Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
der Mann aus wie Meister Iwar.
***
Auf der Sperber schienen sie die Gefahr, die auf sie zukam, doch noch zu erahnen, denn sie wendeten. Askon fluchte, aber dann bemerkte Jamade etwas Eigenartiges: Ein eiskalter Wind zog über ihr Schiff hinweg und jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Und eben dieser Wind erwischte die Sperber mitten in ihrem Wendemanöver. Ihre Segel flatterten, und sie verlor Fahrt.
»L egt euch in die Riemen, Brüder! Wir haben sie gleich!«, schrie Askon, und Turgal brüllte ihnen den Takt vor, in dem sie zu rudern hatten.
Als Antwort kam ein Pfeil geflogen, dann noch einer. Jamade entdeckte Kapitän Buda auf dem Achterdeck des Seglers. Er hantierte mit einer fest installierten schweren Armbrust. Der Bolzen flog, aber eine Welle hob die Rahane im letzten Augenblick an, und so bohrte sich der Bolzen nur tief in den Bug. Jamade griff nach einem Bogen.
Die Sperber nahm wieder Fahrt auf, doch Turgal ließ die Rahane jetzt achtern kreuzen und nahm ihr so für ein paar Augenblicke den Wind aus den Segeln. Sie waren rasch an ihrer Seite. Askon ließ den Enterhaken über dem Kopf kreisen und schleuderte ihn mit einem kraftvollen Wurf hinüber. Er verhakte sich im Achterdeck. Ein Mann tauchte an der Reling auf. Er versuchte, das Seil mit seinem Messer zu kappen, aber Jamade erledigte ihn mit einem Bogenschuss. Askon warf den zweiten Enterhaken. Turgal brüllte ein Kommando, und die Westgarther zogen behände die Riemen ein und machten sich kampfbereit. Jamade legte den Bogen weg, rief die Schatten und kletterte geschickt auf den Vordersteven. Weitere Enterhaken flogen, und die Westgarther drängten sich im Bug, zogen ihr Schiff näher an den Feind heran. Auf der Sperber duckten sie sich hinter der Reling, die Armbrüste im Anschlag. Jetzt kam die Rahane längsseits, die ersten Männer sprangen hinüber. Bolzen und Pfeile flogen, ein Westgarther wurde getroffen und stürzte ins Meer, aber seine Gefährten landeten drüben, und das Chaos brach los. Die Männer rangen auf dem engen Achterdeck, Messer und Äxte blitzten, es war kaum Platz für einen richtigen Kampf.
Jamade wartete noch einen Augenblick. Sie verspürte wenig Neigung, sich in dieses Getümmel zu stürzen, in dem eine verirrte Klinge auch den besten Schatten treffen konnte. Aber sie hatte drei Männer entdeckt, darunter den Koch, die sich an der Back postiert hatten und nun die Angreifer mit Pfeilen beschossen– wenn sie denn ein Ziel fanden. Jamade sprang, landete hart, rollte sich auf dem Deck ab und tauchte hinter den dreien auf. Sie ließ die Schatten fallen und erledigte den ersten von hinten. Der Koch sah sie, bückte sich und schleuderte seine schwere Pfanne nach ihr. Jamade wich aus und fluchte, als ihr heißes Öl den linken Arm verbrannte. Sie zischte, rief die Schatten und schlich sich an den Koch heran. Der starrte mit offenem Mund dahin, wo sie eben noch gestanden hatte. Und auch der andere Matrose stand mit großen Augen da, einen Pfeil auf der Sehne, und suchte das Ziel.
Jamade tauchte an seiner Seite wieder aus den Schatten auf, zog ihm die Klinge über die Kehle und sprang zur Seite, als der Koch mit einer Axt nach ihr hieb. Er war schnell, aber er verfehlte Jamade und traf stattdessen den eigenen Kameraden. Erschrocken ließ er die Axt fallen. Jamade ging mit einem Scheinangriff auf ihn los. Sie hoffte, dass er nach seinem Messer greifen würde, denn es war keine Herausforderung, einen unbewaffneten Mann zu töten. Der Koch wich ängstlich vor ihr zurück, er schien nicht an sein Messer im Gürtel zu denken, sondern streckte nur in abwehrender Geste die Hände aus, stolperte an die Reling, kämpfte noch einen Augenblick mit dem Gleichgewicht und fiel dann mit einem spitzen Schrei über Bord.
Jamade nahm es mit einem Achselzucken hin und wandte sich dem Ringen auf dem Achterdeck zu. Es lagen schon einige Männer tot oder verwundet auf den Planken, doch der Kampf war noch nicht vorüber. Sie hörte einen wütenden Schrei und sah Askon, der mit Kapitän Buda focht. Sie rannte los, denn dem Prinzen durfte nichts geschehen, aber sie war zu langsam, um einzugreifen. Askon verschaffte sich Platz, indem er einen seiner Waffenbrüder in das Getümmel stieß, und es schien ihn nicht zu kümmern, dass der Mann geradewegs in die Klinge eines Feindes stolperte. Buda geriet aus dem Gleichgewicht, sein Hieb war schwach, und der Prinz konnte ihn abfangen, schlug seinerseits zu, und plötzlich hatten beide den Waffenarm ihres
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