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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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waren. Joyce brach normalerweise nicht so schnell in Tränen aus; für gewöhnlich war sie eher erfrischend pragmatisch.
    »Joyce? Alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte sich Anna und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Oh, ich bin ein wenig traurig, um ehrlich zu sein. Es geht um den armen Mr. Quentin.« Sie fischte ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und wischte sich damit unter dem unteren Augenlid. »Er ist vor ungefähr einer Stunde verstorben. Auf seinem gewohnten Platz in seinem Ohrensessel hatte er schon auf Sie gewartet. Er konnte es gar nicht abwarten, Sie und unseren kleinen Freund hier zu sehen. Hat immer wieder gefragt, wann Sie endlich kommen. Und ob wir schon die Leckerlis für Tarvish bereitliegen hätten. Dann schloss er die Augen – für ein kurzes Nickerchen, wie er sagte – und …« Ihr versagte die Stimme. »Dann ist er nicht mehr aufgewacht.«
    »Oh nein!« Anna schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh nein!«
    »Um ehrlich zu sein, ging es ihm schon eine ganze Weile nicht mehr so gut. Das Herz.« Joyce pochte sich auf ihre üppige Brust. »Dr. Harper war der Meinung, er müsse damit nicht ins Krankenhaus, aber er hat uns vorgewarnt, dass es mit Cyril plötzlich zu Ende gehen könnte.«
    Aus dem Aufenthaltsraum ertönte ein wehleidiges Heulen, und sofort stürzte Anna den Flur hinunter. Was sie dann sah, ließ den Kloß in ihrem Hals anschwellen.
    Tarvish war auf Mr. Quentins Ohrensessel gesprungen und drehte sich wie besessen um sich selbst auf der Suche nach einem Geruch in den Sitzkissen. Währenddessen stieß er dabei unaufhörlich ein leises, herzergreifendes Heulen aus und wedelte mit dem Schwanz von links nach rechts, sodass er dabei immer wieder mit einem dumpfen Schlag an die Kissen stieß.
    Die anderen Heimbewohner beobachteten ihn schweigend. Manche von ihnen pressten sich Taschentücher vor die runzeligen Gesichter, doch keiner von ihnen scheuchte Tarvish vom Sessel seines Herrchens.
    Anna eilte auf ihn zu und nahm ihn auf den Arm, doch sofort befreite er sich aus ihrem Griff und kehrte zum Sessel zurück. Dort drehte er sich wieder im Kreis, schnupperte verzweifelt und stieß sein Gejammer aus. Anna blieb nichts weiter übrig, als ihm dabei zuzusehen.
    Er hatte es gewusst. Irgendwie hatte Tarvish es vor ihnen allen gewusst. Anna ließ sich auf einen benachbarten Sessel sinken und ließ den Tränen freien Lauf, die sich seit Tagen in ihr aufgestaut hatten. Einige vergoss sie für Mr. Quentin, die meisten jedoch wegen der schlichten, bedingungslosen Liebe, deren Zeuge sie gerade wurde.
    Sie wurde das Gefühl nicht los, dass auch sie etwas verloren hatte – im Hinblick auf Phil, Michelle und ihre eigenen Träume –, doch sie wollte nicht allzu genau darüber nachdenken, was genau das war.
    Um halb fünf kam Michelle wie gewohnt in den Buchladen und fand Becca und Anna zusammen mit Tarvish im Hinterzimmer vor dem Kamin vor. Tarvish hatte sich auf Annas Schoß zusammengerollt und rührte sich nicht, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie schon Angst, der kleine Hund könnte tot sein. Vor Schreck klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
    »Geht es Tarvish gut?«, fragte sie, ließ ihre Tasche noch in der Tür zu Boden fallen und kam nach hinten durchgeeilt. Dabei vergaß sie vollkommen, dass der Laden immer noch geöffnet war und sie und Anna in den letzten Tagen kaum mehr als Höflichkeitsfloskeln miteinander ausgetauscht hatten.
    »Mr. Quentin ist tot«, schniefte Anna. »Heute Morgen ist er gestorben, kurz bevor wir nach Butterfield kamen. Der arme Tarvish war ganz außer sich. Er ist weggerannt und hat Mr. Quentins Leiche in seinem Zimmer gefunden. Er hat so laut geheult, dass ich Rachel anrufen musste. Sie hat daraufhin ihren Mann George, den Tierarzt, losgeschickt, um Tarvish ein Beruhigungsmittel zu spritzen.«
    Sie schnäuzte sich die Nase in einem der teuren Taschentücher aus dem Korb neben der Kasse. Der Stapel zusammengeknüllter Taschentücher hinter ihnen sprach dafür, dass sie und Becca bereits zwei Päckchen aufgebraucht hatten. »Beinahe hätte ich ihn gebeten, mir auch eine Spritze zu geben. Das war mit Abstand das Traurigste, was ich je gesehen habe.«
    »Wie geht es Tarvish jetzt?« Michelle beugte sich hinunter und strich Tarvish über die Ohren, doch er reagierte darauf nicht. Die feinen Härchen an der Spitze seiner Ohren, die sonst so gut auf seine Laune hinwiesen, wirkten leblos.
    Bis zu diesem Zeitpunkt war Michelle gar nicht klar gewesen, wie sehr sie

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