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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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nicht aufgefallen, dass oben Kinder wohnten. Sie hatte ja nicht einmal einen erwachsenen Mieter bemerkt.
    »Tut mir leid, Mr. … ähm …«, erwiderte sie. »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Rory Stirling.« Er reichte ihr die Hand. »Und Sie sind …?«
    »Anna McQueen. Ich bin sicher, dass wir die Angelegenheit schnell und zu Ihrer Zufriedenheit regeln können«, stotterte sie und wunderte sich, dass das Baby von dem ganzen Handwerkerlärm nie aufgeweckt worden war. Aber sie hütete sich davor, dies dem Mann gegenüber anzusprechen. »Vielleicht wäre es doch das Beste, wenn Sie kurz nebenan reinschauen und sich mit Michelle unterhalten.«
    Der Mann starrte sie entsetzt an. »Ich habe einen Blick durch das Schaufenster geworfen. Das geht da drinnen ja wie bei einem Ramschverkauf zu! Ich habe keine Lust, bei der Schlacht um die letzte Duftkerze zum halben Preis zwischen die Fronten zu geraten.«
    »Ich werde Michelle kurz anrufen«, entschied Anna und griff zum Telefon. »Und es tut mir wirklich leid – es muss nicht leicht gewesen sein, einen Buggy an den Kisten vorbeizubekommen.«
    »Das grenzt schon fast an eine Strafe.« Rory wischte sich mit einer Hand übers Gesicht. Als er den Blick auf seine Augen wieder freigab, waren diese blutunterlaufen, schauten sie aber entschuldigend an. »Tut mir leid, ich wollte nicht so laut werden«, erklärte er. »Die letzten Nächte waren ziemlich lang. Und ich bin kein Experte, was Buggies angeht.«
    »Die sind schlimmer als Liegestühle, wenn man sich damit nicht auskennt«, erwiderte Anna.
    »Um ehrlich zu sein, wäre die Sache mit den Büchern kein Thema, wenn ich ein Vorkaufsrecht hätte. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendwelche Titel rausschmeißen. Insbesondere, was Ratgeber wie ›Kleinkinder für Anfänger‹ angeht.«
    Er lächelte müde.
    »Warum setzen Sie sich nicht kurz?«, fragte Anna, die hinter seiner Fassade den Geist eines Buchliebhabers verspürte. »Michelle kommt sicher gleich. Einen Kaffee?«
    »Mit Milch und zwei Stück Zucker, bitte«, erwiderte Rory und sah zu der blubbernden Maschine hinüber. »Na, das ist auf jeden Fall eine Verbesserung.«
    Michelle hatte vor langer Zeit schon die Art und Weise perfektioniert, drei Kunden zur gleichen Zeit zu bedienen, ohne dabei auch nur einem von ihnen das Gefühl zu geben, sich vernachlässigt zu fühlen. Dies war in chaotischen Verkaufssituationen wie dem Schlussverkauf eine unverzichtbare Eigenschaft. Eine volle Kasse war eine glückliche Kasse, pflegte sie stets ihrem Personal zu sagen, doch heute fehlte ihr dazu jegliche Energie.
    So half es auch wenig, dass Owen immer wieder aus der Wohnung im ersten Stock heruntergeschlurft kam, um neue Artikel zu fotografieren, weil Kelsey dann jedes Mal im Kundengespräch eine Pause einlegte. Gillian gesellte sich neuerdings auch zu den beiden, worüber Michelle alles andere als begeistert war. Von seinem Silvestertrip nach London war Owen mit einem Mordskater, einem Knutschfleck und einem winzigen Tattoo an seinem Handgelenk in Form eines einzelnen Engelsflügels zurückgekehrt. Ihre neue Website dagegen war erst halb fertiggestellt.
    Zudem hatte sie gerade bemerkt, dass Harvey sich schon wieder im Mailverteiler angemeldet hatte, nachdem sie ihn auf der alten Liste gesperrt hatte. Sein Schatten tauchte immer wieder in ihrem Laden auf.
    »Kelsey, Telefon!«, fauchte sie, weil sie das Klingeln im Hintergrund nicht mehr länger ertragen konnte. Dann überdachte sie kurz ihre Reaktion und fand, dass es unfair sei, ihren Stress an Kelsey auszulassen. Also schnappte sie sich selbst den Hörer. »Hallo?«
    »Michelle, könntest du mal kurz nach nebenan kommen?« Neben Annas Stimme war im Hintergrund nur das sanfte Spiel eines Streicherquartetts zu hören, das etwas von Bach spielte. »Hier ist ein Herr, der dich sprechen möchte.«
    »Hat er einen Termin?« Michelle lächelte ihre Kundin entschuldigend an und steckte deren Kreditkarte noch einmal in das Lesegerät. »Wenn es ein Vertreter ist, dann sag ihm, er soll nächste Woche noch einmal vorbeikommen.«
    »Sein Name ist Rory Sterling. Es geht um die Bücherkisten im Flur. Die blockieren den Weg.«
    Michelles Finger rutschten auf der Kassentastatur aus, sodass sie der Kundin versehentlich 9376,99 Pfund für zwei Liberty-Seidenschals sowie einen silberfarbenen Eierkarton berechnete. Das unsichtbare eiserne Band um ihren Kopf schien sich zuzuziehen.
    Rory Stirling. Na prima. Genau der hatte ihr jetzt noch

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