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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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seine griesgrämige Körpersprache zu verstehen gelernt hatte und wie unterschwellig Tarvish seinen Gefühlszustand mitteilen konnte. Oder wie sehr sie seine gebieterische Gegenwart vermissen würde, wäre er plötzlich einmal nicht mehr da.
    Bitte stirb nicht, kleiner Mann, dachte sie erbittert. Ich habe Hühnchen für dich im Kühlschrank stehen. Und Lachs. Und du darfst auf meinem Bett schlafen, wenn es dir dadurch besser gehen sollte.
    »George meinte, dass er sich wahrscheinlich wieder berappeln wird, wenn er denn die nächsten Tage übersteht. Aber er ist eben in die Jahre gekommen, und manchmal sterben alte Hunde mit ihren Herrchen.« Anna wischte sich über das Gesicht. »Das ist schrecklich – wie die Geschichte von Greyfriars Bobby, der nach dem Tod seines Herrchens vierzehn Jahre lang an seinem Grab gewacht hat.«
    »Ich hasse diese Geschichte«, erklärte Becca plötzlich. »Oma hat sie Chloe und mir vorgelesen, als sie einmal zum Babysitten bei uns war. Wir haben danach tagelang weinen müssen. Ich habe immer noch dieses Bild des Hundes vor Augen, der am Grab seines Besitzers auf ihn wartet … Oh Anna, jetzt muss ich gleich wieder weinen!«, fuhr sie fort, als ihr die Tränen kamen.
    Anna versuchte, ihre eigenen Tränen mit einem Scherz zu überspielen. »Evelyn hat euch die Geschichte erzählt? Wie typisch. So feinfühlig.«
    »Bevor du fragst – nein, ich habe das Buch nicht gelesen«, erklärte Michelle. »Und das will ich jetzt auch nicht mehr.«
    Becca stand auf, und Michelle bemerkte einen kleinen, aber eindeutigen Babybauch unter ihrem langärmeligen T-Shirt. Dies jagte ihr einen Schreck ein; die Zeit verging wirklich rasend schnell.
    Michelle wandte sich an Anna, doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Da, wo die geeigneten Worte hätten sein sollen, befand sich nun in ihrem Hirn eine schmerzliche Leere.
    »Anna, da Michelle jetzt da ist, würde ich gern gehen«, stellte Becca fest. »Ich wollte mit Pongo noch eine Runde drehen.«
    »Ab mit dir«, erwiderte Michelle. »Nimm Owen mit, er ist nebenan.«
    »Ist das eine gute Idee?«, entgegnete Anna steif. »Sollte er nicht lieber arbeiten?«
    »Pongo ist ziemlich stark«, antwortete Michelle. »Da muss man vorsichtig sein. Außerdem muss Owen lernen, wie er mit einem geregelten Tagesablauf und Verantwortung umzugehen hat. Ganz zu schweigen von kleinen Häufchen. Am besten fängt er da gleich mit dem Hund an. Er hat noch fünf Monate, um sich an den Geruch zu gewöhnen.«
    Anna erwiderte darauf nichts, sondern sammelte nur die gebrauchten Taschentücher ein.
    Becca lächelte Michelle traurig an, als wolle sie sagen, »Du hast es wenigstens versucht«, und ließ die beiden allein zurück.
    »Anna«, fing Michelle an, doch Anna zeigte keinerlei Interesse an einem Gespräch.
    »Ich muss noch ein paar Bücher verkaufen«, erklärte diese steif, »solange es den Buchladen noch gibt.«
    Der Tag ging so langsam vorüber, dass sich Michelle schon fragte, ob die Uhren wohl ein paar Mal stehen geblieben waren, und sie verließ den Laden schon um Viertel nach sechs, ohne aufzuräumen.
    Zu Hause schenkte sie sich ein Glas Wein ein und ließ sich mit Tarvish auf dem Sofa nieder. Um acht Uhr saß sie immer noch so da. Tarvish dagegen schlief tief und fest und schien sich so behaglich zu fühlen, dass sie es nicht übers Herz brachte, ihn von sich herunterzuschieben – obwohl ihr linkes Bein eingeschlafen war und kribbelte. Automatisch strich ihre Hand über seinen Rücken, mehr zu ihrer eigenen Beruhigung als zu seiner, und sie spürte dabei, wie sich sein Brustkorb mit der Atmung hob und senkte.
    Eigentlich sollte sich Michelle um ihre wöchentliche To-do-Liste kümmern, doch die Trauer lastete schwer auf ihr und hielt sie auf ihrem eigenen Sofa gefangen wie der stählerne Sicherheitsbügel einer Achterbahn. Das, was ihr von Anna an den Kopf geworfen worden war, hatte sie auf eine Art und Weise verletzt, wie es Harvey nie gelungen war. Ihre Vorwürfe wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen und wurden durch Annas verletzten Blick nur noch schärfer. Sie glaubte doch wohl nicht ernsthaft, dass sie Anna auf Abstand gehalten hatte, weil sie ihr nicht gut genug war? Wie käme sie dazu, wo Annas Leben doch so warmherzig und einladend war und damit alles hatte, was Michelle sich wünschte?
    Anders als Anna war Michelle niemand, der Tränen vergoss, doch ihr Körper schmerzte vor Einsamkeit, sodass sie am liebsten die ganze Flasche geleert und noch eine weitere

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