Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
waren. War es nicht völlig unerheblich, ob es hier Wände gab? Sie lief weiter.
    Es ist vielleicht einfach nicht das, was ich erwartet hatte, dachte sie.
    Und was hast du erwartet?, lautete die Gegenfrage, die sie sich stellte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, denn die Antwort führte sie an Abgründe der Ungewissheit und Angst. Aber die Antwort kam, von irgendwo aus dem tiefsten Inneren ihrer dunkelsten Gedanken: Du hast geglaubt, dass Almisan an deiner Seite wäre. Shahila blieb stehen wie vom Blitz getroffen. Sie fühlte sich plötzlich unendlich schwach und musste sich setzen. Ein überraschender Weinkrampf schüttelte sie. »A lmisan«, flüsterte sie, und das Echo wiederholte wispernd diesen Namen, als wolle es ihren Schmerz noch vergrößern.
    ***
    »U nd was ist das hier für ein Ort?«, fragte Köhler Grams beeindruckt.
    Der Mahr kratzte sich am Bart, knirschte ein paar Worte in der Sprache, die Grams nicht verstand, und sagte dann: »V ersammlung.«
    »A h, eine Versammlungshalle. Das erklärt die vielen steinernen Bänke und den kleinen Thron da vorn«, sagte der Köhler. Auf den steil aufsteigenden Rängen war Platz für Hunderte Mahre. Er legte den Kopf in den Nacken und bewunderte die hohe Kuppel, durch deren kunstvoll geglättete Wölbung an einigen Stellen armlange Tropfsteine gebrochen waren. Wie alt mochte diese Halle sein? »I st denn bald eine Versammlung?«, fragte er.
    Er hätte sich gerne hingesetzt, denn er lief schon seit einer Ewigkeit durch den Berg. Erst hatte ihn sein alter Freund Marberic geführt, dann aber hatte er ihn in die Obhut eines Mahrs namens Helmeric übergeben, der, was die Sprache der Menschen anging, sehr aus der Übung war. Und auch jetzt schüttelte Helmeric nur den Kopf.
    »U nd was machen wir dann hier?«
    »W eitergehen«, sagte der Mahr nach kurzer Überlegung.
    »M einetwegen«, brummte Grams.
    Sie verließen die mächtige Halle, gingen durch einen weiteren sorgsam gestalteten Gang und erreichten etwas, das Grams als weiten Platz begriff, denn hier war die Decke noch höher als in der Halle zuvor, und weiße Kristalle hoch oben erweckten den Eindruck, dass Tageslicht durch die Decke bräche. Er wusste, dass das Unsinn war, sie waren Meilen unter der Erde, aber der Eindruck war nun einmal so. Ein Springbrunnen in der Mitte der freien Fläche plätscherte anheimelnd über kunstvolle Steinverzierungen. Die Wände dieses »P latzes« waren wie Bäume gestaltet, die sich dicht an dicht in die Höhe reckten, ein steinerner Wald, aber es gab in diesem Wald deutlich erkennbar Behausungen mit Fenstern und Türen, und oben, drei oder vier Stockwerke höher, verbunden durch Holzbrücken, waren weitere Eingänge und Fenster im Fels zu erkennen.
    »A h, hier wohnt ihr also«, meinte Grams.
    »A uch«, erwiderte Helmeric.
    »U nd– wo sind all die Leute, die hier wohnen?«
    »F ort«, sagte der Mahr. »W ieder Stein geworden«, setzte er nach einer Pause hinzu.
    Heiram Grams kratzte sich verlegen im Nacken. Er hatte das Gefühl, dem Mahr zu nah getreten zu sein. Aber wenn er schon einmal so weit war… »S ag, Helmeric, wie viele Mahre gibt es eigentlich noch?«
    Der Mahr schien in Gedanken zu zählen, oder vielleicht auch nur nach dem richtigen Wort zu suchen, dann sagte er: »S iebzehn.«
    »S iebzehn«, bestätigte eine Stimme.
    Grams fuhr herum. Ein besonders grimmiger Mahr starrte ihn an. Er wurde nun noch verlegener, bemerkte aber auch mit einer gewissen Verwunderung, dass dieser ehrwürdige Erdgeist schwer atmete, als sei er gerannt.
    »D as ist Amuric«, meinte Helmeric.
    »H eiram Grams«, erwiderte der Köhler in einer Mischung aus Höflichkeit und Unsicherheit.
    »D as wissen wir«, erwiderte Amuric. »M ein Sohn erzählt viel von dir.«
    Der Köhler brauchte einen Augenblick. »M arberic? Er ist dein Sohn?«
    Der Mahr nickte düster. »S teinsohn. Nicht wie bei Menschen. Ich fand ihn im Stein. Holte ihn hervor. Den jüngsten.«
    »V erstehe«, murmelte Grams, wie immer, wenn er kein Wort verstand.
    Amuric knirschte ein paar Worte in der Mahrsprache, und der andere Mahr lief eilig davon.
    »E r wird lauschen.«
    »W orauf?«, fragte Grams plump.
    »W ann sie kommt. Die lange Treppe ermüdet sie, aber sie wird bald am Ziel sein.«
    »W er?«
    »D ie falsche Herzogin. Sie will die Alte Magie«, erklärte Amuric düster.
    »A ha. Verstehe.«
    »N ein, tust du nicht. Es bringt das Ende der Welt. Aber du wirst sie aufhalten.«
    »O h. Verstehe.«
    »K omm.«
    Grams

Weitere Kostenlose Bücher