Der Prinz und das Maedchen von nebenan
empfanden die Tatsache, dass sie diesen malerischen Flecken Erde nicht per Flugzeug erreichen konnten, als ausgesprochen romantisch.
Philippe nahm ihre Ankunft mit gemischten Gefühlen auf. Er freute sich, dass seine Heimat ihnen gefiel, doch die Menschen, mit denen er gefeiert, getanzt und gelacht hatte, erschienen ihm in diesem Umfeld fehl am Platz. Nur Jack, ebenfalls das schwarze Schaf seiner Familie und sein Gefährte bei etlichen haarsträubenden Abenteuern, passte uneingeschränkt hierher.
Beim Dinner unterhielt er sich mit ihm, und Jack meinte: „Ich mag Caro, doch dein Typ ist sie eigentlich nicht.“
Etwa zwanzig Personen hatten sich um den großen Tisch versammelt, die Frauen waren durchweg modisch und elegant gekleidet. Caro dagegen trug dasselbe Kleid, das sie auch beim Dinner mit dem Premierminister getragen hatte, an dem Abend, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Philippe sehnte sich danach, den Reißverschluss zu öffnen. Schnell sah er zu Francesca Allen hinüber, die an seiner Seite saß. Sie war hinreißend, witzig, intelligent und charmant. Eigentlich sollte er die Augen nicht von ihr lassen können.
Doch seine ganze Aufmerksamkeit galt Caro. Er sah sie lächeln, gestikulieren und bemerkte, wie sich ihr Haar wieder einmal aus der Spange löste. Sie hatte behauptet, seine Freunde würden sie einschüchtern. In diesem Moment strahlte sie jedoch mehr Selbstbewusstsein aus als alle anderen, weil sie einfach sie selbst war.
„Sie war eine reizende Abwechslung. Nach dem Ball reist sie allerdings ab“, wandte er sich betont gleichmütig an seinen Freund. Und er würde sie nicht bitten zu bleiben. Als Prinz hatte er schließlich seinen Stolz! „Glaubst du, Francesca möchte über ihre Scheidung hinweggetröstet werden?“
„Möglich. Auf jeden Fall würde sie viel Aufmerksamkeit auf Montluce lenken. Denk nur an Grace Kelly! Sie wäre bestimmt eine ideale Prinzessin, wenngleich teuer im Unterhalt.“ Er ließ den Blick über den Tisch zu Caro schweifen, die gerade hell auflachte. „Dann stört es dich also nicht, wenn ich mein Glück bei Caro versuche?“
Doch! dachte Philippe, ohne es laut auszusprechen. Voller Eifersucht beobachtete er, wie Jack zu ihr ging, sich auf den Stuhl neben ihr setzte und eine Unterhaltung mit ihr anfing. Er passt nicht zu ihr! ging es ihm durch den Kopf. Hoffentlich ließ sie sich nicht auf ihn ein. Jack konnte überaus charmant sein, wenn er es darauf anlegte.
Währenddessen bemühte sich Caro, die am anderen Ende des Tisches saß, zu ignorieren, wie schön Francesca war und dass Philippe den Arm lässig um ihre Stuhllehne legte, sie anlächelte und ihr etwas ins Ohr raunte.
Ich muss nur noch das Dinner und den Ball überstehen, dann kehre ich nach Ellerby zurück, sprach sie sich Mut zu.
Als Philippe am nächsten Morgen mit seinen Freunden zum Segeln aufbrach, entschuldigte sie sich mit der Behauptung, sie hätte einiges zu erledigen.
Sie hatte sich entschieden, auf dem Ball ein modernes Abendkleid zu tragen, aber zunächst nicht gewusst, wo sie eine geeignete Robe finden konnte. Letztendlich hatte sie Agnès, die modebewussteste unter den Zofen, um Hilfe gebeten.
Die junge Frau hatte sich mit Feuereifer der Aufgabe angenommen, Caro auf das große Ereignis vorzubereiten. Sie machte sie mit einer aufstrebenden jungen Designerin bekannt, die in Paris gelernt hatte und sich gerade selbstständig machte. Ziggy entwarf und nähte in Rekordzeit ein atemberaubendes Kleid.
„Wie gefällt es Ihnen?“
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ Caro vermochte die Augen kaum von ihrem Spiegelbild abzuwenden. In der eleganten Kreation wirkte sie überaus elegant und obendrein gertenschlank.
Auch Agnès war begeistert. „Sie sehen aus wie eine Prinzessin!“
„Oh nein“, wehrte Caro unwillkürlich ab und trat einen Schritt zurück. Das hatte sie nicht bezweckt. Sie wollte lediglich eine würdige Begleiterin für Philippe abgeben.
Ziggy dagegen triumphierte. Nach Caros Auftritt auf dem Ball durfte sie mit einer wahren Flut an Aufträgen rechnen.
„Jetzt müssen wir uns nur noch um Ihr Haar kümmern“, meinte Agnès energisch.
„Ich bin fertig.“
Beim Klang ihrer Stimme drehte Philippe sich um. Während Caro sich mit einer der Zofen im Schlafzimmer eingeschlossen hatte, war er nervös durch die Wohnung gestreift. Blanche hatte sie eingeladen, vor dem Ball ein Glas Champagner mit ihr zu trinken, da durfte man sich nicht verspäten.
Der
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