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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sich ziehen. Nein, seid unbesorgt, Ihr werdet nicht in eines dieser kalten und ungesunden Löcher im Fels ziehen müssen. Doch ich fürchte, Ihr werdet in Zukunft arbeiten müssen. «
    » Menher, wenn es um Geld geht, so habe ich Euch erst vor kurzem den Mantel meines Sohnes … «
    » Natürlich, Doma, natürlich. Leider hat mich die Wache daran erinnert, dass es Gefangenen nicht erlaubt ist, etwas von Wert mit auf die Halde zu bringen. Glaubt mir, ich habe mein Äußerstes gegeben und konnte so gerade noch verhindern, dass sie die Herausgabe Eurer Kleidung verlangen, doch eigentlich gehört diese Kleidung, da sie einen gewissen Wert hat, nicht mehr Euch, Doma. Und auch sonst nichts, was Ihr gerade Euer Eigen nennt. Das Geschirr, der Kessel – das alles muss ich wohl zurückfordern. «
    Vil hörte mit wachsendem Zorn zu. Was erlaubte dieser Mann sich? Er kroch zu dem Stein, unter dem er den Dolch versteckt hatte. Doch plötzlich spürte er die Hand seiner Schwester auf dem Unterarm.
    » Nicht! « , flüsterte sie nur und sah ihn mit ihren großen Kinderaugen ernst an.
    » Menher Geffai, ich habe für all das bezahlt. «
    » Mit Dingen, die Ihr eigentlich nicht besitzen durftet! Nun muss ich mich vor der Wache rechtfertigen, Doma, das ist nicht angenehm. Ich kann Eure Empörung verstehen, und ich habe auch nicht vor, Euch etwas von dem, was ich Euch überließ, fortzunehmen, doch fürchte ich, ich muss darauf bestehen, dass Ihr es auf andere Weise abbezahlt. «
    » Und woran habt Ihr gedacht? « , fragte die eisige Stimme von Rohana Merson.
    » Nun, an das, was alle tun. Die Halde absuchen nach Holz, Werg, Leinen, Nägeln, nach Dingen von Wert eben. Ich werde Euch für alles, was Ihr mir bringt, entlohnen. Ehrlicher Lohn für ehrliche Arbeit. «
    » Meine Kinder werden nicht für Euch den Abfall durchwühlen! «
    » Sie würden es doch freiwillig tun, wenn Ihr sie nicht hindern würdet, Doma. Aber falls Ihr Euch Sorgen macht um Eure Tochter, denn ich gebe zu, dass die Arbeit unter den Himmelspforten nicht ungefährlich ist, möchte ich etwas vorschlagen. Doma Geffai, also, Coria, meine Frau, würde sich über ein wenig Hilfe im Haushalt freuen. Und wäre es nicht ganz in Eurem Sinne, wenn Eure Tochter auf diesem Wege lernt, wie man einen richtigen Haushalt führt? Hier, in dieser Behausung, kann sie nicht viel darüber lernen. Ihr seht, ich habe auch unter diesen widrigen Umständen nur Euer Bestes im Sinn. Nein, Doma Rohana, sagt jetzt nichts. Ich kann verstehen, dass Euch diese unerfreuliche Wendung des Schicksals nicht gefällt. Ihr sollt über mein Angebot nachdenken. Ich erwarte Eure Antwort morgen früh. «
    Dann entfernte er sich endlich.
    » Niemals « , stieß Rohana Merson nur hervor, als sie nach sehr langer Zeit endlich in den Verschlag zurückkehrte, » niemals. «
    Zwei Tage später meldeten sich Vil und Faras beim Eisenkönig zur Arbeit, und auch Tiuri bekam eine Aufgabe, doch wie Semer Geffai gesagt hatte, musste sie nicht den Unrat der Halde durchwühlen, sondern sollte Doma Geffai im Haushalt helfen und » lernen, was es eben braucht, um einem Ehemann später ein Heim zu geben « , meinte die Doma mit einem überfreundlichen Lächeln.
    » Und Eure Mutter? « , fragte der Eisenkönig, als seine Frau das Mädchen in die Hütte gezogen hatte.
    » Sie wird nicht für Euch arbeiten, Menher « , erwiderte Vil finster.
    » Ihre Sache « , sagte der große Mann, » doch werdet ihr für sie mitarbeiten müssen, wenn ihr satt werden wollt. «
    Vil lernte rasch, dass es eine Sache war, die Halde nach interessanten Dingen zu durchstöbern, und eine ganz andere, die gleiche Sache stundenlang als Arbeit zu verrichten. » Nägel aus Eisen und Kupfer, Bleibeschläge, Werkzeug, das sind die Dinge, die ich suche « , hatte der Eisenkönig ihm eingeschärft, » aber natürlich auch alles Holz, das ihr findet. «
    Also kroch Vil mit seinem kleinen Bruder über den Haldenboden, immer in der Nähe der beiden großen Löcher, durch die die Werftarbeiter alles warfen, was nicht mehr brauchbar war: Bretter, Latten, gesplitterte Planken, zerfaserte Hanfseile, zerfetztes Segeltuch, Teereimer, zerbrochenes Werkzeug, aber auch Tonkrüge und Essensreste und all die anderen Dinge, die anfielen, wenn hunderte Menschen in harter Arbeit Schiffe bauten. Sein kleiner Bruder, ohnehin von eher schwächlicher Konstitution, war ihm bald mehr Last als Hilfe, weil er immer wieder irgendetwas zum Spielen fand und die Arbeit darüber

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