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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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denen gesagt worden war, dass Damen auf Sparringskämpfe abfuhren, oder ob er sie ernsthaft dafür kritisierte, aus dem Laden Geld herausholen zu wollen. Rory Sterling war nur schwer zu durchschauen, was insbesondere seiner Brille zu verdanken war. Sie sah ein wenig aus wie Annas Brille, eckig, Schildpatt – nur mit dem Unterschied, dass Annas Brille das Strebertum ironisierte, während Rorys Brille für den echten Fachidioten stand. Glücklicherweise verzerrten die Gläser seine Augen nicht, sodass Michelle seine blonden Wimpern sah, die zum dunkelblonden Haar passten.
    »Wie es aussieht, haben Sie als Geschäftsführerin eine echte Buchexpertin gefunden«, lobte er, woraufhin Anna freudig erstrahlte.
    »Rory hat eben gesagt, dass auch er Mitglied im Puffin Club war.« Anna deutete auf den Kinderbücherstapel auf der Verkaufstheke.
    »Puffin Club?« Michelle tat unwissend. »Ich habe keine Ahnung. Ist das so etwas wie der Barbie Fanclub? Oder der Ponyclub?«
    »Michelle! Jetzt sag bloß, du warst nicht im …«, fing Anna an, doch Michelle war nicht in Stimmung, weitere rosig gefärbte Erinnerungen an ihre Kindheit auszutauschen.
    »Nein, ich war nicht im Puffin Club. Ich bin lieber mit echten Freunden in echte Clubs gegangen«, erwiderte sie. »Ich habe keine Bücher über Mädchen gelesen, die Ponys hatten, ich habe selbst Ponys geritten. Und ich habe keine Bücher über Wildfänge gelesen, die auf Abenteuerreise gegangen sind, ich war selbst ein Wildfang, der auf Abenteuerreise ging. Und ein Internat hat nichts mit den Beschreibungen von Enid Blyton zu tun, lass es dir gesagt sein.«
    Nach diesem heftigen Ausbruch starrte Anna sie erschrocken an, doch Rory verschränkte amüsiert die Arme vor der Brust.
    »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel, wie Shakespeare so schön sagte«, stellte Rory fest und trommelte mit seinen langen Fingern auf dem Ärmel herum. »Mir scheint, sie hat sämtliche Eine lausige Hexe -Geschichten gelesen.«
    »Ganz sicher nicht. Es hat eben nicht jeder seine Kindheit damit verbracht, drinnen zu sitzen und seine Nase in Bücher zu stecken«, entgegnete Michelle spitz. »Weder macht mich das zu einem Kulturbanausen, noch ist es mir dadurch verboten, einen Buchladen zu besitzen – wenn es das ist, was Sie damit ausdrücken wollen.«
    Eine zarte, leise Stimme in ihrem Kopf hob hervor, dass sie vielleicht überreagierte, doch sie hatte sich nicht mehr bremsen können.
    »Natürlich nicht!«, rief Anna beschwichtigend. »Das hat auch niemand behauptet.«
    »Im Gegenteil«, erklärte Rory. »Den geschäftlichen Teil des Ladens scheinen Sie perfekt im Griff zu haben. Es sieht …« Mit seinem langen Arm deutete er auf die Verkaufstische.
    Er hat Arme wie Spinnenbeine, dachte Michelle bissig. Sie zog die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass er fortfuhr.
    »… viel geschäftsmäßige r aus als früher.«
    »Sind die Bücherkisten schon aus dem Weg geräumt?«, wandte sich Michelle an Anna.
    »Ich packe schnell mit an«, schlug Rory vor.
    »Nein, das ist nicht nötig.« Michelle krempelte sich die Ärmel hoch. »Das kann mein Bruder tun. Ich bin sicher, Sie haben noch jede Menge nachweihnachtliche Trennungen hereinbekommen, um die Sie sich kümmern müssen.«
    »Eigentlich habe ich jetzt Urlaub«, entgegnete Rory. »In den letzten Tagen musste ich mich um ein paar Familienangelegenheiten kümmern, aber jetzt habe ich den Rest der Woche frei.« Er wandte sich wieder an Anna. »Glücklicherweise brauche ich den Buggy in der nächsten Zeit nicht mehr, aber irgendwann kommt er wieder zum Einsatz. Außerdem brauche ich Platz, um meine Angelausrüstung nach oben schleppen zu können.«
    Michelle war schon zur Tür geeilt, um Owen zu holen, blieb dann jedoch stehen und wirbelte auf dem Absatz herum. »Augenblick mal. Sie wohnen dort oben?«
    »Mit Ihrer … Familie?«, fügte Anna unschuldig hinzu.
    »Nein, meistens bin ich oben allein«, antwortete Rory.
    Was Michelle aber nicht weiter interessierte; bei ihr war gerade ein riesengroßer Groschen gefallen. Das war also die Erklärung dafür, warum er so unerbittlich daran festgehalten hatte, dass die Buchhandlung in kein betriebsames Café oder keinen geschäftigen Handyladen verwandelt wurde. So viel also zu persönlichen Interessen. Das Ganze hatte also weniger mit Cyril Quentins sogenanntem Erbe zu tun, sondern mehr mit Rory Stirlings Möglichkeiten, samstagmorgens auszuschlafen.
    »Oh. Jetzt begreife ich auch, warum es Ihnen so wichtig war,

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