Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
du auf die Idee, ich würde hier Obst verkaufen, mein Junge? Das ist nicht ganz mein Geschäft. «
» Aber Ihr brennt doch Schnaps, Menher. Und Schnaps brennt man aus Obst. «
» Bei allen Himmeln, der Knabe ist schlau « , japste einer im allgemeinen Gelächter.
» Barbaren! Ich glaube, ihr wisst nicht einmal, woraus ich mein edles Gebräu herstelle. «
» Ist vielleicht auch besser! « , johlte einer.
Der Brenner beugte sich zu Vil hinab. » Tut mir leid, mein Junge, du hast zwar nicht ganz unrecht, aber das Obst, das zum Geist in meinen Krügen wird, ist schon ein wenig vergoren oder, sagen wir, angefault, wenn ich es bekomme. Essen willst du das jedenfalls nicht mehr. Aber warte einen Augenblick … «
Er verschwand wieder in der übelriechenden Höhle, und das Gelächter verebbte allmählich. Der Brenner kam kurz darauf mit einem verschlossenen Steinkrug zurück, dem beide Henkel fehlten. Er nahm Vil die Nägel ab und drückte ihm den Krug in die Hand.
» Menher, ich kann doch nicht … «
» Oh, dafür ist man nie zu jung « , krächzte einer der Männer.
» Wirst schon lernen, es zu mögen, Kleiner « , wieherte sein Nachbar.
Der Brenner beugte sich wieder hinab, legte Vil die Hand auf die Schulter und sagte: » Es ist Wasser, mein Junge, aber es ist besser als euer Bach, in den sie immer wieder pissen. Ich habe nämlich hier meine eigene Quelle. «
» Wasser? «
» Und den Krug will ich wiederhaben! «
Verwirrt und ziemlich froh, diesen schrecklichen Leuten entronnen zu sein, machte sich Vil auf den Heimweg. Doch als er die Steinpyramiden erreichte, verstellte ihm plötzlich jemand den Weg. Es war ein einarmiger Mann. Sein Gesicht war gerötet vom Schnaps, und er wirkte ausgesprochen böse. » Du bist das also! « , knurrte er mit schwerer Zunge.
» Wer, Menher? « , fragte Vil und versuchte, sich an dem Mann vorbeizuschieben.
» Der Fremde, mit dem mein Sohn sich herumtreibt. «
» Euer Sohn, Menher? «
Der Mann packte ihn am Kragen. » Sed. Warum geht er mir aus dem Weg? Hast du ihm das in den Kopf gesetzt? «
» Ich habe nichts dergleichen getan « , rief Vil.
» Aber ich sehe ihn mit dir, immer wieder. Sind ihm Fremde jetzt wichtiger als seine eigene Familie, sein eigener Vater? Frag ihn das, hörst du, frag ihn das! Und sei gewarnt! Niemand stellt sich zwischen mich und meinen Sohn, hörst du, niemand. « Der glasige Blick des Mannes ging plötzlich ins Leere, der Griff lockerte sich, und Vil machte, dass er davonkam.
Er bekam Hausarrest dafür, dass er seiner Mutter nicht gehorcht hatte, aber das Wasser war wirklich viel besser als das, was sie sonst trinken mussten. Dabei hatte seine Mutter zunächst versucht, den noch vollen Krug zurückzubringen, aber der Brenner wollte ihn nicht voll zurücknehmen, da er schließlich bezahlt sei. Also nahm sie ihn widerwillig an.
Als Vil drei Tage später ihre winzige Wohnhöhle verlassen durfte, suchte er nach Sed und fragte ihn nach seinem Vater, aber er bekam keine Antwort.
Eine Woche später kam eines Abends der Eisenkönig, der sie sonst in Ruhe ließ, überraschend zu Besuch.
» Ich würde Euch hereinbitten, Menher Geffai « , sagte Vils Mutter, als sie die Bretter vor dem Eingang zur Seite geschoben hatte, » aber es ist nicht aufgeräumt. «
Vil war sich nicht sicher, ob sie das ernst meinte, sie hatten nicht viel, was man aufräumen konnte.
» Ich muss mit Euch sprechen, Doma Rohana, denn ich habe gute und weniger gute Nachrichten für Euch. «
» Nachrichten, Menher? « , fragte Rohana Merson, während sie nach draußen kroch, aufstand und sich mit unvergleichlicher Eleganz Strohhalme aus ihrem einzigen Kleid strich.
» Es betrifft den Hauptmann, der sich so selbstlos bereit erklärt hat, gelegentlich nach Euch zu sehen. Wie es aussieht, wurde er auf ein Schiff abkommandiert, das auf dem Weg zu den Teeinseln weit im Süden ist. Das ist zwar bedauerlich, aber kein Grund zur Besorgnis, Doma Rohana, denn natürlich werden die Wachen und ich weiterhin für Eure Sicherheit garantieren. «
Vil wartete drinnen ab, was seine Mutter wohl antworten würde, doch sie schwieg.
Dann erklang wieder die träge Stimme des Eisenkönigs: » Allerdings erfordert diese Garantie von Euch eine gewisse Veränderung Eures Verhaltens, zu Eurer Sicherheit und der Eurer Kinder, Doma. «
» Ich kann Euch nicht folgen, Menher. «
» Seht, Ihr genießt Privilegien, wie zum Beispiel diese schöne Unterkunft, die den Neid und die Missgunst Eurer Nachbarn auf
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