Der Prinz und das Maedchen von nebenan
eigentliche Grund für seine Unruhe war jedoch ein anderer.
Er hatte einen angenehmen Tag mit seinen Freunden verbracht, hatte sämtliche Dokumente liegen lassen und war mit ihnen zum Segeln gefahren. Für einige Stunden hatte er den Prinzen abgestreift, Sonne getankt und die nette Gesellschaft genossen. Tief in seinem Inneren hatte ihn jedoch der Gedanke an Caro nicht losgelassen, die ihm ihre Pläne für den Tag nicht verraten hatte. Hatte sie an ihrem Laptop gesessen und ihre Reise nach Ellerby geplant oder eine Verabredung mit dem Stubenhocker getroffen? Gleichzeitig hatte ihn die irrationale Sorge umgetrieben, sie könnte bei seiner Rückkehr aus dem Palast verschwunden sein.
Schließlich hatte er sich eine Ausrede einfallen lassen, um früher als geplant ins Schloss zurückzukehren. Dort hatte er das Apartment verlassen vorgefunden. Vom diensthabenden Lakaien hatte er lediglich erfahren, dass Caro in Begleitung einer Zofe und eines Sicherheitsbeamten ausgegangen war. Obwohl kein Anlass zur Sorge bestand, war Philippe erst bei ihrer Rückkehr wieder zur Ruhe gekommen.
Als sie dann zu ihm ins Zimmer getreten war, war ihm sofort ihre neue Frisur aufgefallen: Das Haar rahmte ihr Gesicht jetzt schimmernd ein, der neue Schnitt betonte die hohen Wangenknochen, ihre Augen wirkten noch größer und blauer als zuvor. Sie sah schlank, sexy und wahnsinnig elegant aus, einfach umwerfend.
Dennoch hatte er die alte Caro herbeigesehnt, der er die Spange aus dem ständig zerzausten Haar ziehen konnte, um die Hände in der seidigen Masse zu vergraben.
„Wie gefällt es dir?“, hatte sie ihn nervös gefragt.
„Ich dachte, du hältst nichts von Veränderungen?“ Zu seinem großen Erstaunen war er noch Herr über seine Stimme gewesen.
„Blanche mäkelt ständig an meinem Haar herum, ich wollte mir eine weitere Predigt ersparen.“
Doch sie hatte es für ihn getan, dessen war Philippe sich bewusst.
Als er sich nun nach ihr umwandte, machte er sich auf eine weitere Überraschung gefasst, während er insgeheim hoffte, sie würde eines ihrer ausgefallenen Vintage-Kleider tragen. Dann könnte er sie wie gewohnt kritisieren.
Er hatte kein Glück – und ihr Anblick verschlug ihm den Atem.
Caro trug eine hinreißende rubinrote Robe, die in eleganten Falten bis zum Boden fiel. Ihre schönen Schultern wurden von einem atemberaubenden Dekolleté betont. Sie sah absolut umwerfend aus.
Er räusperte sich. „Das hast du aber nicht auf dem Trödel erstanden!“
„Nein.“ Sie befeuchtete nervös ihre Lippen. „Ein Kleid wie dieses habe ich noch nie getragen, und mein Make-up hat Agnès gemacht. Ich komme mir … seltsam vor.“
„So siehst du aber nicht aus … zur Abwechslung einmal.“ Diesen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen, und Caro ging es sofort besser.
Die Bemerkung war so typisch für ihn, im Gegensatz zu dem Blick, mit dem er sie zuvor gemustert hatte. Ein Teil der Anspannung fiel von ihr ab. Sie lächelte ihm zu, bis er alles verdarb, indem er auf sie zutrat und ihr Kinn umfasste.
„Du bist schön“, sagte er und streichelte mit dem Daumen zärtlich über ihre Wange.
„Du auch“, brachte sie hervor. In seiner goldbetressten Paradeuniform mit Schärpe wirkte er männlicher als je zuvor und jeder Zoll ein Prinz.
„Dann passen wir gut zusammen“, meinte er und reichte ihr den Arm. „Lass uns gehen.“
Die Königinwitwe musterte Caro kritisch, während diese sich bemühte, in dem langen Kleid einen akzeptablen Hofknicks zu absolvieren. „Wie ich sehe, tragen Sie diesmal ein annehmbares Kleid. Schlicht, aber wirkungsvoll. Hmm.“ Sie winkte ihre Hofdame herbei. „Hélène, bringen Sie mir das Diamanten-Set.“
Überrascht blickte Caro zu Philippe hinüber, der wie erstarrt neben ihr stand.
„Ausgezeichnet“, lobte Blanche, als sie ein wunderschönes, funkelndes Diamantkollier aus dem Etui zog, dass die Hofdame ihr gereicht hatte. „Ich trug es anlässlich meines Verlobungsballs.“
„Oh, nein“, stammelte Caro. „Ich könnte nie …“
„Unsinn. Zu diesem Kleid müssen Sie Schmuck tragen. Offensichtlich hat Philippe es versäumt, das Nötige zu besorgen. Wie nachlässig von ihm“, schimpfte sie, und Caro bemerkte, dass er zusammenzuckte.
„Das ist viel zu kostbar“, protestierte sie, doch die Königinwitwe hieß sie mit einem Blick schweigen.
„Es ist nur eine Leihgabe.“ Sie überreichte Philippe das Kollier. „Meine Finger sind zu steif. Leg du es ihr
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