Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
aufhalten. Die Westgarther werden uns keines geben, und falls du an eines der Fischerboote denken solltest, die unten im Hafen liegen, so kann ich damit ebenso wenig umgehen wie du. Wir würden nicht einmal die nächste Insel erreichen. Aber wir müssen, Ela. Und ein Leben ist ein kleiner Preis, wenn wir dafür die Welt retten können.«
»A ber, Sahif…«
»I ch kann diesen Krieg mit einem Streich beenden, Ela, und ich werde es tun, denn das ist es, was ich einst auf dieser Insel gelernt habe. Hast du vergessen, was ich bin? Ich bin ein Schatten!«
Er löste Elas Hand von seinem Arm und wandte sich an die Ghula: »I ch töte Hakor. Für die Kräuter, ein Boot und jemanden, der es steuern kann.«
Er sagte es mit fester Stimme, als fiele ihm die Entscheidung leicht, aber das stimmte nicht. Jahrelang hatte er über das Leben seines Vaters gewacht, und er hatte Leute getötet, zum Schutz oder im Auftrag seines Vaters, des Großen Skorpions, ohne je zu zögern oder zu zweifeln. Er hatte sich von diesem Leben verabschiedet– Aina zuliebe. Doch die war tot, und wenn er es richtig verstanden hatte, war sie nur ein Werkzeug seiner Schwester und ihre Liebe eine Lüge gewesen. Er hatte mit ihr fliehen wollen, hatte gehofft, in Atgath die Ringe des Vergessens zu finden, von denen seine Schwester Shahila ihm erzählt hatte. Mit deren Hilfe hatte er aus dem Gedächtnis seines Vaters, seiner gefährlichen Geschwister und auch der Schatten verschwinden wollen. Doch diese Pläne waren zu Staub zerfallen, wie sein ganzes bisheriges Leben. Inzwischen hatte er erfahren müssen, dass es solche Ringe gar nicht gab, und doch– er hatte gehofft, dieses alte Leben hinter sich lassen zu können. Offenbar war das nicht so einfach.
Aber Mord? Er hatte früher getötet, kalten Herzens und ohne so etwas wie ein Gewissen zu spüren. Und auch seit Atgath hatte er Männer töten müssen, doch stets im Kampf. Nein, das stimmte nicht. Den Matrosen, der angeblich versucht hatte, Aina zu vergewaltigen, den hatte er aus Wut umgebracht. Ihm wurde erst jetzt klar, dass der Mann vermutlich unschuldig gewesen war. Jamade hatte den Mann benutzt und seinen Tod in die Wege geleitet, warum auch immer. Er schloss die Augen. Diese Schlange kannte offenbar keine Skrupel, und ihm war klar, dass er noch vor wenigen Wochen nicht besser gewesen war. War er es jetzt? So leicht wurde man seine Vergangenheit wohl nicht los. Er würde also noch einmal morden müssen– ein letztes Mal. Es versetzte ihm einen Stich, Elas Enttäuschung zu sehen.
»I hr tut es? Gut, sogar sehr gut!«, rief Ghula Mischitu. »W elche Kräuter braucht Ihr, Sahif von den Schatten? Unsere Heiler haben einen großen und vielfältigen Vorrat und ein beträchtliches Wissen über alle Arten von Gift zusammengetragen.«
»B lätter vom Roten Farn, zerstoßenen Schierling, oder, wenn Ihr das nicht habt, dann etwas anderes, das gegen Wolfsrauch helfen kann.«
»N ur Wolfsrauch?«, fragte Hawid zweifelnd. »D as ist als Gift doch eher schwach.«
»D as ist wahr, es waren noch andere Kräuter in diesem Trank, doch mit Eisendorn und Grauem Mohn werde ich allein fertig.«
»A h, Ihr versteht Euch offenbar sehr gut auf diese Dinge. Ihr müsst mit Elwid reden. Und vielleicht können auch wir uns bei Gelegenheit ein wenig länger zu diesem Thema austauschen.«
»H awid, wir haben es eilig«, unterbrach die Ghula. »D iese Nacht dauert nicht ewig, und es wäre besser, Hakor würde den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben.«
In diesem Augenblick erschien ein Scholar und flüsterte der Ghula etwas zu. Sahif konnte nicht hören, was es war, aber die Ghula sah zufrieden aus. Sie erhob sich und ging hinaus vor die Bibliothek. Sahif hatte das Gefühl, dass er ihr folgen sollte, aber das Gift wütete immer noch in seinen Adern, und so folgte er Hawid hinauf zu dem Mann, der sich angeblich auf Kräuter verstand.
Ela Grams trottete hinterher. Es war ein Fehler, sich auf diesen Handel einzulassen, erkannte Sahif das denn nicht? Aber sie hatte ihre Meinung gesagt, viel mehr konnte sie nicht tun. Sie lief mit ihm durch die kalten Gänge dieser merkwürdigen Bibliothek. Es gab viele Kammern, und in diesen Kammern sah sie hohe Regale, und all diese Regale quollen über von Schriftrollen oder Folianten. Sie hätte nie gedacht, dass es so viel Wissenswertes auf der Welt gab, und wenn sie es richtig verstanden hatte, dann war die Bibliothek in Du’umu noch viel größer. Sie seufzte. In Atgath gab es so
Weitere Kostenlose Bücher