Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Neubeginn für uns beide ist das Beste. Wir sollten beide nach vorn schauen.«
»Und was, wenn ich gar keine Scheidung will? Wenn ich es noch einmal mit dir probieren möchte, mit meiner Frau ? Hat unser Eheversprechen dir denn gar nichts bedeutet?« Harvey sah sie wie ein Märtyrer an, schien aber gleichzeitig sehr verärgert zu sein. »Ich liebe dich, Michelle!« Bei ihm klang dies wie ein Vorwurf.
»Ach lass das doch! Wir wissen doch beide, dass es hier nicht um Liebe geht«, erwiderte Michelle gelassen. »Du liebst mich nicht. Denn würdest du mich lieben, würdest du mich endlich gehen lassen. Ich habe keine Ahnung, ob du dir das Unternehmen meines Vaters unter den Nagel reißen willst oder ob du Kontrolle über mich haben willst, oder sogar beides. Du weißt, dass es auf jeden Fall darauf hinausläuft, und mir ist das genauso klar. Aber das ist nicht das, was ich will, und du kannst mich nicht mehr davon abhalten. Ich will die Scheidung.«
»Dir ist schon klar, dass alles ans Licht kommen wird, wenn die Sache vor Gericht geht?«, fragte er, und mit einem Mal wurde sein Tonfall ganz gehässig und hämisch. »Du müsstest beweisen, dass ich unzumutbar für dich bin, obwohl du doch eigentlich diejenige mit den psychischen Problemen bist – du warst doch jahrelang in Therapie! Ich denke dabei nur an dich, Shelley. Soll dein Privatleben vor allen breitgetreten werden? Sollen unsere Freunde über dein gestörtes Verhalten aussagen?«
»Sollen deine geschäftlichen Machenschaften vor allen breitgetreten werden?«, zischte Michelle.
Harvey wich einen Schritt zurück, als hätte sie ihn angespuckt. »Wie bitte?«
»Deine geschäftlichen Machenschaften. Ich habe einen Anwalt zurate gezogen. Für eine gerichtliche Einigung müssten unsere finanziellen Verhältnisse sehr genau durchleuchtet werden – wenn du also möchtest, dass das vor Gericht geht, bitte. Ich bin sicher, du hast auf diesem Gebiet nichts zu verbergen, nicht wahr?« Sie ließ die Andeutung so stehen.
Harvey zuckte zwar nicht zusammen, doch sein Blick war längst nicht mehr so selbstsicher wie zuvor. Er huschte hektisch hin und her, als müsse er schnell nachdenken.
»Was wolltest du denn über mich alles ausgraben?«, fuhr Michelle fort. »Ich wurde mit achtzehn vergewaltigt . Ich habe niemanden umgebracht, habe nichts gestohlen, habe niemanden verletzt. Ich habe dir damals nur davon erzählt, weil ich dich geliebt habe und mein größtes Geheimnis mit dir teilen wollte, damit du verstehen konntest, warum ich so war, wie ich eben war. Ich hätte damals nicht gedacht, dass du die nächsten sieben Jahre damit zubringst würdest, sicherzugehen, dass ich auch so blieb. Mittlerweile ist mir klar, dass das niemals ein Geheimnis hätte bleiben dürfen.«
Sobald sie Rory davon erzählt und gesehen hatte, wie seine Gesichtszüge vor Mitgefühl und Entsetzen (und keinesfalls Ekel) erstarrten, war es für sie gewesen, als sei ein alter Fluch endlich gebrochen. Mit einem Mal schien Michelle über dem Geschehen zu schweben und es noch einmal zu sehen, als sei es einer anderen Person zugestoßen. Diese Erfahrung hatte ihr auf verschiedene Art und Weise das Herz gebrochen. Sie hatte ihr gesamtes Leben um jene Nacht herum aufgebaut, wie ein Baum, der gekrümmt um eine Mauer herumwuchs und jene Mauer mit aller Macht verbergen wollte, ohne dabei ein einziges Mal seine Zweige nach außen auszustrecken. Nur nach innen.
Aber Harvey wollte nicht so schnell aufgeben. »Was meinst du denn, wenn dein Dad erfahren würde, dass seine kleine Prinzessin ihm all die Jahre dieses Geheimnis verschwiegen hat? Hm? Denk darüber mal nach!« Er kräuselte die Oberlippe. »Das habe ich ihm ganz schnell gesteckt. Dann fragt er sich vermutlich, was du ihm in der Vergangenheit sonst noch so alles verschwiegen hast. Warum du zum Beispiel urplötzlich beschlossen hast, so schnell aus seinem Unternehmen zu fliehen.«
Michelle straffte die Schultern. »Ich hätte das schon vor langer Zeit tun sollen, und es tut mir leid, dass ich es nicht auch getan habe«, stellte sie fest. »Einen Neubeginn wagen. Jemand Neues finden. Ich will weder Geld von dir noch das Haus, ich will einzig und allein Flash zurück. Du hattest ihn während der letzten drei Jahre. Überlass ihn mir jetzt, dann kannst du alles andere behalten.«
»Du bist nicht in der Lage, dich um ihn zu kümmern«, widersprach Harvey garstig. »Du kannst ja nicht mal deine Beine geschlossen halten. Kleine Schlampen wie du ändern
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