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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Erschöpfung aus.
    »Dachte ich’s mir doch«, seufzte er. »Aber fragen musste ich. Rein egoistisch betrachtet gäbe es niemanden, den ich lieber an der Unternehmensspitze sehen würde als dich. Aber ich freue mich, dass du dein eigenes kleines Unternehmen leitest. Wir haben allen Bekannten von deiner Website erzählt, und deine Mutter hat allen im Golfclub deinen – wie heißt das noch gleich? – Link geschickt.«
    »Wirklich?« Michelle war erstaunt. »Mum hat anderen Leuten davon erzählt?«
    »Das hat sie.« Charles ignorierte einfach Caroles frisch geputzten Boden und umarmte nun seinerseits Michelle. »Vielleicht sage ich das nicht oft genug, Michelle, aber wir sind wirklich sehr stolz auf dich. Ich weiß, dass es nach dieser Sache mit der Schule nicht ganz leicht für dich war, aber so, wie du dich danach zusammengerissen und geschuftet hast … das bedeutet einem ungebildeten Arbeitstier wie mir wirklich viel mehr, als nur im Familienbetrieb die Karriereleiter hinaufzuklettern. Sag bloß deinen Brüdern nichts davon.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Michelle gerührt. Das war das erste Mal, dass er direkt auf ihren Rauswurf anspielte. Nachdem es geschehen war, hatte sie den Verweis ihm gegenüber nicht ein einziges Mal erwähnt, ganz zu schweigen von den Gründen, die dazu geführt hatten. Sie fragte sich, wie es nun dazu gekommen war. »Aber es tut mir sehr leid, Dad. Dass ich dir und Mum diese Schande gemacht habe. Dass ich so viel Geld und Zeit verschwendet habe und …«
    »Bitte? Du entschuldigst dich dafür? Um ehrlich zu sein, haben wir uns deswegen jahrelang Vorwürfe gemacht. Deine Mutter und ich … Na ja, wir hatten uns ein wenig miteinander verkracht, bevor du aufs Internat geschickt wurdest. Das spielt jetzt keine Rolle mehr, das ist Schnee von gestern, aber deine Mutter wollte eben nicht, dass ihr, Owen und du, mitbekommt, wie wir uns streiten. Wir hielten ein Internat wie dieses für die beste Lösung, bis wir die Sache geklärt hatten.« Er schien entschlossen zu sein, endlich reinen Tisch zu machen, obwohl er sich dabei sichtlich unwohl fühlte.
    »Ihr habt euch gestritten?« Mit einem Mal schien sich in Michelles Kopf eine Tür zu öffnen, sodass sie plötzlich alles aus der Perspektive eines Erwachsenen sah. »War das auch der Grund, warum Mum so viel unterwegs war?«
    »Leider ja. Aber wie du siehst, haben wir uns wieder ausgesöhnt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum deine Mutter so erpicht darauf ist, dass du dich mit Harvey wieder verträgst. Sie weiß genau, wie schlecht es um uns bestellt war, und dennoch haben wir das Ruder noch einmal herumreißen können.«
    »Dad!« Michelle musste mit aller Mühe ihre zitternde Stimme unter Kontrolle halten. »Harvey und ich … das ist nicht wie bei Mum und dir. Bitte glaub mir das.«
    »Wir hätten Owen und dich nicht fortschicken dürfen«, stellte Charles fest, bevor ihm die Stimme versagte.
    Er hielt sie an beiden Händen fest und musterte sie. Sein wettergegerbtes Gesicht, abgehärtet durch die vielen Jahre Sonne und Regen auf den Außengeländen vor den Autowerkstätten, war vor Gefühlen ganz angespannt. Tränen glänzten in seinen Augenwinkeln.
    Michelle betrachtete sein altes, vertrautes Gesicht und fragte sich unweigerlich, ob er wohl Bescheid wusste. Was er nie und nimmer zugegeben hätte. In seinem Blick lag aber etwas, das auf einen schärferen Schmerz hinwies; dass seinem Goldmädchen nämlich etwas passiert war, was er nicht in Ordnung hatte bringen dürfen. Was er nicht einmal hatte versuchen dürfen, in Ordnung zu bringen.
    Er zog sie an seine Brust. »Es spielt keine Rolle, wie alt du bist, Michelle«, sagte er traurig, aber voller Entschlossenheit. »Du wirst immer mein kleines Mädchen bleiben. Mein perfektes, kleines Mädchen. Wir werden dich immer lieben, egal, was passiert. Für dich würde ich bis ans Ende der Welt und wieder zurück laufen.«
    Michelle umarmte ihn ganz fest. »Ich weiß. Ich weiß.«
    Eine Sekunde lang war sie wieder achtzehn, ein Alter, in dem es nichts gab, das ihr weiser, dickköpfiger Vater nicht mit seinem Geld, seinen Kontakten oder seinem Können hätte regeln können. Aber Michelle wollte nicht wieder zu diesen Zeiten zurückkehren. Jetzt war sie selbst in der Lage, alles für sich in die Hand zu nehmen und zu regeln. Es hatte lange gedauert, bis sie so weit gewesen war.
    »Was ist denn hier los?«
    Carole tauchte neben der Kücheninsel auf, das schnurlose Telefon demonstrativ in der

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