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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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schon so einige Kontrollfreaks kennengelernt – ich bin Anwalt für Immobilienrecht –, aber mir ist noch nie jemand begegnet, der sich dermaßen verteidigt und jede Hilfe abwehrt.«
    »Sie kennen mich eben nicht«, entgegnete Michelle.
    »Doch.« Rory streckte die Hand aus und deutete auf das Wohnzimmer. »Sehen Sie sich das hier einmal an. Sie haben ein wunderschönes Haus, dem aber jede persönliche Note fehlt. Weder gibt es Fotos noch Kunstwerke noch Bücher – nichts, was mir etwas über Sie verraten könnte. Und das sagt doch schon alles! Sie wollen gar nicht, dass jemand etwas über Sie erfährt. Sie wollen lediglich, dass man Ihren guten Geschmack bewundert. Und das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.«
    »Das ist ein ausgemachter Blödsinn!«, höhnte Michelle. »Sie sind hier nicht bei irgendeiner Gerichtsshow, wissen Sie?«
    »Nein, das ist kein Blödsinn! Sie besitzen einen Laden voll mit hübschem, bedeutungslosem Müll, der Frauen, deren Leben einsam und leer ist, dazu animiert, ihr Haus mit noch mehr Leere vollzumüllen. Ich meine natürlich Zierkissen .«
    Rory schnappte sich ein mit Rüschen versehenes Satinkissen vom Sofa und ließ es sarkastisch vor ihrem Gesicht baumeln.
    »Wozu soll das gut sein? Außer, es auf Ihrem Sofa zu drapieren?«
    »Es soll den Rücken stützen«, erwiderte Michelle.
    Rory schleuderte es zu Boden, ließ dabei aber ihr Gesicht keine Sekunde aus den Augen.
    »Oh, wirklich sinnreich«, stellte Michelle fest.
    Rory nahm ein weiteres Kissen, sah sie herausfordernd an, und ließ auch dieses zu Boden fallen.
    »Sie wollen nur, dass ich sie aufhebe«, entgegnete Michelle. »Aber das werde ich nicht tun.«
    Rory ließ ein drittes Kissen demonstrativ auf den Boden fallen, und Michelle musste sich ernsthaft zurückhalten, um sie nicht doch aufzuheben. Doch dann ließ Rory seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen, bis dieser auf eine flache Schale mit Muscheln fiel, die auf dem Wohnzimmertisch stand.
    Es waren buttergelbe Kaurischnecken, winzig kleine Muschelschnecken, die Michelle eine halbe Ewigkeit lang der Größe nach sortiert und so arrangiert hatte, dass sie farbige Streifen ergaben, die ihre natürliche Beliebigkeit in eine aufgezwungene Ordnung brachten. Owen hatte Michelle einmal gefragt, was der Sinn einer solchen Sortiererei sei, und ihr hatte partout keine gute Begründung einfallen wollen. Denn der wahre Grund war, dass diese Arbeit sie von Harvey und den Gedanken an ihre vergeudete Jugend abgelenkt hatte.
    »Wie das hier«, erklärte Rory. »Das sind Muscheln. Sie sollen verstreut am Strand liegen und nicht etwa aufgereiht daliegen. Der Charme dieser Muscheln liegt doch gerade in ihrer Zufälligkeit, und Sie haben …«
    »Nicht!«, warnte Michelle, der schon schwante, was er vorhatte.
    »Warum nicht? Damit würden sie nicht weniger hübsch aussehen. Würden sie durcheinander daliegen, würde ich denken, hey, das ist aber ein interessantes Souvenir von einem Urlaub! Ich frage mich, wo sie wohl gewesen ist. Ich muss sie danach fragen.« Rory hielt ihrem Blick stand. Michelle verspürte einen Schauder in ihrem Inneren, bei dem sich die Härchen an ihren Armen aufstellten.
    Während Rory sie wieder nicht aus den Augen ließ, streckte er eine Hand aus und stieß seine Finger in die Muscheln, immer tiefer hinein, bis die exakten Linien verschwammen und sich auflösten. Der ganze besessene Sortierwahn war mit einer Handbewegung dahin. Dann fuhr er mit den Fingern durch die Muscheln, sodass diese an den Rand der Schale stießen. Diese Bewegung hatte etwas seltsam Sinnliches. Michelles Magen bebte.
    Als Rory die Schale allerdings über dem Teppich auskippen wollte, war es um Michelles Beherrschung geschehen.
    »Nein!«, rief sie und stürzte vor, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten.
    Sie packte Rory am Arm. Ihre Finger krallten sich um sein Handgelenk, und auch er packte sie an der Hand, damit sie nicht auf den gläsernen Wohnzimmertisch knallte. Die Wucht ihrer Bewegung ließ sie beinahe auf seinen Schoß fallen, und beide hielten wie erstarrt inne. Obwohl er sie nur am Handgelenk berührte und sie ihn, fühlte sich diese Verbindung deutlich vertrauter an.
    Ihre Lippen waren einander plötzlich verdammt nahe, und Michelle konnte Rorys Atem spüren. Ihr Herz klopfte dabei so rasend schnell, dass sie am liebsten gekeucht hätte, doch stattdessen hielt sie den Atem an, damit Rory bloß nicht auf die Idee kam, dass sie aus hemmungsloser Leidenschaft wie eines der

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