Der Prinz und das Maedchen von nebenan
ein Playboy war, der dank des Reichtums seiner Familie auf großem Fuß lebte. Dabei hätte sie schnell erkennen müssen, dass ein Mann wie er sich dabei zu Tode langweilen würde. Seine Tollkühnheit war ihr bereits aufgefallen, als sie ihn vor Jahren kennengelernt hatte, und sie konnte sich gut vorstellen, wie er im Kugelhagel über ein Kriegsgebiet flog, Vulkanasche auswich oder auf buckligen, viel zu kurzen Pisten im Nirgendwo landete. Sicher blühte er erst im Angesicht von Gefahr richtig auf.
Er hatte schnell heruntergespielt, was er tat, doch es gab bestimmt nicht viele reiche Müßiggänger, die ihr Leben in ähnlicher Weise für andere riskierten. Statt es bei den Extremsportarten der Reichen wie Auto- oder Motorbootrennen aufs Spiel zu setzen, engagierte er sich, wo er gebraucht wurde. Sie bezweifelte nicht, dass es ihm Spaß machte, glaubte jedoch, dass er auch andernfalls helfen würde.
Auch die Tatsache, dass er nicht an die große Glocke hängte, was er tat, imponierte ihr. Während andere Prominente ihren Einsatz für wohltätige Zwecke nutzten, um ihre Popularität zu steigern, war sie sicher, dass nicht einmal Lotty von seinen Aktivitäten wusste.
Von ihrem Sessel aus konnte sie sein Profil sehen und seinen starken, muskulösen rechten Arm. Fasziniert ließ sie den Blick über die kurzen dunkle Haaren bis zu den kräftigen Handgelenken schweifen und zu den Fingern, die den Steuerknüppel umfassten. In ihrem Bauch verkrampfte sich etwas.
Rasch wandte sie sich ab und blickte aus dem Fenster. Noch immer stiegen sie durch weiße watteartige Wolken steil nach oben, tiefem Blau entgegen. Nun gab es für sie kein Umkehren mehr. Die nächsten zwei Monate würde sie an seiner Seite leben, als seine Freundin. Wieder spürte sie den seltsamen Druck in ihrem Inneren. Das sind nur die Nerven, dachte sie, doch dann wurde ihr unvermittelt bewusst, was sie wirklich empfand:
Vorfreude.
„Was für ein tolles Auto!“, rief Caro begeistert aus, als sie den Aston Martin entdeckte, der neben der Landebahn geparkt war. Begeistert eilte sie die Stufen des Jets hinunter, lief zu dem eleganten Cabrio und ließ die Hand andächtig über die Motorhaube gleiten.
„Ein DB9! Gehört er dir?“, wandte sie sich an Philippe.
Im strahlenden Sonnenschein, mit vor Freude glühenden Wangen, wirkte sie so lebendig, wie er sie noch nie gesehen hatte, und für einen Moment verschlug es ihm die Sprache.
„Ja. Wieso interessierst du dich dafür? Er ist weder aus zweiter Hand noch essbar!“
„Für Autos mache ich eine Ausnahme!“ Erneut streichelte sie über die glänzende Karosserie. „Darf ich ihn fahren?“
„Ausgeschlossen!“
„Bitte! Ich bin auch ganz vorsichtig.“
„Nein.“
„Da du angeblich in mich verliebt bist, solltest du es mir aber gestatten!“
„Ich müsste schon völlig verrückt nach dir sein, ehe ich dich ans Steuer lasse“, erwiderte er und hielt ihr die Beifahrertür auf. „Die meisten Frauen wären glücklich, wenn ich sie chauffiere.“
„Ich bin nicht wie die meisten.“ Sie stieg ein, und er warf die Tür hinter ihr ins Schloss.
„Das stimmt allerdings!“, murmelte er, als er um den Wagen herumging und auf dem Fahrersitz Platz nahm. Caro bewunderte bereits die Ledersitze und die Verkleidungen aus edlen Hölzern im Inneren und neigte sich vor, um das Armaturenbrett im Detail zu bestaunen. Dann lehnte sie sich zufrieden aufseufzend in ihrem bequemen Sessel zurück.
Mit einem Mal erschien Philippe das Auto viel zu eng. Ein Blick auf den Anlasser erinnerte ihn daran, dass er hier das Sagen hatte. Beherzt ließ er das Verdeck zurückfahren, startete den Motor, und die Maschine erwachte mit einem sonoren Brummen zum Leben.
„Was ist mit Jan und dem Gepäck?“
„Er folgt uns.“ Philippe wies mit einer Kopfbewegung auf den schwarzen Geländewagen mit verdunkelten Scheiben, der ebenfalls neben dem Rollfeld stand.
„Ich dachte, er soll dich beschützen.“
„Er hält sich hinter uns, aber hier drinnen sind wir beide allein.“
„Oh!“ Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Im Palast würden sie nicht viel Zeit zu zweit verbringen. Lotty hatte ihr von den zahllosen Dienstboten berichtet, außerdem würde Jan häufig anwesend sein, oder Philippe wäre unterwegs, um Hände zu schütteln.
„Woher stammt deine Begeisterung für Autos?“, erkundigte er sich, nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten.
„Mein Vater war ein Autonarr, und ich teile seine Leidenschaft.“
Auf
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