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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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gegenüber anschlagen. Frauen haben spit ze Zungen, und Männer haben Kraft. Wir respektieren einander, indem wir unsere Stärken nicht gegeneinander ausspielen."
    „Soll das eine Drohung sein?"
    „Ich erkläre Ihnen nur, wie Männer und Frauen in einem zivilisierten Land miteinander auskommen", erwiderte er.
    Doch obwohl sie überzeugt war, dass er sie im Stillen auslachte, konnte sie ihre Wut nicht im Zaum zu halten. „So geht es hier nicht zu!" versetzte sie. „Kann sein, dass Ihnen das noch nicht aufgefallen ist, aber ob zivilisiert oder nicht, Sie sind hier nicht in der Wüste!"
    Es zuckte verräterisch um seine Lippen. „Doch, das habe ich gemerkt. Wir stoßen gleich gegen das Boot neben uns an, und das ist etwas, was in der Wüste nicht passieren kann."
    Clio wirbelte herum und griff instinktiv nach dem Steuer. Gerade noch rechtzeitig bog sie von der kleinen Yacht weg, die an der nächsten Anlegestelle vertäut war. Das hätte ein Theater mit dem Besitzer gegeben, wenn sie gegen sein poliertes Prachtstück geprallt wäre.
    Die Sicherheitsregeln auf dem Wasser waren Clio von klein auf beigebracht worden. Dass sie sich jetzt dermaßen vergessen hatte, während sie am Steuer stand, zeigte nur, welche negative Wir kung Jalal auf sie hatte. Während sie das Boot nun auf den in der Sonne funkelnden See hinaussteuerte, begriff sie, dass er sie absichtlich gereizt hatte, und es ärgerte sie mächtig, dass sie gleich darauf angesprungen war. Sie musste sich einfach mehr beherrschen.
    Jalal schaute sich um. „So eine Landschaft sehe ich zum ersten Mal. Sie ist wunderschön." Deutlich spiegelte sich seine Begeis terung in seinem Gesicht wider, und Clio fiel es schwer, da nicht weich zu werden. Denn sie liebte dieses Land.
    „Aber Sie werden sich in der Wüste doch vermutlich mehr zu Hause fühlen", meinte sie. Was sie in den Emiraten von Barakat von der Wüste gesehen hatte, hatte ihr nicht gefallen. Kein Wunder, dass eine so herbe Landschaft auch gewalttätige Männer hervorbrachte.
    „Ich fühlte mich nirgends zu Hause."
    Sie blickte ihn verwundert an. „Wirklich? Warum nicht?"
    „Mein Großvater Selim wollte nicht, dass ich in seine Fußstapfen trete. Als ich noch ein kleiner Junge war, hat er mir immer erzählt, etwas Großes erwarte mich. Ich bekam das Gefühl, dass dort, wo ich geboren war, nicht mein wirkliches Zuhause sei. Ich gehörte woandershin, aber ich wusste nicht, wohin. Dann hat meine Mutter mich mit in die Hauptstadt genommen."
    „Zara hat mir erzählt, dass Ihre Erziehung von klein auf vom Palast aus gesteuert wurde", bemerkte sie und war trotz allem an seiner Lebensgeschichte interessiert. Außerdem hatte er eine wohlklingende tiefe Stimme, mit der er es verstand, sie auch gegen ihren Willen anzufassen.
    „Ja, aber ich wusste das nicht. Seltsame Dinge geschahen, aber ich war zu jung, um eine Erklärung zu fordern. Erst als ich auf die Universität ging und meine Mutter mir eine Liste der Kurse gab, die ich belegen sollte, schöpfte ich Verdacht. Ich wollte wissen, wer über mein Leben bestimmt und warum.
    Aber das wollte sie mir nicht sagen."
    „Und haben Sie den empfohlenen Abschluss gemacht?"
    Jalal lachte leise. Bisher hatte er Fremden nichts von sich erzählt, und er konnte sich nicht erklären, warum er jetzt gerade Clio gegenüber so gesprächig war. Sie hatte ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht als Freund betrachtete.
    „Ich habe es nie erfahren. In meinem Zorn habe ich die Liste zerrissen und verkündet, da ich jetzt erwachsen sei, würde ich selbst entscheiden."
    „Und dann?"
    Er hob die Schultern. „Ich habe meinen Schulabschluss gemacht und bin zur Armee gegangen. Aber auch dort habe ich die Hand meines unsichtbaren Beschützers zu spüren bekommen. Sie haben mir eine Offiziersausbildung gegeben, und ich stieg rascher auf, als ich es mir verdient haben konnte.
    Doch meine Mutter schwieg."
    Clio merkte, wie enttäuscht er darüber gewesen war.
    „Aber Sie haben es trotzdem erfahren." Hoffte er, indem er ihr seine Geschichte erzählte, sein Verhalten ihrer Schwester gegenüber rechtfertigen zu können und ihrer Feindseligkeit die Spitze zu nehmen? Nun, dann sollte er hoffen. Er würde schon merken, dass sie meinte, was sie sagte.
    „Ja, ich habe es erfahren, und zwar an dem Tag, als die Prinzen gemäß dem Willen ihres Vaters das Erbe antraten. Es gab nicht mehr das Königreich Barakat, sondern die drei Emirate. Es fand eine große Krönungsfeier statt,

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