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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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vorbei. Ich habe das Ganze hinter mir gelassen, und ich hoffe, du kannst das auch.«
    »Ah, du möchtest also ein Spielchen. Okay, kannst du haben. Ich bin ein alter Romantiker, das weißt du ja.« Er lächelte nachsichtig, doch das Lächeln spiegelte sich in seinen Augen nicht wider. »Aber übertreib es nicht. Du wirst auch nicht jünger, weißt du? Bist du mit Dates überhäuft worden?«
    Michelle konnte nicht antworten. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
    Harvey lächelte, triumphierend. »Dachte ich mir’s doch.«
    »Tut mir leid, wenn ich störe.« Ihr Vater legte eine Hand auf Michelles Schulter, die andere auf Harveys, und lenkte die beiden geschickt auseinander. »Wir haben den Dachboden für den Ausbau, den deine Mutter plant, entrümpelt, und ich habe ein paar Kisten mit deinen Sachen hinten im Auto. Wenn du mir deinen Schlüssel gibst, räume ich sie schnell in deinen Kofferraum.«
    Normalerweise hätte sich Michelle mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass Gerümpel Einzug in ihr Haus hielt, doch jetzt war sie für diese Gelegenheit, Harvey zu entkommen, äußerst dankbar. »Ich, ähm, komme mit. Tschüss, Harvey.«
    »Tschüss, Schätzchen. Bis bald.«
    Das war keine Frage. Er beugte sich vor, um ihr einen Abschiedskuss zu geben, und Michelle zwang sich, so lange stillzustehen, wie er seine Lippen auf ihre Wange presste. Sie hoffte nur, er würde nicht merken, wie es sie innerlich schüttelte.
    Ich habe es ihm gesagt, dachte sie. Ich habe es ihm gesagt. Ich muss es ihm eben nur immer wieder sagen.
    Über seine massige Schulter hinweg erhaschte sie einen Blick auf ihre Mutter, die sie beide mit glänzenden Augen beobachtete. Mit einem elendig beklemmenden Gefühl wurde Michelle klar, dass ihre Mutter die Situation vollkommen anders sah.
    Draußen auf dem Parkplatz wartete Michelle, bis ihr Vater zwei große Umzugskartons in den Kofferraum ihres Golfs geladen hatte, bevor sie tief Luft holte, um ihn auf ein heikles Thema anzusprechen. Sie wusste, dass er genauso sehr darüber sprechen wollte wie sie.
    »Dad«, fing sie an. »Mir ist klar, dass ihr, Mum und du, Harvey mögt. Aber ich werde nicht wieder zu ihm zurückkehren. Es ist vorbei. Ich will nicht mehr mit ihm verheiratet sein. Der einzige Grund, warum ich mich noch nicht von ihm habe scheiden lassen, ist … Mir wäre es eben lieber, wenn wir nach fünf Jahren ganz automatisch geschiedene Leute sind und dann alle glauben, wir hätten uns auseinandergelebt und wären nun Freunde, sodass niemand Schuld tragen muss.« Das war so nah an der Wahrheit, wie Michelle es ertragen konnte.
    Charles schien beschämt zu sein, und seine Wangen glühten rot von der Anstrengung, die Kisten umzuräumen. »Deine Mutter findet eben, ihr zwei seid ein perfektes Paar. Was ihr auch seid. Sie versteht einfach nicht, warum du dich von ihm getrennt hast, wenn ihr keinen großen Streit hattet.«
    »Man kann von außen nie so genau beurteilen, was in einer Ehe vor sich geht.« Michelle rieb sich die Stirn. Das zeigte mal wieder, wie gut ihre Familie sie kannte (oder kennen wollte). »Dad, ich hielt es für das Richtige, so früh Schluss zu machen, damit wir beide noch jung genug sind, um einen Neubeginn zu wagen. Wenn Mum Harvey immer wieder anstachelt, wird es ihm nicht helfen, über die Sache hinwegzukommen.«
    »Es gibt also augenblicklich keinen, ähm, anderen Mann in deinem Leben?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Michelle, einfach jemanden zu erfinden, um endlich ihre Ruhe zu haben, doch es hatte keinen Sinn, ihren Vater anzulügen. Er besaß ein großes Talent dafür, Lügner als solche zu entlarven. »Nein. Ich suche aber auch nicht aktiv nach einem neuen Partner. Ich habe meine Pläne und meine Läden, und nur darauf will ich mich in den nächsten Jahren konzentrieren. Ich bin erst einunddreißig und habe genügend Anti-Aging-Cremes auf Lager«, erwiderte sie und verzog das Gesicht. »Ich habe noch ein paar Jahre, bis ich mir ernsthaft Sorgen machen muss, keinen Mann mehr abzubekommen.«
    Warum habe ich das bloß gesagt?, fragte sie sich unweigerlich. In Longhampton war sie bisher nie auf diesen Gedanken gekommen. Annas Torschlusspanik im Hinblick auf Babys war ihr ebenso fremd wie Gillians Besessenheit fürs Quilten.
    Du hast das gesagt, weil Harvey dir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, erwiderte eine Stimme in ihrem Hinterkopf, und sie wusste sofort, dass dies stimmte.
    Auf der Kante des Kofferraums ließ Charles den letzten Karton ruhen und musterte

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