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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ein Gebäude nicht. Man lernte, was man lernen musste, von seinen Eltern oder von den Handwerksmeistern, bei denen man in die Lehre ging. Und obwohl sie staunend an immer mehr Kammern voller Wissen vorüberlief, schien ihr der bescheidene Atgather Weg nicht der verkehrteste zu sein. Die Scholaren riskierten ihr Leben, um immer mehr dieser Pergamente zu erlangen, und sie fragte sich, ob es das wirklich wert war. Sie seufzte, denn wenn sie an Atgath dachte, machte sie sich sofort Sorgen um ihre beiden jüngeren Brüder, die nun ohne sie zurechtkommen mussten und, ja, sogar um ihren Vater, der sicher wieder irgendetwas Dummes anstellen würde.
    ***
    Heiram Grams hatte sich Flachswerg in die Ohren gestopft, wegen des Kanonendonners. Außerdem war es ein perfektes Mittel, um Befehle, die er nicht hören wollte, nicht zu hören. Alles in allem gesehen, so fand er, hatte er es gar nicht so schlecht getroffen. Besser jedenfalls als die Pikeniere, die selbst jetzt, weit nach Mitternacht, ständig damit beschäftigt waren, mit Schaufel und Hacke die Schanzen und Gräben näher an Atgath heranzutreiben. Er musste lediglich mit einem seiner Kameraden jede Stunde eine Kugel zu ihrem Geschütz tragen. Dann konnte er zusehen, wie sie die Kanone richteten und feuerten, und zwischendurch war genug Zeit, sich den beißenden Pulverdampf mit etwas Branntwein aus der Kehle zu spülen. Doch trotz dieses ruhigen Postens war er zutiefst unglücklich. Denn was ihm schwer auf den Magen schlug, war, dass sie Tag und Nacht auf seine Stadt schossen. Was würde seine arme, viel zu früh verstorbene Frau nur dazu sagen? Der Gedanke an sie brachte ihn gewöhnlich dazu, sich zu betrinken, aber im Augenblick wollte ihm nicht einmal der Branntwein richtig schmecken.
    Jemand fragte ihn etwas, aber er verstand die Frage nicht. Es war Faran Ured, der ihm jetzt mit Zeichen zu verstehen gab, er möge doch ein Ohr von Werg befreien.
    »E s ist nur wegen des Donners, versteht Ihr?«
    »E ine gute Idee. Ich hörte, man hat Euch befördert?«
    »E rstaunlich, nicht wahr? Ich verstehe immer noch nichts von dieser Höllenmaschine, doch bin ich nun Sergeant in der Artilleriekompanie des Grafen Dreefis.«
    »M einen Glückwunsch.« Meister Ured senkte die Stimme. »I ch finde es viel erstaunlicher, dass Ihr niemandem erzählt habt, was bei… Eurer Befreiung hier vorgefallen ist.«
    »I ch dachte mir, wenn General Hasfal Euren Namen nicht verrät, dann will ich es auch nicht tun. Obwohl ich finde, dass Ihr mir eine Erklärung schuldig seid. Vielleicht nicht jetzt, denn meine Dienste werden gebraucht. Entschuldigt mich für einen Augenblick.«
    Faran Ured sah zu, wie der ehemals beste Ringer von Atgath mit einem Kameraden zusammen eine schwere Steinkugel zum Geschütz schaffte, während ein anderer Kanonier mit heiligem Ernst im Lampenschein das Pulver für den nächsten Schuss mischte. Er blickte hinauf zur Stadt, die grau und unansehnlich auf dem Hügel zwischen den Bergen thronte. Bislang hatte ihre Mauer nicht viel mehr als ein paar Kratzer abbekommen. Die Belagerer hätten viel öfter feuern können, aber sie schienen es auf einmal nicht mehr sehr eilig zu haben, nachdem sie erst einen Gewaltmarsch unternommen hatten, um die Stadt zu erreichen. Ured wusste, dass Graf Gidus, der notgedrungen den Befehl übernommen hatte, unschlüssig war, was es zu unternehmen galt. Gidus hatte alles versucht, diesen Krieg noch zu verhindern, aber vergeblich. Die anderen Heerführer waren entweder tot oder eingekerkert, Opfer einer hinterhältigen List von Shahila, der Tochter des Großen Skorpions, die die Macht über Atgath an sich gerissen hatte. Auch sie hatte am Ende versucht, den Krieg noch zu verhindern, aber ihr Vater, der Große Skorpion, wollte ihn, und er, Faran Ured, war sein Werkzeug, das dafür gesorgt hatte, dass der verhängnisvolle erste Schuss abgefeuert wurde.
    Ured wartete ungeduldig, dass Grams seine Arbeit vollenden würde. Er musste wissen, ob der Köhler auch weiterhin den Mund halten würde. Oder würde er irgendwann verraten, dass er es gewesen war, der den General befreit und ihm die Idee eingeflüstert hatte, mit einem Kanonenschuss diesen Krieg zu beginnen? Er konnte keinen neuen Bann auf Grams legen, denn die Magie verweigerte sich ihm, seit er durch einen Wasserzauber so viele Männer auf einem sehr fernen Schiff getötet hatte. Eigentlich war es unfassbar, dass Grams dichthielt– er hatte keinen Grund außer der Tatsache, dass sie eine Zeit lang

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