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Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Titel: Der Prinz und das Maedchen von nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Hart
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Kind, von der Mutter im Stich gelassen, vom Vater zurückgewiesen.
    „Er war ein toller Bruder, ein großartiger Mensch. Man kann es meinem Vater nicht verübeln, dass er verbittert ist, weil Etienne starb und ich am Leben blieb, oder dass er wünscht, es wäre anders herum gekommen.“
    „So etwas darfst du nicht einmal denken!“
    „Es stimmt aber.“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich war schließlich schuld an Etiennes Tod.“
    „Nein!“ Instinktiv legte sie ihre Linke auf seine Rechte, die den Schalthebel umfasste. „Lotty hat erzählt, dass es ein Unfall war.“
    „Das schon, aber wäre ich nicht gewesen, wäre er damals nicht zum Wasserski gegangen.“ Er hielt einen Moment inne. „Damals lebten sowohl Lottys Vater als auch dessen Bruder mit seinen beiden Söhnen noch. Meine Familie dachte nicht im Traum daran, dass sie eines Tages den Thron erben würde. Mein Vater besaß ein Weingut. Er hatte Etienne angewiesen, Rechnungen zu kontrollieren oder etwas ähnlich Langweiliges zu erledigen. Mein Bruder beneidete mich, weil ich im Gegensatz zu ihm das Leben in vollen Zügen genoss. Er sagte, er wolle es mir gleichtun, doch ihm fehlte der Mut dazu. Also schlug ich ihm vor, mit mir zum Wasserski zu kommen, einmal im Leben zu tun, wonach ihm der Sinn stand. Er befolgte meinen Rat und starb.“
    „Es war nicht deine Schuld!“
    „Das sieht mein Vater anders.“
    „Er irrt.“ Caro hob die Hand und legte sie ihm auf die Schulter. Seine Muskeln waren hart und angespannt. „Etienne hat die Entscheidung selbst getroffen. Dass er unglücklich gestürzt ist, hat nichts mit dir zu tun. Es war ein Unfall.“
    „Das sagte Lotty damals auch. Sie war die Einzige, die zu mir hielt. Wäre es nach meinem Vater gegangen, hätte ich nicht einmal an der Beerdigung teilnehmen dürfen. ‚Ohne dich wäre Etienne noch am Leben‘, warf er mir vor.
    Anschließend brach ich sofort nach Südamerika auf. Mir war egal, wo ich mich aufhielt, Hauptsache weit weg von Montluce. Vater sah das genauso. Hätte er nicht den Thron geerbt, hätte es ihn nicht gestört, mich niemals wiederzusehen. Das änderte sich natürlich, als er König wurde. Dennoch wird er mir nie verzeihen, dass meinem Bruder nicht die Zeit blieb, zu heiraten und die Thronfolge zu sichern. Die Ironie dabei ist, dass Etienne schwul war.“ Er warf Caro einen Seitenblick zu. „Er war immer sehr diskret, und mein Vater hat es nie herausgefunden.“
    „Du hast es ihm nicht verraten?“
    „Das habe ich nicht über mich gebracht, es hätte ihn nur noch tiefer verletzt. Ihm bleibt nichts als die Erinnerung an seinen unfehlbaren Sohn. Die will ich ihm nicht rauben. Denn Etienne war perfekt – und ich bin es nicht.“
    „Wieso erklärst du ihm nicht, dass du dich geändert hast?“
    „Wer behauptet das denn?“
    „Der alte Philippe wäre keine Hilfseinsätze geflogen“, meinte sie, doch er zuckte lediglich mit den Schultern.
    „Um meinen Vater zu überzeugen, bedarf es schon mehr als einiger Flüge. Versteh mich nicht falsch, er ist kein schlechter Mensch. Wenn es für ihn leichter ist, mich als schwarzes Schaf zu betrachten, soll er das tun. Er hat genug gelitten, ich will ihn nicht mit der Bitte nach Aufmerksamkeit und Lob bedrängen. Schließlich bin ich kein Kind mehr.“
    „Dennoch ist es unfair! Wenn er dich zum Regenten ernennt, sollte er dir auch die Verantwortung übertragen.“
    „Das ganze Leben ist ungerecht! Menschen müssen ohne Nahrung, Wohnung oder Medikamente auskommen. Ihnen stehen weder Schulen noch Krankenhäuser zur Verfügung, kein fließendes Wasser … Verglichen mit ihnen geht es mir ausgezeichnet. Ich werde es ertragen, einige Monate lang keine Entscheidungen treffen zu dürfen, und die Zeit nutzen, mich mit der Regierungsarbeit vertraut zu machen. Wenn ich eines Tages selbst an der Macht bin, kann ich durchsetzen, was mir richtig erscheint. Bis dahin absolviere ich ein paar nutzlose Rituale.“
    Caro sah ihn zweifelnd an. „Spaß machen wird es dir nicht, oder?“
    „Nein. Aber noch sind wir nicht da.“ Er streckte den Arm aus und schaltete die Stereoanlage auf voller Lautstärke ein. „Bis zur Grenze haben wir noch eine Stunde Zeit. Machen wir das Beste daraus!“
    Diese Fahrt würde Caro nie vergessen. Silberpappeln warfen ihre Schatten auf die Straße und ließen das Sonnenlicht stroboskopartig aufflackern, während das Cabrio dahinschoss und geschmeidig durch die Kurven glitt.
    In den weichen Autositz zurückgelehnt,

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