Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
auch.«
»W ie du meinst, Hawid«, erwiderte die Wache auf der Brustwehr. Dann endlich öffnete sich das Tor.
»S ieh an, ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch wiedersehe, Sahif aus Oramar. Doch wie ich sehe, seid Ihr nur zu zweit. Hat sich die Ebene der Toten also ihren Anteil geholt?« Ghula Mischitu saß erhöht im Schein zweier Öllampen auf einer Empore unter der offenen Kuppel der Bibliothek. Von unten betrachtet sah es aus, als säße sie im Nachthimmel, was ihrer Erscheinung etwas Überirdisches gab. Sie war jedoch mit ganz irdischen Dingen beschäftigt, denn sie studierte mit einigen anderen Scholaren Karten der Stadt, vermutlich für den nächsten Kampf. Ela fand sie immer noch einschüchternd.
»W ie ich sehe, ist es Euch gelungen, den ersten Angriff der Westgarther zurückzuschlagen«, erwiderte Sahif kühl und verzichtete damit ebenso auf einen Gruß wie die Ghula.
»S ie mögen der Zahl nach stärker sein, doch wir sind klüger– und besser bewaffnet. Das wird die Sache für uns entscheiden. Doch was wollt Ihr hier? Hilfe? Bereut Ihr es endlich doch, Euch mit diesen verräterischen Hunden eingelassen zu haben?«
Offenbar wusste sie bereits, dass Askon sie in der Ebene angegriffen hatte.
»S ie sind nicht alle so falsch wie dieser elende Prinz!«, platzte es aus Ela heraus. Sie dachte an den armen Leiw, der gefallen war, als er ihr Leben verteidigt hatte.
»E s steht Euch frei, zu ihnen zu gehen, wenn Ihr sie derart ins Herz geschlossen habt«, spottete die Ghula. »M eine Zeit ist jedoch knapp. Ich nehme an, Ihr habt ein Anliegen, doch bin ich fast sicher, dass ich es ablehnen werde.«
»K räuter!«, rief Ela. »D er Marghul hat Sahif vergiftet, und wir brauchen Kräuter, um das Gift zu besiegen.«
»I hr seid Marghul Udaru begegnet?«
Es war totenstill in der großen Halle geworden.
»S o ist es. Und er hat Sahif vergiftet.«
»I hr wart wirklich innerhalb der Knochenfestung? Wie habt Ihr das überlebt?«, fragte die Ghula lauernd.
»I ch habe ihn getötet«, erklärte Ela schlicht.
»U nmöglich!«, entfuhr es Mischitu. »E ine Lüge!«
Ela zuckte mit den Achseln. »I ch habe ihm ein Messer in den Leib gerammt, was sich eigenartig anfühlte, denn sein Körper war morsch, wie verfaultes Holz. Da ist er auch noch nicht gestorben, obwohl er tot hätte umfallen müssen. Also habe ich ihm den Kopf abgeschnitten, was nicht schwer war, denn sein Hals war auch wie morsches Schilf, nicht wie Fleisch und Blut.«
»B ei allen Himmeln, nicht schwer?«, rief Hawid. »M ädchen, du hast den vielleicht mächtigsten Zauberer der Welt getötet!«
Ela schluckte. Sie hatte bislang nicht viel darüber nachgedacht, auch weil schon der bloße Gedanke an den Marghul und sein Verließ sie mit Schrecken erfüllte.
Die kleinen Augen der Ghula wanderten von Ela zu Sahif und zurück. Sie trommelte mit den Fingern auf der Lehne, schien die gehörten Worte sorgsam zu prüfen, dann fragte sie schließlich: »H abt Ihr den Leichnam verbrannt?«
Ela schüttelte den Kopf.
Ghula Mischitu schnaubte verächtlich. »N icht verbrannt? Wie bedauerlich. Dann ist er vielleicht nicht so tot, wie Ihr glaubt. Aber nehmen wir für einen Augenblick an, dass er sehr geschwächt ist.« Sie fluchte. »W enn diese verdammten Westgarther nicht wären, wäre das eine gute Gelegenheit, diese Sache zu einem Ende zu bringen.«
»D iese Sache?«, fragte Sahif.
Mischitu seufzte. »S eit langem versuchen wir, mehr über Marghul Udaru herauszufinden, denn wir wollen ihn vernichten. Als wir hier landeten, nahmen wir an, dass selbst der letzte Zauberer von Du’umu dem Alter erlegen sei. Dieser Krieg liegt schließlich schon hundert Jahre zurück! Doch wir stellten fest, dass das ein Irrtum war, den wir sehr teuer bezahlen mussten. Er verlangte einen schrecklichen Zoll für die Erlaubnis, die alte Bibliothek von Bariri zu betreten. Und wir mussten dorthin, denn nur dort finden wir das Wissen, das wir brauchen, um all den Totenbeschwörern, die immer noch in großer Heimlichkeit durch diese Welt wandern, den Garaus zu machen. Seit Jahren sammeln wir nun unauffällig Informationen über ihn und die verfluchten Nekromanten, immer in der Hoffnung, eines Tages endlich eine verwundbare Stelle zu finden. Wer hätte gedacht, dass eine einfache Dienerin mit einem Messer beinahe das vollbringt, woran vor uns selbst große Zauberer gescheitert sind?«
Ela wurde verlegen, auch wenn sie wegen der »D ienerin« ein bisschen beleidigt war. »I ch
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