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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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gefehlt. Wahrscheinlich war die Beschwerde nichts anderes als ein Vorwand, um bei ihr vorbeizusehen und ihr vorzuschreiben, wie sie den Laden zu führen hatte. Per Mail hatte er ihr bereits einige »Vorschläge« zukommen lassen, welche Buchtitel sie ins Sortiment aufnehmen sollte. Sie hatte sie alle gelöscht.
    Hektisch tippte sie auf die Abbruch-Taste. »Es tut mir leid … Lassen Sie es mich noch einmal versuchen. Anna, räum einfach die Bücher beiseite und entschuldige dich. Sag ihm, die Kisten seien nur vorübergehend dort. Ich bekomme hier vor Arbeit kein Bein mehr auf den Boden.«
    »Michelle, ich hielte es für eine gute Idee, wenn du selbst mit ihm sprechen würdest.«
    »Na schön, in ein paar Minuten.« Michelle verwies ihre Kunden an Kelsey und Gillian, bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge und trat auf die Hauptstraße hinaus.
    Nicht die kühle, frische Luft draußen half Michelle, sondern die beruhigende Atmosphäre des Buchladens. Es war, als würde sie einen geheimen Garten abseits der Hauptstraße betreten, in dem sanfte Musik dahinplätscherte und die Luft von Kaffeeduft erfüllt war. Als ihr Blick jedoch auf Rory Stirling fiel, wuchs ihre Verärgerung wieder.
    Er lehnte an dem großen Tisch, der als Verkaufstheke diente, hatte die Beine übereinandergeschlagen und unterhielt sich angeregt mit Anna. Michelle fiel sogleich auf, dass er gelbe Socken trug. Das waren nun schon sieben Eigenschaften, die sie an ihm total nervig fand. Sie konnte »witzige« Socken nicht ausstehen. Harvey hatte immer mit großer Leidenschaft Motivsocken getragen, die in manchen Teilen der Grafschaft Surrey durchaus als Scheidungsgrund galten, wie ihr ein Anwalt berichtet hatte. Zudem erzählte Rory Anna gerade etwas Langweiliges über einen Autor, von dem Michelle noch nie etwas gehört hatte. Anna lächelte ihn geduldig an.
    » Salve , Mrs. Nightingale, tandem «, erklärte Rory und drehte sich um. Als er sich erhob, fiel Michelle auf, dass sein Hemd unter dem Sakko nicht gebügelt war.
    »Tandem?«
    »Das ist Latein und bedeutet ›endlich‹. Anna und ich haben uns gerade über das große Latinum unterhalten und diskutiert, wie nützlich es doch im alltäglichen Leben immer wieder ist.«
    »Wenn man Gärtner ist«, fügte Anna trocken hinzu. »Oder Ornithologe.«
    Super, dachte Michelle. Jetzt hat Anna also einen ebenso Verrückten gefunden, mit dem sie sich über ihr blödes Latinum austauschen kann.
    »Tut mir leid, dass Sie warten mussten, aber dies ist gerade die stressigste Zeit des Jahres«, erklärte sie. »Was heißt auf Latein: ›Ich habe so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht‹?«
    »So, jetzt haben Sie mich erwischt, ich habe keine Ahnung«, erwiderte Rory. »Aber ich habe schon gesehen, wie viel Stress Sie haben. Wie es ausschaut, fliegt der Krimskrams nebenan nur so aus den Regalen raus. Ein paar Teile sind sogar hier gelandet.« Er deutete auf einen Stapel mit weichen Wolldecken, die Michelle in der Romantikecke aufgebaut hatte, neben der sie gerade stand.
    »Stimmt«, erwiderte sie. »Das gehört zum Gesamtleseerlebnis dazu. Eine Tasse Tee, eine warme Decke, ein Liebesroman. Daran ist nichts auszusetzen.«
    Rory hob die Augenbrauen, als habe er sehr wohl etwas daran auszusetzen, doch Michelle nahm ihm sogleich den Wind aus den Segeln. »Das bezeichnet man als Cross-Selling«, entgegnete sie. »Nur so kann man mit Produkten, die nicht viel Gewinn abwerfen, heutzutage noch Geld verdienen.«
    »Wir haben schon sehr viele davon verkauft«, erklärte Anna. »Sogar ich habe eine. Die sind so flauschig. Und so behaglich, dass man am liebsten immer noch ein Kapitel weiterlesen möchte.«
    »Na ja, ich will nur hoffen, dass Sie die Militärliteratur-Abteilung nicht ernsthaft nach hinten sortiert haben, um Platz für diese Decken zu schaffen«, stellte Rory fest.
    »Wie wäre es denn mit Sporen?«, erkundigte sich Michelle. »Wären die okay gewesen? Oder sollen wir lieber Revolverattrappen verkaufen?«
    »Rory hat gerade gelobt, wie beeindruckt er davon ist, was wir in so kurzer Zeit aus dem Laden gemacht haben«, erklärte Anna schnell, als sie merkte, wie sich Michelles Miene immer mehr verfinsterte. »Er war ein paar Tage verreist.«
    »In der Tat. Als ich wegfuhr, war dies hier nicht mehr als ein dunkles Chaos, aber jetzt erstrahlt er in solch edlem Glanz wie eine Filiale von Waterstone.«
    Michelle starrte Rory an. Sie versuchte herauszufinden, ob er einer jener Männer war,

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