Wie werdet Ihr stimmen, Menher? « , fragte einer der jüngeren Räte.
    » In welcher Frage? «
    Die Großen tauschten verdutzte Blicke, dann lachte der Fragesteller, ein junger Mann mit roten Pausbacken, und rief: » Ihr lasst Euch wohl nur ungern in die Karten schauen, Menher? «
    » Nein, Menher, ich habe nur das Gefühl, dass ich noch nicht genug über diese Angelegenheit weiß, um mich festzulegen « , gab er vorsichtig zurück.
    » Aber irgendwann müsst Ihr Euch entscheiden « , erwiderte der Pausbäckige, und das Lächeln war aus seinem jungen Gesicht verschwunden.
    » Das wird er, Ihr Herren, das wird er « , sagte Telius Nestur, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Er fasste den verwirrten Gremm am Arm und zog ihn davon.
    Überall standen Räte in kleinen Gruppen und diskutierten, aber Nestur, dem einen oder anderen zunickend, führte ihn an allen vorbei bis fast nach draußen.
    » Ihr redet Euch noch um Kopf und Kragen « , sagte er leise, als sie an der äußersten Säulenreihe angekommen waren.
    » Ich habe leider keine Ahnung, worum es überhaupt geht. «
    » Die Goldene Frage, wie schon seit Monaten. Bei allen Himmeln, Gremm – wo lebt Ihr eigentlich? Es geht um den Krieg auf dem Goldenen Meer, wo sich das Reich von Oramar und der Seebund gegenseitig die Köpfe einschlagen. «
    » Und was geht uns das an? «
    Nestur schüttelte den hageren Schädel. » Beide Seiten haben um unsere Unterstützung ersucht, und beide Seiten berufen sich auf unsere Freundschaft, die guten Geschäfte und ein paar alte Versprechen, an die sich hier niemand gern erinnern will. «
    » Kein Wunder, dass die Halle so voll ist. So viele Große habe ich zu meiner Zeit hier nie gesehen « , seufzte Gremm.
    » Das heißt, Ihr seid nicht deswegen hier? «
    » Auch wenn es Euch zu erstaunen scheint, Menher Nestur, nein, deswegen bin ich nicht hier. «
    » Ah – sagt es nicht, ich verstehe, ich verstehe. « Der Ratsherr senkte die Stimme zu einem Flüstern: » Es geht Euch um Eure Schwester, nicht wahr? «
    » So ist es. Ich wollte mich ein wenig umhören, herausfinden, wie die Versammlung über den Fall denkt, doch wie es aussieht, ist man anderweitig beschäftigt. «
    » Aber Gremm, es wäre Wahnsinn, die Sache hier und heute öffentlich zur Sprache zu bringen! Das Urteil des Geheimen Gerichts kann nicht angefochten werden, das solltet Ihr wissen. Und wie sollte es auch? Euer Schwager Merson hat schließlich gestanden, ein Hexer zu sein. «
    » Im Verhör der Gespenster haben schon viele Männer vieles gestanden « , gab Gremm gereizt zurück. » Außerdem war es doch das schwarze Pulver, das den Stollen sprengte. Was hätte das mit Hexerei zu tun? Schließlich ist dieses Pulver etwas, das die Scholaren nach Xelidor gebracht haben – und die hat bisher niemand der Hexerei bezichtigt! «
    Nestur sah Gremm mit hochgezogenen Brauen an, räusperte sich und sagte: » Ihr solltet vorsichtig mit Euren Worten sein, Freund. « Gleichzeitig gab er ihm einen Wink mit den Raubvogelaugen.
    Gremm folgte dem Wink und bemerkte, gar nicht weit entfernt, ein paar weiß gewandete Männer und Frauen, die sich unter die Großen gemischt hatten. Man schien in muntere Plauderei vertieft.
    Nestur senkte seine

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