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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hingerichtet wurde. Ich habe ihn wütend gesehen, so knallrot, dass wir um sein Herz fürchteten, als die Berichte eintrafen, die detailliert die Dummheiten beschrieben, die zu den letzten Unruhen in Solstice geführt hatten. Ich habe ihn im Palais Vorkosigan im Morgengrauen in Unterwäsche herumwandern sehen, wie er gähnte und meine schläfrige Mutter antrieb, ihm zu helfen, zwei passende Socken zu finden. Er ist nicht wie irgendjemand, Ahn. Er ist das Original.
    »Er sorgt sich um Barrayar«, sagte Miles schließlich laut, als das Schweigen peinlich wurde. »Er ist … ein Vorbild, dem zu folgen schwer ist.« Und, o ja, sein einziges Kind ist ein missgebildeter Mutant. Auch das gehört dazu.
    »Das glaub ich gern.« Ahn atmete hörbar aus, aus Mitgefühl, oder war es vielleicht Ekel?
    Miles entschied, dass er Ahns Mitgefühl würde ertragen können. Es schien keine Andeutung darin zu sein von jenem verdammten herablassenden Mitleid, und auch nicht, interessanterweise, von dem gewöhnlicheren Widerwillen. Das kommt daher, dass ich hier sein Nachfolger bin , schloss Miles. Ich könnte zwei Köpfe haben, und er wäre trotzdem überglücklich, mir zu begegnen.
    »Heißt das, was Sie tun, in die Fußstapfen des Alten zu treten?«, fragte Ahn gleichmütig. Und etwas unsicherer, wobei er sich umblickte: »Hier?«
    »Ich bin ein Vor«, sagte Miles ungeduldig. »Ich diene. Oder ich versuche es jedenfalls. Wo auch immer ich hingestellt werde. Das war die Abmachung.«
    Ahn zuckte verwirrt die Achseln, ob wegen Miles oder wegen der wunderlichen Einfalle der Streitkräfte, die ihn nach Kyril geschickt hatten, wusste Miles nicht zu sagen.
    »Nun gut.« Er stieß sich mit einem Knurren vom Geländer hoch. »Keine Wahwah-Warnungen heute.«
    »Was für Warnungen?«
    Ahn gähnte und tippte auf seinem Reportpanel eine Reihe von Zahlen ein, die er, nach Miles’ Beobachtung, aus dem hohlen Bauch geholt hatte und die eine stundenweise Vorhersage des heutigen Wetters darstellten. »Wahwah. Hat Ihnen niemand etwas von den Wahwahs erzählt?«
    »Nein …«
    »Das hätte man tun sollen, als erstes. Verdammt gefährlich, das Wahwah.«
    Miles begann sich zu fragen, ob Ahn ihn verscheißern wollte. Üble Späße, hatte Miles herausgefunden, konnten eine ziemlich subtile Form der Schikane darstellen, die sogar den Schutz des Rangs durchdrang. Der ehrliche Hass einer Prügelei hatte nur körperlichen Schmerz zur Folge.
    Ahn lehnte sich wieder über das Geländer, um etwas zu zeigen. »Sehen Sie all diese Seile, die zwischen den Gebäuden von Tür zu Tür gespannt sind? Die sind dafür da, wenn das Wahwah kommt. Man hängt sich an sie dran, damit man nicht weggeblasen wird. Wenn man sich nicht mehr halten kann, dann darf man nicht die Arme ausstrecken und versuchen, sich zu stoppen. Ich habe schon eine Menge Kerle gesehen, die sich auf diese Weise die Handgelenke gebrochen haben. Man muss sich dann zu einer Kugel zusammenducken und rollen.«
    »Was, zum Teufel, ist ein Wahwah, Sir?«
    »Ein gewaltiger Wind. Plötzlich. Ich habe schon ein Wahwah erlebt, das in sieben Minuten von der Windstille bis zu einer Windgeschwindigkeit von 160 Kilometern losgebraust ist, mit einem Temperatursturz von zehn Grad über Null auf zwanzig unter dem Gefrierpunkt. Es kann zwischen zehn Minuten und bis zu zwei Tagen dauern. Sie kommen hier fast immer aus dem Nordwesten, wenn ganz bestimmte Bedingungen herrschen. Die Außenstation an der Küste warnt uns etwa zwanzig Minuten vorher. Wir lassen dann eine Sirene heulen. Das heißt, Sie dürfen nie ohne Ihre Kälteausrüstung losgehen oder weiter als fünfzehn Minuten weg von einem Bunker. Auf den Übungsgeländen der Rekruten dort draußen gibt es überall Bunker.«
    Ahn fuchtelte mit seinem Arm in diese Richtung. Er wirkte ganz ernst und aufrichtig. »Wenn Sie diese Sirene hören, dann müssen Sie wie der Teufel zum nächsten Unterschlupf rennen. Bei Ihrer Größe … also wenn der Wind Sie hochhebt und ins Meer bläst, da würde man Sie nie mehr finden.«
    »In Ordnung«, sagte Miles und beschloss im stillen, bei der ersten Gelegenheit diese angeblichen Fakten in den Wetteraufzeichnungen der Basis zu überprüfen. Er streckte seinen Hals aus für einen Blick auf Ahns Reportpanel. »Wo haben Sie diese Zahlen abgelesen, die Sie da eben eingegeben haben?«
    Ahn blickte überrascht auf sein Panel. »Nun – das sind … äh … die richtigen Zahlen.«
    »Ich habe nicht ihre Genauigkeit in Frage gestellt«, sagte Miles

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