Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
Auswirkungen auf sie beide? Doch Michelle bezweifelte es.
    »Ich glaube nicht, dass Owen in irgendeine Falle gelockt wird«, entgegnete Michelle. »Becca hat einen Platz in Cambridge bekommen und will dort Jura studieren – das ist mehr, als Owen jemals geschafft hat! Und ich könnte mir weitaus schlimmere Familien vorstellen als Annas. Anna ist die beste Schwiegermutter, die man sich vorstellen kann. Sie ist …«
    Michelle hätte noch mehr gesagt, wenn es nicht an der Tür geklingelt hätte.
    »Ich frage mich, wer das wohl ist?«, verkündete Carole vielsagend – es hätte nur noch gefehlt, dass sie theatralisch den Finger ans Kinn gelegt hätte.
    »Himmelherrgott!«, murmelte Michelle, marschierte zur Haustür und öffnete sie. »Frohe Weihnachten, Harvey.«
    Es überraschte wohl niemanden, dass Harvey vor ihr stand und einen Blumenstrauß der Edelsupermarktkette Waitrose in Händen hielt, an dem immer noch der Waitrose-Aufkleber hing. Zu seinem teuren, glänzenden Hugo-Boss-Anzug trug er eine Krawatte mit Santa-Claus-Motiv, wegen der Michelle ihn gleich noch ein wenig mehr verabscheute.
    »Hallo zusammen, ich war gerade in der Nähe und … Shelley!«, rief er und bereite die Arme aus. »Schön, dich zu sehen!«
    In seinen Augen leuchtete ein unerfreulich triumphierendes Schimmern auf, doch Michelle zwang sich dazu, an Rory zu denken und an seine liebenswerte, kluge Art und daran, wie er ihr dabei geholfen hatte, ihre Gedanken zu sortieren. Er hatte sie daran erinnert, wie wichtig es war, alles auszusprechen. Und dass es sich bei ihrer Geschichte nicht etwa nur um die bloßen Ausschweifungen einer neurotischen Frau handelte.
    »Soll ich Teewasser aufsetzen und Gebäck servieren?«, fragte Carole in die Runde.
    Charles bedachte Harvey mit einem langen Blick. »Ich helfe dir eben. Irgendwer Gebäck?«
    »Solange es selbstgebacken ist!«, rief Harvey mit einem kriecherischen Lächeln.
    Er glaubt tatsächlich, dass ich hier bin, um vor ihm zu Kreuze zu kriechen, dachte Michelle und genoss einen Augenblick lang ihren Vorteil.
    »Für dich«, erklärte Harvey und drückte ihr den sperrigen weißen Strauß in die Hände. Michelle sah auf die Chrysanthemen und die zerknitterte Folie hinunter und empfand Mitleid mit dem Bouquet.
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte sie. »Sind die Blumen nicht für Mum?«
    »Wenn du ihr nichts sagst …« Harvey lächelte sie selbstbewusst an. »Ich glaube, sie würde sich darüber freuen, dass ich sie dir geschenkt habe. Hätte ich gewusst, dich hier anzutreffen, hätte ich dir gleich dein Weihnachtsgeschenk mitgebracht.«
    »Ich habe deins dabei. Du kannst es jetzt schon haben.« Michelle warf einen letzten Blick auf die Blumen in ihrer Hand und legte den Strauß dann auf der Anrichte ab, als sei ihr egal, was damit passierte. Anschließend ging sie in den Flur, um das kleine Geschenk für Harvey zu holen, das sie eingepackt hatte.
    Wie die restlichen Pakete war auch dieses mit einem sauber gebundenen silbernen Band mit Schleife verschnürt. Was das anbetraf, wollte sie sich nicht lumpen lassen.
    »Soll ich es jetzt schon öffnen, oder soll ich damit noch bis zum großen Tag warten?«, fragte Harvey, als sie es ihm überreichte. »Bist du dann hier? Machst du uns diese Freude?«
    »Leider nicht, nein«, erwiderte Michelle. »Ich bin dann in Paris. Du kannst das Geschenk also jetzt auspacken, wenn du möchtest.«
    Er zögerte und wusste nicht, wie er ihren Tonfall einordnen sollte.
    »Mach schon«, forderte Michelle ihn auf, bevor er nach ihrer Reise fragen konnte. »Pack es aus. Es ist ein Buch.«
    »Ein Buch? Na, na, na! Da haben wir sie wieder, die wiedergeborene Intellektuelle!« Harvey löste die Schleife, während sich Michelle auf seine Reaktion gefasst machte.
    »High Snobiety oder Wie ich sie alle nervte?« Harvey sah irritiert auf.
    »Da steht wahrscheinlich nicht viel drin, was du nicht ohnehin schon kennst, aber ich dachte, dir gefällt vielleicht das Ende«, erwiderte Michelle.
    Harveys Leutseligkeit fing zu bröckeln an. »Ist das deine Vorstellung von einem Scherz?«
    »Irgendwie schon.« Michelle hob das Kinn, um seinem feindseligen Blick zu trotzen. »Eigentlich wollte ich dir das Buch Scheidung leicht gemacht schenken, aber ich dachte, das hast du vielleicht schon.«
    »Wie bitte?«
    »Morgen oder übermorgen solltest du den Scheidungsantrag zugestellt bekommen. Tut mir leid wegen des ungünstigen Timings, aber ich finde, ein neues Jahr mit einem

Weitere Kostenlose Bücher